Mit weichem Herzen und harten Sohlen
Einführung
Eine einundzwanzigjährige Musikstudentin nahm das billigste Schiff, das die meisten Häfen anlief und betete, sie möge erkennen, wo sie aussteigen soll. So landete sie 1966 in Hong Kong. Die Walled City war ein relativ kleiner, dicht besiedelter, rechtsloser Stadtteil Hong Kongs, der weder von China noch von der Kronkolonie Hong Kong kontrolliert wurde. Ein Hochhaus-Slum im Griff von Drogen, Gangs und Prostitution. Sie schrieb:
„Mir gefiel dieser finstre Ort. Ich hasste, was sich dort abspielte, aber ich wollte nirgendwo sonst sein. Es war fast, als sähe ich schon eine andere Stadt an diesem Ort. Eine Stadt, die vor Licht erstrahlte. Mein Traum: Keine Tränen, kein Tod, kein Schmerz mehr. Die Kranken geheilt, die Gefangenen befreit, die Hungrigen satt, Familien für die Waisen, Wohnungen für die Obdachlosen, eine neue Würde für die, die in Schande gelebt hatten. Ich hatte keinen Plan, wie ich das schaffen sollte, aber in meinem „visionären Eifer“ stellte ich mir vor, dass ich die Bewohner der Walled City dem Einen vorstellen wollte, der alles verändern könnte: Jesus.“
Jackie Pullinger arbeitet nun seit über einem halben Jahrhundert mit Prostituierten, Heroinsüchtigen und Bandenmitgliedern. Ich erinnere mich gut an einen ihrer Vorträge vor einigen Jahren. Er begann mit den Worten, „Gott möchte, dass wir ein weiches Herz und harte Sohlen haben.“
Jackie ist ein leuchtendes Beispiel dafür. Sie verzichtet auf Schlaf, Nahrung und Komfort, um anderen zu dienen. Gott möchte, dass wir ein weiches Herz haben, erfüllt mit Liebe und Mitgefühl. Wenn wir aber etwas in der Welt verändern möchten, dann brauchen wir dazu harte Sohlen für den steinigen Weg, gespickt mit vielen Herausforderungen.
Sprüche 17,5–14
5 Wer den Armen verspottet, verhöhnt dessen Schöpfer.
Wer sich am Unglück anderer freut, bekommt seine Strafe.
6 Alte Menschen sind stolz auf ihre Enkelkinder,
und Kinder sind stolz auf ihre Eltern.
7 Zu einem Dummkopf passen keine vernünftigen Worte,
wie viel weniger passt Lüge zu einem geachteten Menschen!
8 Manche glauben, Bestechung sei ein Zaubermittel,
das ihnen überall Erfolg verspricht.
9 Wer über die Verfehlungen anderer hinwegsieht, gewinnt ihre Liebe;
wer alte Fehler immer wieder ausgräbt, zerstört jede Freundschaft.
10 Ein vernünftiger Mensch lernt durch einen Tadel mehr
als ein Dummkopf durch hundert Schläge!
11 Ein Unruhestifter sucht nur den Aufstand,
darum wird ihn eine grausame Strafe treffen.
12 Lieber einer Bärin begegnen, der man die Jungen geraubt hat,
als einem Dummen, der nur Unsinn im Kopf hat!
13 Wer Gutes mit Bösem vergilt,
in dessen Familie ist das Unglück ein ständiger Gast.
14 Ein angefangener Rechtsstreit ist so schwer aufzuhalten
wie Wasserfluten, wenn der Damm einmal gebrochen ist –
darum lass es gar nicht erst so weit kommen!
Kommentar
Ein weiches Herz für andere
Wenn Gott dein Herz weich gemacht hat, wirst du anderen Menschen unweigerlich liebevoll begegnen. Wir sollen ein Leben anstreben, in dem „die Liebe lebendig“ bleibt (17,9a).
1. Liebe die Armen
Deine Haltung Armen gegenüber spiegelt deine Einstellung zu Gott wider: „Wer den Armen verspottet, beleidigt seinen Schöpfer“ (5a). Als Volk Gottes sind wir aufgerufen zur Freundschaft mit und zum Dienst an den Armen.
2. Liebe deine Familie
Gottes Idealvorstellung ist, dass du enge Beziehungen zu deinen Eltern, Großeltern und Kindern pflegst: „Enkelkinder sind der Ruhm der Alten; Eltern sind der Stolz ihrer Kinder“ (17,6).
3. Liebe deine Freunde
Zuneigung unter engen Freunden ist extrem wertvoll. Schütze deine Freundschaften. Das heißt z.B., nicht schnell eingeschnappt zu sein: „Wer über die Fehler anderer hinwegsieht, gewinnt ihre Liebe; wer alte Fehler immer wieder ausgräbt, zerstört jede Freundschaft“ (17,9; Hfa).
4. Liebe deine Kritiker
Jesus forderte uns auf, unsere Feinde zu lieben (Matthäus 5,44). Ein weiches Herz ist gewillt, Kritik anzunehmen, ob sie nun von einem Freund oder einem „Feind“ kommt. „Einem klugen Menschen nützt eine einzige Zurechtweisung mehr als einem Narren hundert Peitschenschläge auf den Rücken“ (17,10).
Gib dein Bestes, um Streit zu vermeiden: „Einen Streit anzufangen gleicht dem Öffnen eines Dammes; deshalb lass eine Sache lieber auf sich beruhen, bevor es zum Streit darüber kommt“ (17,14).
Gebet
Römer 2,17–3,8
Wer gehört wirklich zum Volk Gottes?
17 Was ist nun mit dir? Du nennst dich Jude und verlässt dich darauf, dass du Gottes Gesetz besitzt, du bist stolz auf deinen Gott und dein besonderes Verhältnis zu ihm. 18 Denn du hast Gottes Gebote gelernt und weißt genau, wie man sich verhalten soll. 19 Deshalb traust du dir zu, Blinde führen zu können und für alle, die im Dunkeln tappen, das Licht zu sein. 20 Du willst die Unverständigen erziehen und die Unwissenden belehren, denn mit dem Gesetz hast du alles in Händen, was wir über Gott und seine Wahrheit wissen können. 21 Doch wenn du die anderen so gut belehren kannst, weshalb nimmst du selbst keine Lehre an? Du predigst, dass man nicht stehlen soll, und stiehlst selber? 22 Du sagst den Leuten, dass sie nicht die Ehe brechen sollen, und tust es selbst? Du verabscheust Götzen, und dann bereicherst du dich an ihren Tempelschätzen. 23 Du bist stolz darauf, dass Gott euch sein Gesetz gegeben hat, und dennoch lebst du nicht nach seinen Geboten und bringst ihn so in Verruf. 24 Aber das steht ja schon in der Heiligen Schrift: »Euretwegen werden die Völker Gottes Ehre in den Schmutz ziehen.«
25 Sicher ist es ein ganz besonderer Vorzug, Jude zu sein, wenn du Gottes Gebote befolgst. Tust du dies aber nicht, dann bist du mit denen gleichzustellen, die niemals beschnitten worden sind. 26 Wenn aber umgekehrt Menschen, die nicht beschnitten worden sind, nach Gottes Geboten leben, dann gelten sie vor ihm als beschnitten. 27 Ja, solche Menschen werden sogar über euch Juden Richter sein; denn ihr seid zwar am Körper beschnitten und habt Gottes Gebote, aber ihr lebt nicht danach.
28 Die jüdische Abstammung und die Beschneidung sind also nur äußerlich und lassen noch niemanden wirklich zum Juden werden. 29 Jude ist man im tiefsten Inneren, wenn die Beschneidung mehr bedeutet als die Erfüllung toter Buchstaben. Was wirklich zählt, ist die Beschneidung, die vom Heiligen Geist kommt und einen Menschen völlig verändert. In den Augen der Menschen mag das nicht viel bedeuten, wohl aber bei Gott.
Gott steht zu seinem Wort
3 1 Welchen Vorteil hat man also davon, ein Jude zu sein, und was nützt einem die Beschneidung? 2 Damit hat man den anderen Menschen in jeder Hinsicht viel voraus! Allem voran hat Gott dem jüdischen Volk sein Wort anvertraut.
3 Zwar sind einige ihre eigenen Wege gegangen, aber was ändert das? Kann die Untreue dieser Menschen etwa Gottes Treue aufheben? 4 Niemals! Gott steht auf jeden Fall zu seinem Wort, auch wenn alle Menschen Lügner sind. Es heißt ja schon in der Heiligen Schrift: »Deine Worte, Gott, werden sich als wahr erweisen, und du wirst siegen, wenn man dich verurteilen will.«
5 Nun könnte man aber einwenden: Müssen wir Gott nicht sogar untreu sein, damit Gottes Treue erst richtig zur Geltung kommt? Ist es dann nicht ungerecht von Gott, wenn er uns wegen unserer Schuld bestraft? 6 Nein, Gott ist nicht ungerecht! Könnte er denn sonst Richter über uns Menschen sein? 7 Aber fragen wir noch einmal: Wie kann Gott mich als Sünder ansehen und verurteilen, wenn doch erst durch meine Falschheit seine Wahrheit in ihrer ganzen Größe aufstrahlt? 8 Wäre es dann nicht viel besser, nach dem Motto zu leben: »Lasst uns das Böse tun, denn es kommt ja letztlich das Gute dabei heraus«? Das legen mir einige in den Mund und verleumden mich damit. Sie alle bekommen von Gott ihre gerechte Strafe.
Kommentar
Ein weiches Herz für Gott
Es ist egal, was äußerlich geschieht, wenn wir kein „weiches Herz” haben. Paulus betrachtet hier, was für eine wichtige Rolle das Herz spielt. Er erläutert, dass die Juden, das von Gott erwählte Volk, dazu bestimmt waren, in einer Beziehung mit Gott zu leben. Deshalb gab Er ihnen das Gesetz. Sie kannten den Willen Gottes (2,17-18). Sie sollten „ein Führer der Blinden .. und ein Licht für die Menschen [sein], die ohne Gott in der Finsternis leben… die Unwissenden unterweisen und Kindern die Wege Gottes lehren“ (2,19-20).
Die äußere, körperliche Beschneidung war gedacht als sichtbares Zeichen der inneren, unsichtbaren Herzenshaltung. Paulus argumentiert, dass leider alle (uns eingeschlossen) daran scheitern, Gottes Gesetz zu halten (2,21-27).
Dann konzentriert sich Paulus auf das, was wirklich wichtig ist: „Ein "wahrer" Jude ist der, der es im Innersten seines Wesens ist, und die "wahre" Beschneidung ist die, die am Herzen geschieht. Sie kommt nicht durch die äußerliche Befolgung einer Gesetzesvorschrift zustande…Das Lob, das der erhält, …kommt … von Gott“ (2,29; NGÜ).
Gott geht es um dein Herz. Jeder Mensch, in dessen Herzen der Heilige Geist wohnt, erhält dasselbe Erbe wie die Juden im Alten Testament – also jeder Christ.
Heißt das nun, was den Juden gegeben war, ist wertlos? Nein. Er verweist sogar darauf, dass Jude zu sein Vorteile hat. Z. B. „dass den Juden die Worte Gottes anvertraut wurden“ (3,2). Was für ein Vorrecht! Aber wir haben nicht nur Gottes Wort in der Bibel, sondern auch Jesu Worte und das ganze Neue Testament. Damit haben wir einen noch größeren Vorteil.
Darauf wird Paulus in den Kapiteln 9-11 noch ausführlich eingehen. Hier will er ein Argument seiner Gegner widerlegen (3,3-8). Er betont wieder Gottes Treue. Selbst wenn wir untreu sind, hält Gott uns die Treue. Es wäre absurd, das auszunutzen, indem wir böse handeln. Vielmehr spornt uns Gottes Treue an, Ihm treu zu bleiben.
Gebet
Amos 1,1–2,16
Gott spricht sein Urteil über Israels Nachbarvölker
1 1 In diesem Buch sind die Worte von Amos aufgeschrieben, einem Schafzüchter aus dem Dorf Tekoa. Zwei Jahre vor dem großen Erdbeben offenbarte ihm Gott, was er mit dem Nordreich Israel vorhatte. Damals regierte in Juda König Usija, und in Israel herrschte Jerobeam, der Sohn von Joasch.
2 Amos verkündete dem Volk:
»Mächtig wie das Brüllen eines Löwen ertönt die Stimme des HERRN
vom Berg Zion in Jerusalem.
Da vertrocknen die saftigen Weiden der Hirten,
und die Wälder auf dem Gipfel des Karmel verdorren.
3 So spricht der HERR:
Die Leute von Damaskus begehen
ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen.
Sie haben die Bewohner von Gilead
wie mit einem eisernen Dreschschlitten niedergewalzt und zermalmt.
Das werde ich nicht ungestraft lassen!
4 Ich brenne die Paläste nieder, die König Hasaël
und König Ben-Hadad errichtet haben.
5 Ich zerschmettere die Riegel an den Stadttoren von Damaskus
und töte die Herrscher von Bikat-Awen (›Unrechtstal‹)
und Bet-Eden (›Freudenhaus‹).
Die Bevölkerung von Syrien wird nach Kir verschleppt.
Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort!
6 So spricht der HERR:
Die Leute von der Philisterstadt Gaza begehen
ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen.
Sie haben die Einwohner ganzer Dörfer gefangen genommen
und an die Edomiter verkauft. Das werde ich nicht ungestraft lassen!
7 Ich brenne die Stadtmauern von Gaza nieder,
seine Paläste werden ein Raub der Flammen.
8 Die Herrscher von Aschdod und Aschkelon bringe ich um,
und auch die Stadt Ekron bekommt meine Macht zu spüren.
Die Philister, die dann noch übrig geblieben sind, finden den Tod.
Darauf gebe ich, Gott, der HERR, mein Wort!
9 So spricht der HERR:
Die Leute von Tyrus begehen
ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen.
Sie haben ihren Freundschaftsbund mit Israel gebrochen
und die Einwohner ganzer Dörfer an die Edomiter verkauft.
Das werde ich nicht ungestraft lassen!
10 Ich brenne die Stadtmauern von Tyrus nieder,
seine Paläste werden ein Raub der Flammen.
11 So spricht der HERR:
Die Leute von Edom begehen
ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen.
Sie haben die Israeliten, ihr Brudervolk, erbarmungslos bekämpft
und unschuldiges Blut vergossen.
Ihr Hass kennt keine Grenzen, ständig führen sie Krieg gegen mein Volk.
Das werde ich nicht ungestraft lassen!
12 Ich brenne Teman nieder,
und auch die Paläste der Hauptstadt Bozra werden ein Raub der Flammen.
13 So spricht der HERR:
Die Leute von Ammon begehen
ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen.
Sie führten Krieg, um ihre Herrschaft auszudehnen,
sie ließen sogar schwangeren Frauen
im Gebiet von Gilead den Bauch aufschlitzen.
Das werde ich nicht ungestraft lassen!
14 Die Mauern ihrer Hauptstadt Rabba lege ich in Schutt und Asche,
ihre Paläste werden ein Raub der Flammen.
Dann ertönt überall das Kriegsgeschrei, und die Schlacht tobt
wie ein verheerender Sturm.
15 Der König der Ammoniter und alle führenden Männer
werden in die Verbannung geschickt.
Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort!
2 1 So spricht der HERR:
Die Leute von Moab begehen
ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen.
Sie haben die Gebeine des Königs von Edom zu feiner Asche verbrannt.
Das werde ich nicht ungestraft lassen!
2 Das ganze Land und auch die Paläste von Kerijot
werden ein Raub der Flammen.
Die Feinde blasen zum Angriff, sie stimmen das Kriegsgeschrei an,
und die Moabiter fallen im lauten Getöse der Schlacht.
3 Den Herrscher von Moab bringe ich um,
mitsamt den führenden Männern.
Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort!«
Auch Juda und Israel kommen nicht davon
4 »So spricht der HERR:
Die Leute von Juda begehen
ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen.
Sie treten mein Gesetz mit Füßen und leben nicht nach den Geboten,
die ich, der HERR, ihnen gegeben habe.
Sie ließen sich von den falschen Göttern verführen,
denen schon ihre Vorfahren nachgelaufen sind.
Das werde ich nicht ungestraft lassen!
5 Ich brenne das ganze Land nieder,
und Jerusalems Paläste werden ein Raub der Flammen.
6 So spricht der HERR:
Die Leute von Israel begehen
ein abscheuliches Verbrechen nach dem anderen.
Das werde ich nicht ungestraft lassen!
Ehrbare Menschen, die ihnen Geld schulden,
verkaufen sie in die Sklaverei, ja, sie verkaufen einen Armen schon,
wenn er ein Paar Schuhe nicht bezahlen kann!
7 Den Wehrlosen treten sie in den Staub,
und dem Schwachen verweigern sie sein Recht.
Vater und Sohn gehen mit ein und demselben Mädchen ins Bett
und ziehen damit meinen heiligen Namen in den Schmutz.
8 Neben jedem Altar machen sie sich weiche Polster aus den Kleidern,
die sie den Armen als Pfand wegnehmen.
Im Tempel ihres Gottes saufen sie Wein,
den sie für nicht bezahlte Schulden gefordert haben!
9 Dabei war ich es doch, der die Amoriter vernichtet hat,
um ihr Land den Israeliten zu geben!
Sie waren so groß wie Zedern und so stark wie Eichen,
aber ich habe sie mit Stumpf und Stiel ausgerottet.
10 Ja, ich habe euch aus Ägypten befreit
und vierzig Jahre lang durch die Wüste geleitet,
bis ihr das Land der Amoriter in Besitz nehmen konntet.
11 Einige von euch habe ich als Propheten erwählt
und junge Männer berufen, sich mir zum Dienst zu weihen.
Ich, der HERR, frage euch Israeliten:
Habe ich nicht dies alles für euch getan?
12 Ihr aber habt diejenigen, die sich mir geweiht hatten,
gezwungen, ihr Gelübde zu brechen und Wein zu trinken.
Den Propheten habt ihr verboten,
euch meine Botschaft weiterzusagen.
13 Darum werde ich euch eine Last aufbürden,
unter der ihr hin- und herschwankt wie ein zu voller Erntewagen!
14 Sogar der Schnellste unter euch kann dann nicht mehr entfliehen,
dem Stärksten hilft seine Kraft nicht mehr,
und der beste Soldat verliert sein Leben.
15 Die Bogenschützen werden überrannt,
die besten Läufer und schnellsten Reiter auf der Flucht getötet.
16 Selbst der mutigste Soldat lässt an jenem Tag die Waffen fallen
und rennt um sein Leben.
Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort!
Kommentar
Härte deine Sohlen, um Armen und Bedürftigen zu helfen
Ein weiches Herz muss unweigerlich zu „harten Sohlen“ führen, wenn Gottes Volk bereit ist, sich für arme, schutzlose oder unterdrückte Menschen einzusetzen und das Unrecht zu bekämpfen.
Israel und Juda erlebten eine Zeit großen Wohlstands (760-750 v.Chr.). Materieller Wohlstand ist aber nicht zwingend ein Zeichen für den Segen Gottes. Hier hatte es zu Selbstgefälligkeit, Korruption, Morallosigkeit und schrecklichem Unrecht geführt.
Amos war Prophet und kein Priester oder Tempeldiener, sondern Schafzüchter, der sich von Wohlstand, Macht und gesellschaftlicher Stellung nicht beeindrucken ließ. Er war ein Verteidiger der Unterdrückten und Armen, ein Ankläger der privilegierten Reichen, die im Namen Gottes Unrecht und Unterdrückung rechtfertigten.
Wie der Apostel Paulus kündigte auch Amos sowohl dem religiösen als auch dem nicht religiösen Volk Gottes Gericht an.
Er beginnt mit den Unreligiösen, Israels Nachbarn, die „schwerste Verbrechen begangen“ hatten (1,3). Dass sie „die Bewohner Gileads grausam misshandelt und zu Tode gequält“ haben, wird Gott „nicht ungestraft lassen“ (1,3; Hfa). Sie hatten Menschen versklavt (1,6), keine Gnade walten lassen (1,11), Schwangere aufgeschlitzt (1,13) und Leichen geschändet (2,1). Amos spricht von Gottes Zorn angesichts solcher schrecklicher Sünden (1,3.6.9.11.13).
Sowohl Amos als auch Paulus (Römer 1,18-20) sprechen von einem „Naturgesetz“. Selbst wer das geschriebene Gesetz Gottes nicht kennt, kennt das „Naturgesetz“, das „in ihr Herz geschrieben ist“ (Römer 2,15). Von manchen Sachen weiß man einfach, dass sie falsch sind. Das war letztlich die Grundlage, auf der nach dem 2. Weltkrieg in den Nürnberger Prozessen die Angeklagten verurteilt wurden.
Wie Paulus (Römer 2,12) fährt auch Amos fort und sagt, dass Gottes Volk, das das geschriebene Gesetz kenne, an einem strengeren Maßstab gemessen werde. Amos kommt vom Gericht gegen Nichtjuden zum Gericht Gottes gegen Juda und Israel, denn „sie haben das Gesetz des Herrn verachtet und seine Gebote nicht bewahrt“ (2,4).
Obwohl Gott ihnen immer geholfen hatte, z.B. hatte Er „für sie die Amoriter vernichtet“ (2,9), hielten sie Seine Gebote nicht. Ganz besonders störte Gott ihre Haltung zu den Armen und Bedürftigen. Ihre Herzen waren hart geworden. „Denn sie haben Gerechte für Silber und Arme für ein Paar Sandalen verkauft. Sie haben die Schwachen in den Staub getreten und den Unterdrückten ihr Recht vorenthalten“ (2,6c-7b). Auch waren sie der Sklaverei und sexueller Sünden schuldig (7c).
Gleichzeitig „machen sie sich neben jedem Altar weiche Polster aus den Kleidern, die sie den Armen als Pfand wegnehmen. Im Tempel ihres Gottes saufen sie Wein, den sie für nicht bezahlte Schulden gefordert haben“ (2,8; Hfa).
Die Sünden Seines Volkes mögen nicht so furchtbar wie die der Heiden sein, aber das Urteil gegen sie fällt hart aus (2,13.16), weil Gott sie so reich gesegnet hat (2,10-11). Dass unsere Schuld vielleicht weniger schlimm ist als die von anderen Menschen, ist kein Grund zur Freude. Unsere Schuld mag weniger offensichtlich sein, doch Gott sieht sie, wie sie wirklich ist. Danke Ihm für Seine Vergebung und Gnade, die wir durch Jesus empfangen.
Gebet
Pippa fügt hinzu
Sprüche 17,6
„Eltern sind der Stolz ihrer Kinder.“ – Wollen wir’s hoffen!
Sprüche 17,14
„Einen Streit anzufangen gleicht dem Öffnen eines Dammes; deshalb lass eine Sache lieber auf sich beruhen, bevor es zum Streit darüber kommt.“
Beim Streiten ist die Versuchung groß, das letzte Wort haben zu wollen. Meinungsverschiedenheiten geraten so leicht außer Kontrolle. Der Vers fordert uns auf, die Sache auf sich beruhen zu lassen und weiterzumachen.
Vers des Tages
Sprüche 16,9
Wer über die Verfehlungen anderer hinwegsieht, gewinnt ihre Liebe;
wer alte Fehler immer wieder ausgräbt, zerstört jede Freundschaft.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“