Tag 130

Gott verwandelt deine Schwächen in Stärken

Weisheit Psalm 59,1–9
Neues Testament Johannes 6,25–59
Altes Testament Richter 10,1–11,40

Einführung

Der bekannte Theologe und christliche Leiter, John Stott, war einst als Redner an der Universität in Sidney, Australien, eingeladen. Am letzten Abend der Veranstaltung hatte er aufgrund einer Infektion beinahe völlig seine Stimme verloren.

Dennoch hatte er sich überreden lassen zu sprechen. Während er in einem Nebenzimmer auf seinen Einsatz wartete, bat er flüsternd, dass ihm jemand die „Dorn im Fleisch“ Verse aus 2. Korinther 12 vorlesen möge. Die Unterhaltung zwischen Jesus und Paulus wurde lebendig.

Stott (Paul): „Herr, befreie mich davon.“ Jesus: „Meine Gnade ist alles, was du brauchst. Meine Kraft zeigt sich in deiner Schwäche.“ Stott (Paul): „Und nun bin ich zufrieden mit meiner Schwäche, damit die Kraft von Christus durch mich wirken kann…Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.“

Als es an ihm war vorzutragen, krächzte er seine Botschaft mit monotoner Stimme, völlig unfähig, ihr Ausdruck zu verleihen, durchs Mikrofon. Gleichzeitig betete er ohne Unterlass zum Herrn, dass Jesu Kraft durch seine Schwäche wirken möge.

Er war später noch oft in Australien, und immer wieder traf er auf Menschen, die ihn ansprachen, „Erinnern Sie sich noch an den Abschlussgottesdienst in der Great Hall, als Sie Ihre Stimme verloren hatten? An dem Abend bin ich zum Glauben gekommen.“

Als jemand, der sich seiner eigenen Schwächen sehr bewusst ist, macht es mir Mut, dass ich in meiner Schwäche nicht allein bin. Wenn du dein Vertrauen in Gott setzt, verwandelt Er deine Schwäche in eine Stärke.

Weisheit

Psalm 59,1–9

Gott wird mit meinen Feinden fertig!

1 Ein Lied von David, nach der Melodie:
 »Richte nicht zugrunde«.
 Er verfasste es, als Saul sein Haus überwachen ließ,
 um ihn zu töten.
2 Befreie mich von meinen Feinden, mein Gott!
 Bring mich in Sicherheit vor meinen Verfolgern!

3 Ja, rette mich vor diesen böswilligen Menschen,
 die vor keiner Bluttat zurückschrecken!
4 Siehst du nicht, wie sie mir auflauern, um mich zu töten?
 Alles, was in ihrer Macht steht,
 haben sie gegen mich aufgeboten.
 Doch niemand kann mir vorwerfen, ich hätte treulos gehandelt
 oder sonst ein Unrecht begangen, HERR.
5 Obwohl ich völlig unschuldig bin,
 kommen sie angelaufen und umstellen mein Haus.
 Steh auf, Herr! Sieh meine Not an und komm mir zu Hilfe!

6 Du bist der allmächtige HERR und Gott, du bist der Gott Israels!
 Greif ein und strafe alle gottlosen Völker;
 hab kein Erbarmen mit den gemeinen Verrätern!
7 Sie benehmen sich wie wilde Hunde,
 die am Abend kläffend die Stadt durchstreifen.
8 Vor Gier läuft ihnen schon der Geifer aus dem Maul.
 Jedes Wort, das über ihre Lippen kommt, ist wie ein Dolchstoß.
 Dabei denken sie: »Keiner hört, was wir hier planen!«
9 Aber du, HERR, kannst über sie nur lachen.
 Nichts als Spott hast du für diese Völker übrig.

Kommentar

Glaube und Widerstände

In schwierigen Zeiten ist Gott deine Stärke. An Gott zu glauben, ist kein Rezept für ein einfaches Leben. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Es ist sehr wahrscheinlich, dass du auf alle möglichen Widerstände treffen wirst.

Davids Leben war in Gefahr. Saul hatte Männer beauftragt, Davids Haus zu bewachen, um ihn zu töten. David ist umzingelt von Menschen, „die mir nach dem Leben trachten…von Verbrechern … Mördern…Feinde[n]…Sie wollen mich töten“ (59,2-5).

In diese Situation hinein betet David, „rette mich…“ (59,2-3). Dabei vertraut er vollkommen darauf, dass der Herr ihn erlösen wird und kann (59,9). David spricht noch zwei weitere Male von Gott als „meine Stärke“ (59,10.18).

Er kann aufrichtig sagen, „Ich bin unschuldig“ (59,5a). David war gewiss nicht perfekt (siehe z.B. 2. Samuel 11), aber manchmal wird es schwierig in deinem Leben, nicht weil du etwas falsch gemacht, sondern weil du es richtig gemacht hast.

Wenn du persönliche Probleme hast, bitte Gott um Hilfe. „Sieh meine Not! Steh auf und hilf mir!“ (5b). Auch in internationalen Krisensituationen kannst du dich an Ihn wenden. Der nächste Vers ist ein Gebet für das Land (6a). Egal wo du auf Opposition stößt, bitte Gott um Sein Eingreifen, um Hilfe und Rettung.

Gebet

Meine Stärke, bitte hilf mir, Dir bei Schwierigkeiten und Opposition zu vertrauen. Erlöse uns von denen, die danach trachten, unsere Pläne zu durchkreuzen.
Neues Testament

Johannes 6,25–59

Das Brot des Lebens

25 Als sie Jesus auf der anderen Seite des Sees gefunden hatten, fragten sie ihn: »Rabbi, wann bist du denn hierhergekommen?«

26 Jesus antwortete ihnen: »Ich weiß, weshalb ihr mich sucht: doch nur, weil ihr von mir Brot bekommen habt und satt geworden seid; nicht weil ihr verstanden hättet, was diese Wunder bedeuten! 27 Bemüht euch doch nicht nur um das vergängliche Brot, das ihr zum täglichen Leben braucht! Setzt alles dafür ein, die Nahrung zu bekommen, die bis ins ewige Leben reicht. Diese wird der Menschensohn euch geben. Denn Gott, der Vater, hat ihn als seinen Gesandten bestätigt und ihm die Macht dazu verliehen.«

28 Da fragten sie ihn: »Was sollen wir tun, um Gottes Willen zu erfüllen?«

29 Er erwiderte: »Nur eins erwartet Gott von euch: Ihr sollt an den glauben, den er gesandt hat.«

30 »Wenn wir an dich glauben sollen«, wandten sie ein, »musst du uns schon beweisen, dass du im Auftrag Gottes handelst! Kannst du nicht ein Wunder tun? Vielleicht so eines wie damals, 31 als unsere Vorfahren in der Wüste jeden Tag Manna aßen? Es heißt doch in der Heiligen Schrift: ›Er gab ihnen Brot vom Himmel.‹ «

32 Jesus entgegnete: »Ich versichere euch: Nicht Mose gab euch das Brot vom Himmel! Das wahre Brot vom Himmel gibt euch jetzt mein Vater. 33 Und nur dieses Brot, das vom Himmel herabkommt, schenkt den Menschen das Leben.«

34 »Herr, gib uns jeden Tag dieses Brot!«, baten sie ihn.

35 »Ich bin das Brot des Lebens«, sagte Jesus zu ihnen. »Wer zu mir kommt, wird niemals wieder hungrig sein, und wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben. 36 Doch ich habe euch ja schon einmal gesagt: Ihr glaubt nicht an mich, obwohl ihr mich mit eigenen Augen seht. 37 Alle Menschen, die mir der Vater gibt, werden zu mir kommen, und keinen von ihnen werde ich je abweisen. 38 Denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um zu tun, was ich will, sondern um den Willen des Vaters zu erfüllen, der mich gesandt hat. 39 Und das ist sein Wille: Kein Einziger von denen, die er mir anvertraut hat, soll verloren gehen. Ich werde sie alle am letzten Tag vom Tod auferwecken. 40 Denn nach dem Willen meines Vaters hat jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben. Ich werde ihn am letzten Tag zum Leben erwecken.«

41 Weil Jesus behauptet hatte: »Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist«, riefen die Juden empört: 42 »Was? Das ist doch Jesus, Josefs Sohn. Wir kennen schließlich seinen Vater und seine Mutter. Wie kann er da behaupten: ›Ich bin vom Himmel gekommen‹?«

43 Jesus antwortete auf ihre Vorwürfe: »Warum empört ihr euch so? 44 Keiner kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir bringt. Und alle diese Menschen, die er mir gibt, werde ich am letzten Tag vom Tod auferwecken. 45 Bei den Propheten heißt es: ›Alle werden von Gott lernen!‹ Wer also auf den Vater hört und von ihm lernt, der kommt zu mir.
46 Das bedeutet aber nicht, dass jemals ein Mensch den Vater gesehen hat. Nur einer hat ihn wirklich gesehen: der Eine, der von Gott gekommen ist. 47 Ich sage euch die Wahrheit: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben! 48 Ich selbst bin das Brot, das euch dieses Leben gibt! 49 Eure Vorfahren haben in der Wüste das Manna gegessen und sind doch alle gestorben. 50 Aber hier ist das wahre Brot, das vom Himmel herabkommt. Wer davon isst, wird nicht sterben. 51 Ich selbst bin dieses Brot, das von Gott gekommen ist und euch das Leben gibt. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben. Dieses Brot ist mein Leib, den ich hingeben werde, damit die Menschen leben können.«

52 Nach diesen Worten kam es unter den Juden zu einer heftigen Auseinandersetzung. »Will dieser Mensch uns etwa seinen Leib zu essen geben?«, fragten sie. 53 Darauf erwiderte Jesus: »Ja, ich versichere euch: Wenn ihr den Leib des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. 54 Nur wer meinen Leib isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ihn werde ich am letzten Tag auferwecken. 55 Denn mein Leib ist die wahre Nahrung und mein Blut der Leben spendende Trank. 56 Wer meinen Leib isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. 57 Ich lebe durch die Kraft Gottes, des lebendigen Vaters, der mich gesandt hat. Ebenso wird jeder, der meinen Leib isst, durch mich leben. 58 Nun wisst ihr, was ich mit dem Brot meine, das vom Himmel zu euch herabgekommen ist! Eure Vorfahren haben zwar auch in der Wüste Brot vom Himmel gegessen, aber sie sind trotzdem gestorben. Doch wer dieses Brot isst, wird für immer leben.«

Jesus stellt seine Jünger vor die Wahl

59 Dies alles lehrte Jesus in der Synagoge von Kapernaum.

Kommentar

Glaube und Leere

Jesus lehrte die Zentralität des Glaubens. Als sie Ihn fragten, „Was sollen wir denn nach dem Willen Gottes tun?“ antwortete Jesus, „Dies ist der Wille Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat“ (6,28-29).

Wir werden in erster Linie als „Gläubige“ und nicht als „Leistende“ bezeichnet. Etwas vollbringen oder leisten können wir nur, wenn wir zuerst glauben.

Jesus sagt, „Ich bin das Brot des Lebens“ (6,35). Bei körperlichem Hunger sehnen wir uns nach Essen. Neben den körperlichen Bedürfnissen hast du aber auch geistliche Bedürfnisse und einen geistlichen Hunger. Das Brot, von dem Jesus hier spricht, ist das Fleisch gewordene Wort, das als Freund unter ihnen ist. Jesus lädt uns in eine persönliche, innige Herzensbeziehung mit Ihm ein. Er schenkt Sich jedem von uns ganz.

Glaube an Jesus füllt die Leere, die du empfindest, aus und stillt deinen geistlichen Hunger nach Sinn, Beständigkeit und Vergebung.

1.\tSinn
Echtes Brot ist nicht genug. Materielle Dinge allein stellen uns nicht zufrieden. Geld, Häuser, Autos, Erfolg und selbst menschliche Beziehungen stillen nicht unseren tiefen Wunsch nach einem Sinn im Leben.

Das Brot, das dies tut, ist das „Brot des Lebens“. Es ist keine Ware, die Jesus anbietet. Er selbst ist das Geschenk und der Geber. Die Worte, „ich“, „mir“, „mich“ finden sich über dreißig Mal in diesem Gespräch. „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie wieder hungern. Wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben“ (6,35).

Es ist so leicht, sich in materiellen Dingen oder der Religion zu verstricken, selbst wenn du an Jesus glaubst. Aber letztlich ist es nur eine Beziehung mit Jesus, die unseren geistlichen Hunger zu stillen vermag.

Worte wie (sinngemäß), „glaubt an mich“ (6,29), „kommt her zu mir“ (6,35), „seht auf den Sohn“ (6,40), „esst mein Fleisch und trinkt von meinem Blut“ (6,53ff) beschreiben ein Leben in engster Gemeinschaft mit Jesus.

2.\tBeständigkeit
Wir werden alle sterben. Der Tod ist eine große, oft unausgesprochene Wahrheit. Doch Jesus sagt, dass der Tod nicht das Ende ist: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben … ich werde ihn am letzten Tag auferwecken“ (6,51.54).

Jesus verspricht, dich am letzten Tag zum ewigen Leben zu erwecken. Du kannst dir absolut sicher sein, dass deine Beziehung zu Jesus den Tod überdauern wird.

Dieses ewige Leben hat sowohl eine Gegenwarts- als auch eine Zukunftsperspektive. Einerseits heißt es, „gib uns dieses Brot an jedem Tag unseres Lebens“ (6,34); Jesus sagt, dass wir es sofort haben können (6,35). Andererseits wird auch deutlich, dass es nie enden wird (6,50-51).

3.\tVergebung
Vergebung ist, was wir am dringendsten brauchen. Der Atheist und Philosoph, Marghanita Laski, sagte, „Was ich an euch Christen am meisten beneide, ist eure Vergebung. Ich habe niemanden, der mir vergibt.“ Wir wollen doch alle die Gewissheit, dass uns unsere Fehler verziehen werden.

Jesus sagte, „dieses Brot ist mein Fleisch, ich gebe es, damit die Welt leben kann“ (6,51). Sein Blut wurde für die Vergebung von Sünde und Schuld vergossen. Bei jedem Abendmahl wirst du daran erinnert, dass Jesus Sein Leben gab, damit dir vergeben ist.

Wie kannst du dieses Brot empfangen? Jesus sagt, „Wer an mich glaubt, hat schon das ewige Leben. Ja, ich bin das Brot des Lebens“ (6,47-48). Johannes berichtet in seinem Evangelium zwar nicht explizit vom Mahl des Herrn, aber wir sehen hier Jesu Lehre übers Abendmahl im Zusammenhang mit Glauben.

Unter anderem ist das Abendmahl auch ein sichtbares Zeichen, das uns dabei hilft, Christus im Glauben zu empfangen (6,53-58). Es offenbart und stärkt die Beziehung, die Sich Jesus mit uns wünscht. Es ist ein Geschenk Seiner Liebe und ein Zeichen Seines Wunsches, allezeit unter uns zu sein.

Gebet

Herr, danke, dass ich durch den Glauben an Dich einen nachhaltigen Lebenssinn, die Vergebung meiner Schuld und die Verheißung auf ewiges Leben gefunden habe. Hilf mir, heute in enger Verbundenheit mit Dir durch den Tag zu gehen.
Altes Testament

Richter 10,1–11,40

Die Richter Tola und Jaïr

1 Nach Abimelechs Tod befreite Tola, der Sohn von Puwa, Israel von seinen Feinden. Er war ein Nachkomme von Dodo aus dem Stamm Issachar und wohnte in der Stadt Schamir im Gebirge Ephraim. 2 Dreiundzwanzig Jahre war er Richter in Israel. Dann starb er und wurde in Schamir begraben. 3 Nach ihm führte Jaïr, ein Mann aus Gilead, Israel zweiundzwanzig Jahre lang. 4 Er hatte dreißig Söhne, die dreißig Esel besaßen und denen dreißig Ortschaften im Gebiet von Gilead gehörten. Noch heute nennt man diese Ortschaften die »Dörfer Jaïrs«. 5 Als Jaïr gestorben war, begrub man ihn in Kamon.

Israel wendet sich wieder vom Herrn ab

6 Nach Jaïrs Tod taten die Israeliten wieder, was dem HERRN missfiel. Sie verehrten Baal und Astarte, ebenso die Götter der Syrer und Sidonier, der Moabiter, Ammoniter und Philister. Vom HERRN wollten sie nichts wissen und dienten ihm nicht mehr. 7 Da wurde er zornig und lieferte sie den Philistern und Ammonitern aus. 8 Noch im selben Jahr eroberten die Ammoniter das Gebiet der Israeliten in Gilead östlich des Jordan, wo früher die Amoriter gelebt hatten. Achtzehn Jahre lang unterdrückten und verfolgten sie die Israeliten. 9 Schließlich überquerten sie den Jordan und griffen auch noch die Stämme Juda, Benjamin und Ephraim an. So gerieten die Israeliten in große Not. 10 Sie schrien zum HERRN und bekannten: »Wir haben gegen dich gesündigt! Wir haben dich verlassen und anderen Göttern gedient!« 11 Der HERR antwortete ihnen: »Von so vielen Feinden habe ich euch schon befreit: von den Ägyptern, den Amoritern, den Ammonitern und den Philistern. 12 Ich habe euch auch geholfen, als die Sidonier, die Amalekiter und die Maoniter euch aus eurem Land verdrängen wollten und ihr zu mir um Hilfe rieft. 13 Trotzdem habt ihr mir immer wieder den Rücken gekehrt und andere Götter verehrt! Darum werde ich euch jetzt nicht mehr helfen! 14 Warum fleht ihr nicht die Götter an, die ihr euch selbst ausgesucht habt? Sollen sie euch doch retten aus eurer Not!« 15 Aber die Israeliten gaben nicht auf; sie beteten zum HERRN: »Wir sind schuldig! Du kannst mit uns tun, was du für richtig hältst. Nur rette uns doch heute vor unseren Feinden!« 16 Sie beseitigten die fremden Götter und dienten wieder dem HERRN. Da konnte er ihr Elend nicht länger ertragen.

Jeftah wird Anführer der Israeliten aus Gilead

17 Die Ammoniter zogen ihre Truppen zusammen und schlugen ihr Lager im Gebiet von Gilead auf. Darauf versammelten sich auch die Israeliten, die dort lebten, und lagerten in Mizpa. 18 Ihre führenden Männer überlegten: »Wir brauchen jemanden, der unserem Heer voran in den Kampf zieht. Wer es tut, den ernennen wir zum Oberhaupt aller Bewohner von Gilead.«

11 1 Es gab damals unter den Einwohnern von Gilead einen Mann namens Jeftah, der sich als ausgezeichneter Soldat bewährt hatte. Sein Vater hieß Gilead, seine Mutter war eine Prostituierte. 2 Gilead hatte von seiner Ehefrau noch andere Söhne. Als sie erwachsen waren, sagten sie zu Jeftah: »Wir wollen unser Erbe nicht mit dir teilen! Du bist der Sohn einer fremden Frau.« Sie jagten ihn fort, 3 und er floh vor ihnen ins Gebiet von Tob. Dort scharten sich zwielichtige Männer um ihn, mit denen er durch das Land streifte. 4 Einige Zeit später rückten die Ammoniter mit ihrem Heer gegen Israel an. 5 Da gingen die führenden Männer Gileads ins Gebiet von Tob, um Jeftah zurückzuholen. 6 Sie baten ihn: »Komm! Führ uns im Kampf gegen die Ammoniter!« 7 Doch Jeftah erwiderte: »Ihr habt mich so sehr verachtet, dass ihr mich von zu Hause vertrieben habt. Und jetzt, wo ihr in Not seid, kommt ihr ausgerechnet zu mir?« 8 »Wir wenden uns an dich, weil wir deine Hilfe brauchen. Zieh doch mit uns in den Kampf gegen die Ammoniter! Dafür sollst du der Herrscher über ganz Gilead werden!«, versprachen die Männer. 9 Jeftah fragte: »Werdet ihr mich wirklich zu eurem Oberhaupt machen, wenn ich mit euch gegen die Ammoniter kämpfe und der HERR mich siegen lässt?« 10 Sie antworteten: »Der HERR ist Zeuge! Er soll uns strafen, wenn wir unser Wort brechen.« 11 Da ging Jeftah mit Gileads führenden Männern nach Mizpa. Dort machte ihn das Volk zu seinem Oberhaupt und Heerführer, und er wiederholte vor Gott und den Menschen, was er mit den Abgesandten vereinbart hatte.

Jeftah versucht, den Krieg abzuwenden

12 Danach sandte Jeftah Boten zum König der Ammoniter und ließ ihn fragen: »Was liegt zwischen uns vor, dass du mit deinem Heer gegen mein Land anrückst?« 13 Der König antwortete: »Ihr Israeliten habt mir mein Land weggenommen, als ihr aus Ägypten hierhergekommen seid: das ganze Gebiet zwischen den Flüssen Arnon, Jabbok und dem Jordan. Gebt es mir freiwillig zurück!« 14 Da sandte Jeftah nochmals Boten zum ammonitischen König; 15 sie sagten: »Jeftah lässt dir ausrichten, dass Israel weder den Moabitern noch den Ammonitern ihr Land weggenommen hat. 16 Es war vielmehr so: Als unser Volk Ägypten verlassen hatte, durchquerte es die Wüste bis zum Schilfmeer und erreichte Kadesch. 17 Von dort schickten sie Boten zum König der Edomiter und baten ihn: ›Lass uns durch dein Land ziehen!‹ Aber er verweigerte es ihnen. Sie fragten den König von Moab, doch er erlaubte es ihnen auch nicht. Da blieb unser Volk zunächst in Kadesch 18 und kehrte dann in die Wüste zurück. Es zog südlich der Länder Edom und Moab vorbei und kam dann von Osten her wieder an Moabs Gebiet heran, wo der Fluss Arnon die Grenze bildet. Sie drangen jedoch nicht in Moab ein, sondern lagerten östlich des Flusses. 19 Von dort schickten sie Boten zum amoritischen König Sihon nach Heschbon und baten ihn: ›Lass uns durch dein Gebiet in unser Land ziehen.‹ 20 Doch Sihon glaubte nicht, dass sie sein Gebiet tatsächlich nur durchqueren wollten. Er versammelte seine Truppen bei Jahaz und kämpfte gegen die Israeliten. 21 Der HERR, unser Gott, aber schenkte unserem Volk den Sieg. Sie schlugen Sihons Truppen und nahmen sein ganzes Land in Besitz. Es gehörte damals also nicht euch, sondern den Amoritern! 22 Vom Fluss Arnon im Süden bis zum Jabbok im Norden und von der Wüste im Osten bis zum Jordan im Westen haben wir es erobert. 23 Der HERR, der Gott Israels, hat die Amoriter vertrieben, um uns ihr Gebiet zu geben, und da willst du uns, sein Volk, wieder fortjagen? 24 Du betrachtest doch auch jedes Land als deinen Besitz, das dir dein Gott Kemosch gibt. Genauso beanspruchen wir die Gebiete, deren Bewohner der HERR, unser Gott, vertrieben hat, damit wir darin wohnen können. 25 Hältst du dich etwa für mächtiger als den Moabiterkönig Balak, den Sohn von Zippor? Er hat es nicht gewagt, mit Israel einen Streit anzufangen, geschweige denn einen Krieg! 26 Seit dreihundert Jahren wohnen die Israeliten nun schon in den Städten Heschbon und Aroër mit ihren umliegenden Dörfern und in den Städten entlang dem Fluss Arnon. Warum habt ihr diese Orte in all den Jahren nicht zurückerobert? 27 Ich sage dir: Nicht wir haben euch Unrecht getan, sondern du tust uns Unrecht, wenn du ohne Grund einen Krieg anzettelst. Der HERR ist Richter. Er soll zwischen Israel und Ammon entscheiden!« 28 Doch der ammonitische König hörte nicht auf die Botschaft, die Jeftah ihm überbringen ließ.

Jeftahs Sieg

29 Da kam der Geist des HERRN über Jeftah. Er durchzog das ganze Ostjordanland von Gilead im Süden bis zum Stammesgebiet von Manasse im Norden, um seine Truppen zu sammeln. Dann kehrte er nach Mizpa in Gilead zurück und führte das Heer in die Schlacht gegen die Ammoniter. 30 Zuvor legte er vor dem HERRN ein Gelübde ab: »Wenn ich die Ammoniter mit deiner Hilfe besiege 31 und heil zurückkehre, dann soll dir gehören, was mir bei meiner Ankunft als Erstes von daheim entgegenkommt. Ich will es dir zu Ehren als Opfer verbrennen.« 32 Dann zog Jeftah in den Kampf gegen die Ammoniter, und der HERR schenkte ihm den Sieg. 33 Jeftah schlug die feindlichen Truppen in Aroër und in zwanzig weiteren Städten bis nach Minnit und Abel-Keramim. So fügten die Israeliten den Ammonitern eine vernichtende Niederlage zu und unterwarfen sie.

Jeftahs Heimkehr

34 Dann kehrte Jeftah nach Mizpa zurück. Als er sich seinem Haus näherte, kam seine Tochter heraus. Sie schlug das Tamburin und lief ihm tanzend entgegen. Sie war sein einziges Kind, er hatte sonst keine Tochter und keinen Sohn. 35 Als er sie sah, zerriss er entsetzt sein Gewand und rief: »Meine Tochter, du brichst mir das Herz! Ausgerechnet du stürzt mich ins Unglück! Ich habe vor dem HERRN ein Gelübde abgelegt – es gibt kein Zurück!« 36 Da sagte sie zu ihm: »Mein Vater, wenn du dem HERRN etwas versprochen hast, musst du es halten. Schließlich hat er dir geholfen, die Ammoniter zu besiegen. Mach mit mir, was du dem HERRN geschworen hast. 37 Nur eine Bitte habe ich noch: Gib mir zwei Monate Zeit. Ich möchte mit meinen Freundinnen in die Berge gehen und darüber trauern, dass ich nie heiraten werde.« 38 Jeftah erlaubte es ihr. Sie ging mit ihren Freundinnen in die Berge und beweinte ihr Schicksal. 39 Als die zwei Monate um waren, kehrte sie zu ihrem Vater zurück, und er erfüllte sein Gelübde. Sie hatte nie mit einem Mann geschlafen. Seitdem herrscht in Israel der Brauch, 40 dass die jungen Frauen jedes Jahr zusammen weggehen und vier Tage lang Jeftahs Tochter besingen.

Kommentar

Glaube und Fehlbarkeit

Während wir die Geschichte des Gottesvolkes weiterlesen, wie es sündigt, Gott um Hilfe anruft und durch einen Richter gerettet wird, kommen wir zu einer der schrecklichsten Geschichten in der Bibel.

Jeftah wird als „großer Krieger“ (11,1) beschrieben. Seine Mutter war eine Prostituierte (11,1). Sein Halbbruder verjagte ihn (11,2). Er selbst sammelte eine Schar Abenteurer um sich (11,3) und entwickelte sich zu einem bemerkenswerten Anführer. Der Geist des Herrn kam auf ihn (11,29) und „der Herr schenkte ihm den Sieg“ (11,32) über die Ammoniter.

Aber eine Begebenheit in seinem Leben ist schier unerträglich zu lesen. Jeftah leistete Gott einen Eid, dass er, sollte Gott ihm den Sieg schenken, opfern würde, wer oder was zu seiner Begrüßung als erstes durch die Tür seines Hauses käme. Es war seine Tochter, sein einziges Kind. Und es scheint, dass er Wort gehalten hat (11,29-40).

Es ist wichtig festzuhalten, dass Gott ihn nie um diesen Eid gebeten hat. Auch bestand Er nicht auf das Opfer. Vielmehr widerspricht es allen Lehren des Alten Testaments, denn Kindsopfer waren verboten. Jeftah fragte nie nach dem Willen Gottes in der Situation. Es scheint, als wäre ihm sein Ruf wichtiger gewesen als das Leben seiner Tochter. Es ist ein Beispiel für die Fehlbarkeit selbst von Menschen, die großen Glauben haben.

Trotz seiner Schwäche, ist er im Hebräerbrief unter den Glaubenshelden zu finden, deren Schwäche in eine Stärke verwandelt wurde (Hebräer 11,32-34).

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass Du Menschen, die an Dich glauben, gebrauchen kannst und dass Du unsere Schwächen in Stärken verwandelst. Bitte hilf mir heute, aus dem Glauben zu leben und auf Jesus zu vertrauen, der „das Brot des Lebens“ ist (Johannes 6,35).

Pippa fügt hinzu

Johannes 6,42

„Das ist doch Jesus, der Sohn Josefs. Wir kennen seinen Vater und seine Mutter.“

Es spielt keine Rolle, wo wir herkommen, was andere von uns erwarten oder wie wir selbst über uns denken. Was zählt, ist, wie Gott uns sieht. JEDER ist viel schöner, geliebter und wertvoller, als wir erahnen.

Vers des Tages

Johannes 6,35

Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie wieder hungern. Wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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