Tag 160

Bleib loyal

Weisheit Sprüche 14,15–24
Neues Testament Apostelgeschichte 5,12–42
Altes Testament 2. Samuel 14,1–15,12

Einführung

2007 wurden 23 Missionare aus Südkorea von den Taliban in Afghanistan entführt. Sie hatten furchtbare Angst. Die Taliban teilte die Gruppe, isolierte sie voneinander und konfiszierte ihren Besitz. Einer Südkoreanerin war es gelungen, ihre Bibel zu retten. Sie teilte sie in dreiundzwanzig Teile und gab jedem heimlich einen davon, damit sie alle, wo auch immer sie wären, heimlich in der Heiligen Schrift lesen könnten.

Die Gruppe wusste, dass die Taliban sie umbringen würde, einen nach dem anderen. Und so legte einer nach dem anderen sein Leben neu in Jesu Hand, mit den Worten, „Herr, wenn du willst, dass ich sterbe, dann werde ich für dich sterben.“ Da sagte der Pastor, „Ich habe mit [den Taliban] gesprochen, weil sie bald damit beginnen werden, uns zu töten. Und ich habe ihnen gesagt, dass wenn jemand sterben muss, ich als Erster sterbe, weil ich euer Pastor bin.“ Ein anderer erwiderte: „Nein, ich bin auch euer Pastor und ich bin älter als du. Ich sterbe zuerst.“

Daraufhin sagte der Pastor wieder, „Du bist nicht ordiniert, aber ich. Ich gehe zuerst in den Tod.“ Und so geschah es dann auch: er starb als Erster. Es wurden noch zwei weitere Männer getötet, bevor die Übrigen befreit werden konnten. Die Männer und Frauen hatten außergewöhnliche Loyalität gegenüber Gott und untereinander bewiesen.

Loyalität ist eine Mischung aus Liebe und Treue. Diese Eigenschaft fehlt vielen in der heutigen Gesellschaft. Untreue, also nicht loyal zu sein, zerstört Familien, Gemeinden, Betriebe, politische Parteien und selbst ganze Nationen.

Weisheit

Sprüche 14,15–24

15 Nur ein gedankenloser Mensch glaubt jedes Wort!
  Der Vernünftige prüft alles, bevor er handelt.

16 Der Kluge ist vorsichtig, um Unrecht zu vermeiden;
  ein Dummkopf braust schnell auf und fühlt sich auch noch im Recht.

17 Wer jähzornig ist, richtet viel Schaden an.
  Wer hinterlistige Pläne schmiedet, macht sich verhasst.

18 Ein unverständiger Mensch kann nur Unwissenheit vorweisen,
  ein Kluger gewinnt Ansehen durch sein Wissen.

19 Der Böse wird sich vor dem Guten beugen,
  und der Gottlose muss sich erniedrigen vor dem, der Gott gehorcht.

20 Mit einem Armen will noch nicht einmal sein Nachbar etwas zu tun haben;
  der Reiche aber hat viele Freunde.

21 Wer seinen Mitmenschen verachtet, der sündigt.
  Doch glücklich ist, wer den Hilflosen beisteht!

22 Wer Böses plant, gerät auf Abwege;
  wer Gutes im Sinn hat, wird Liebe und Treue erfahren.

23 Wer hart arbeitet, bekommt seinen Lohn
  – wer nur dasteht und redet, wird arm!

24 Verständige Menschen werden mit Reichtum belohnt;
  doch wer keinen Verstand annehmen will, dem bleibt bloß seine Dummheit.

Kommentar

Gott in unseren Vorhaben treu bleiben

Unsere höchste Treuepflicht gilt Gott. Sein Segen liegt auf denen, die „Gott gehorchen“ (14,19; Hfa).

Das Buch der Sprüche ist eine Sammlung praktischer Lebensweisheiten. Es fordert uns auf, nicht einfach alles zu glauben: „Nur ein gedankenloser Mensch glaubt jedes Wort! Der Vernünftige prüft alles, bevor er handelt“ (14,15; Hfa). Letzten Endes geht es bei der Weisheit um deine Gottesbeziehung: „Ein Weiser [hat Ehrfurcht vor dem Herrn; Vers 2] und meidet das Böse“ (14,16).

„Ehrfurcht vor dem Herrn“ ist eine gesunde, respektvolle, treue Haltung und bedeutet, dass du Ihn in all deine Pläne einbeziehst. Wir müssen unsere Pläne sorgfältig prüfen - dass sie zum Guten dienen und nicht zum Bösen. Irgendwann müssen sich selbst „die Gottlosen aber vor den Türen der Gottesfürchtigen“ beugen (14,19).

„Wer Gutes im Sinn hat, wird Liebe und Treue erfahren“ (14,22b; Hfa). Das Wort, das hier mit „erfahren“ übersetzt wurde, kann auch „zeigen“ heißen. Beides trifft zu: wer Gutes im Sinn hat, erfährt nicht nur Liebe und Treue, er zeigt sie auch. Es sind die zentralen Werte von Loyalität – Liebe und Treue. Dem werden die gegenübergestellt, die nur an sich denken und Böses im Schilde führen; sie werden verloren gehen.

Gebet

Herr, bitte hilf mir, kluge Pläne zu schmieden, die Dir gefallen. Ich bete, dass wir uns als gottesfürchtige Gemeinde vornehmen, was gut ist; dass wir Liebe und Treue erfahren und zeigen.
Neues Testament

Apostelgeschichte 5,12–42

Gott bekennt sich zu seiner Gemeinde

12 In Gottes Auftrag vollbrachten die Apostel viele Zeichen und Wunder. Die ganze Gemeinde traf sich immer wieder im Tempel in der Halle Salomos, fest vereint im Glauben. 13 Die anderen, die nicht zur Gemeinde gehörten, wagten nicht, sich ihnen anzuschließen; sie sprachen aber mit Hochachtung von ihnen 14 Immer mehr glaubten an Jesus, den Herrn, viele Männer und Frauen. 15 Sogar die Kranken trug man an die Straße und legte sie dort auf Betten und Bahren, damit wenigstens der Schatten von Petrus auf sie fiel, wenn er vorüberging. 16 Selbst aus den umliegenden Städten Jerusalems strömten die Menschen herbei. Sie brachten ihre Kranken und solche, die von bösen Geistern geplagt waren, und alle wurden gesund.

Erneute Verfolgung der Apostel

17 Der Hohepriester aber und seine Gefolgsleute, die Sadduzäer, waren neidisch auf die ständig wachsende Gemeinde von Christus und beschlossen deshalb, nicht länger tatenlos zuzusehen. 18 Kurzerhand ließen sie die Apostel festnehmen und ins Gefängnis werfen. 19 Aber in der Nacht öffnete ein Engel des Herrn die Gefängnistüren und führte die Apostel hinaus. 20 »Geht in den Tempel«, sagte er, »und verkündet dort allen die Botschaft vom neuen Leben durch Jesus! Lasst nichts davon weg!«

21 Also gingen die Apostel frühmorgens in den Tempel und lehrten dort in aller Öffentlichkeit.

Zur selben Zeit berief der Hohepriester mit seinen Gefolgsleuten den Hohen Rat samt den führenden Männern des Volkes zu einer Sitzung ein. Dann ließen sie die Apostel zum Verhör holen. 22 Aber die waren nicht mehr im Gefängnis. So kehrten die Beauftragten des Hohenpriesters zurück und meldeten: 23 »Die Gefangenen sind fort. Die Türen des Gefängnisses waren sorgfältig verschlossen, und die Wachen standen davor. Aber als wir die Türen öffneten, war niemand in der Zelle.« 24 Der Befehlshaber der Tempelwache und der Hohepriester waren ratlos: Wie sollte das alles noch enden?

25 Da kam jemand mit der Nachricht herein: »Die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, sind schon wieder im Tempel und lehren dort!« 26 Sofort zog der Befehlshaber der Tempelwache mit seinen Männern zum Tempel und holte die Apostel. Allerdings wendeten sie keine Gewalt an, weil sie sonst fürchten mussten, vom Volk gesteinigt zu werden.

27 Die Apostel wurden in den Gerichtssaal vor den Hohen Rat gebracht, wo der Hohepriester sie verhörte. 28 »Haben wir euch nicht streng verboten, jemals wieder öffentlich zu predigen und euch dabei auf diesen Jesus zu berufen?«, begann er. »Und doch habt ihr dafür gesorgt, dass inzwischen ganz Jerusalem von eurer Lehre spricht. Ihr wollt uns sogar für den Tod dieses Menschen verantwortlich machen!«

29 Petrus und die anderen Apostel erwiderten: »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen! 30 Der Gott unserer Vorfahren hat Jesus, den ihr ans Kreuz geschlagen und getötet habt, von den Toten auferweckt. 31 Gott hat ihn durch seine Macht zum Herrscher und Retter erhoben, damit das Volk Israel zu Gott umkehren kann und ihnen ihre Sünden vergeben werden. 32 Das werden wir immer bezeugen und auch der Heilige Geist, den Gott allen gegeben hat, die ihm gehorchen.«

33 Diese Worte versetzten die Mitglieder des Hohen Rates in maßlose Wut, und sie wollten die Apostel hinrichten lassen.

Gamaliels weiser Rat

34 Da stand Gamaliel auf, ein Pharisäer und im Volk hoch angesehener Gesetzeslehrer. Er ließ die Apostel für kurze Zeit hinausbringen; 35 dann wandte er sich an die Versammelten: »Ihr Männer von Israel, seid vorsichtig und überlegt euch genau, was ihr gegen diese Leute unternehmt. 36 Schon früher glaubten manche, etwas Besonderes zu sein, wie Theudas zum Beispiel. Etwa vierhundert Männer schlossen sich ihm an. Aber er wurde getötet, und von seinen Leuten ist keiner mehr zu finden. Niemand spricht mehr von ihnen. 37 Danach, zur Zeit der Volkszählung, unternahm Judas aus Galiläa einen Aufstand. Er konnte viele Anhänger gewinnen. Aber auch er kam um, und alle, die sich ihm angeschlossen hatten, wurden auseinandergetrieben. 38 Deshalb rate ich euch in dieser Sache: Lasst diese Männer in Ruhe! Geht nicht gegen sie vor! Wenn es ihre eigenen Ideen und Taten sind, für die sie sich einsetzen, werden sie damit scheitern. 39 Steht aber Gott dahinter, könnt ihr ohnehin nichts dagegen unternehmen. Oder wollt ihr am Ende als Leute dastehen, die gegen Gott kämpfen?« Das überzeugte alle.

40 Man rief die Apostel wieder herein, ließ sie auspeitschen und verbot ihnen noch einmal, in der Öffentlichkeit zu sprechen und sich dabei auf Jesus zu berufen. Dann wurden sie freigelassen.

41 Die Apostel aber verließen den Hohen Rat voller Freude darüber, dass Gott sie dazu auserwählt hatte, für Jesus Verachtung und Schande zu ertragen. 42 Sie lehrten weiterhin jeden Tag öffentlich im Tempel und auch in Häusern und verkündeten, dass Jesus der Christus ist, der versprochene Retter.

Kommentar

Jesus mit unseren Worten die Treue halten

Während die Apostel weiter umherzogen und die frohe Botschaft predigten, taten sie viele Zeichen und Wunder unter den Menschen. „Immer mehr Menschen fanden zum Glauben an den Herrn“ (5,14). Das hatte zur Folge, dass …die Leute scharenweise aus den umliegenden Dörfern nach Jerusalem strömten und ihre Kranken brachten… und alle wurden geheilt“ (5,15-16).

Leider rief ihr Erfolg unter der religiösen Oberschicht „Neid“ hervor (5,17). Einmal mehr sehen wir, dass Neid eine große Versuchung für die Religiösen unter uns ist. Aus Neid „ließen [sie] die Apostel verhaften und ins Gefängnis werfen“ (5,18). Und wieder tut Gott ein Wunder. Er schickt einen Engel des Herrn, der die Gefängnistüren öffnet und sie herausführt.

Mutig folgen sie der Aufforderung, „Geht in den Tempel und verkündet den Menschen die Botschaft des Lebens!“ (5,20).

Als man sie dann dabei erwischt, wie sie genau das tun, weshalb sie zuvor verhaftet wurden, werden sie erneut festgesetzt und diesmal vor den Hohen Rat geführt. Der Hohe Priester sagt zu ihnen, „Haben wir euch nicht befohlen, nie wieder im Namen dieses Mannes zu lehren…Stattdessen habt ihr eure Lehre von Jesus in ganz Jerusalem verbreitet und wollt uns die Schuld an seinem Tod geben“ (5,28).

Petrus und die anderen Apostel blieben dem Ruf Gottes treu und entgegneten, „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (2,29).

Jesus sagte, „Gebt dem Kaiser, was ihm gehört. Und gebt Gott, was Gott gehört“ (Matthäus 22,21). Damit definieren sie die Grenzen menschlicher Autorität und wo unsere Loyalität ihr gegenüber aufhört. Wenn Autorität mit unserer Gottestreue in Konflikt gerät, entscheiden wir uns für Gott. Aus Treue zu Gott predigten sie das Evangelium weiter – selbst im Gerichtssaal.

Ihre Verteidigungsrede (sie umfasst lediglich drei Verse: 5,30-32) ist eine Predigtvorlage, die sich ganz um Jesus dreht. Es ist erstaunlich, dass sie in so kurzer Zeit so viel abhandeln konnten. Sie predigten das Kreuz, die Auferstehung und die Verherrlichung Jesu. Sie verkündeten Jesus als Prinzen und Erlöser. Ihre Worte beschreiben außerdem den Weg der Erlösung: Buße, Umkehr und Sündenvergebung.

Darüber hinaus gelang ihnen, die ganze Dreieinigkeit einzubauen: Gott den Vater („Der Gott unserer Vorfahren“; 5,30), Gott den Sohn („Jesus“; 5,30) und Gott „der Heilige Geist“ (5,32). Ihre Predigt löste einen solch schrecklichen Zorn aus, dass sie, wie die Missionare aus Südkorea, mit ihrem Tod rechnen mussten.

In Seiner Voraussicht war aber ein weiser Mann im Hohen Rat, ein „Pharisäer mit Namen Gamaliel“ (5,34), der seine Kollegen mit Beispielen aus der jüngsten Vergangenheit darauf hinwies, dass „Wenn es ihre eigenen Lehren und Taten sind, wird das Ganze bald scheitern. Wenn es jedoch von Gott ist, werdet ihr sie nicht aufhalten können, und am Ende stellt ihr womöglich fest, dass ihr gegen Gott selbst kämpft“ (5,38-39).

Obwohl der Rat auf ihn hörte, „ließ man die Apostel .. auspeitschen“ und „man befahl ihnen nochmals, nie wieder im Namen von Jesus zu sprechen“ (5,40).

Wegen ihres unglaublichen Mutes, an Gott und Seinem Ruf festzuhalten, „verließen die Apostel den Hohen Rat voller Freude darüber, dass Gott sie für würdig gehalten hatte, für den Namen von Jesus zu leiden. Und sie fuhren fort, täglich im Tempel und in den Häusern die Botschaft zu verkünden, dass Jesus der Christus sei“ (5,41-42).

Gebet

Herr, ich bete, dass wir uns durch das Beispiel der Apostel und von Menschen wie den Missionaren aus Südkorea, die in ihre Fußstapfen getreten sind, inspirieren lassen, damit wir nicht aufhören, die gute Botschaft zu lehren und zu verkünden, dass Jesus der Christus ist.
Altes Testament

2. Samuel 14,1–15,12

Joab setzt sich für Absalom ein

1 Joab, der Sohn von Davids Schwester Zeruja, merkte, dass der König seinen Sohn Absalom vermisste. 2 Da ließ er eine Frau aus Tekoa holen, die für ihre Klugheit bekannt war. Joab trug ihr auf: »Tu so, als würdest du schon lange um jemanden trauern. Zieh Trauerkleider an und benutze keine wohlriechenden Salben. 3 Du sollst für mich zum König gehen und mit ihm reden.« Dann sagte Joab ihr Wort für Wort, was sie dem König erzählen sollte.

4 Als die Frau vor David trat, verbeugte sie sich und warf sich vor ihm zu Boden. »Mein König, bitte steh mir bei!«, flehte sie ihn an.

5 »Was bedrückt dich?«, wollte David wissen,

und sie antwortete: »Ach, ich bin Witwe, mein Mann ist gestorben. 6 Ich hatte zwei Söhne. Eines Tages stritten sie draußen auf dem Feld heftig miteinander. Leider war weit und breit kein Mensch, der hätte eingreifen können, und so schlug der eine den anderen tot. 7 Seitdem, o König, ist die ganze Verwandtschaft meines Mannes hinter mir her. Sie verlangen, dass ich ihnen meinen Sohn ausliefere, weil er seinen Bruder umgebracht hat. Sie wollen ihn töten und so den Mord rächen. Ja, umbringen wollen sie ihn, damit er nicht das Erbe seines Vaters antreten kann! So rauben sie mir noch den letzten Funken Hoffnung. Wenn nämlich mein zweiter Sohn auch umkommt, dann gibt es im ganzen Land niemanden mehr, der den Namen meines Mannes weiterträgt; und so stirbt seine Familie aus.«

8 Da sagte der König zu der Frau: »Ich werde die Sache in die Hand nehmen. Geh ruhig nach Hause.«

9 Doch die Frau wandte ein: »Mein König, ich befürchte, dass die Verwandten meines verstorbenen Mannes mich trotzdem nicht in Ruhe lassen. Sie werden mich und meine Familie dafür verantwortlich machen, wenn der Tod meines Sohnes nicht gerächt wird. Dir werden sie es sicher nicht vorzuwerfen wagen.«

10 David erwiderte: »Wer dir Schwierigkeiten macht, den zeige bei mir an! Ich werde dafür sorgen, dass er dich in Ruhe lässt.«

11 Die Frau aber gab sich immer noch nicht zufrieden; sie bat: »Mein König, schwöre mir doch bei dem HERRN, deinem Gott, die Blutrache zu verhindern und nicht zuzulassen, dass man meinen Sohn umbringt. Das erste Verbrechen soll nicht ein schlimmeres nach sich ziehen.«

Da sagte David: »Ich schwöre dir, so wahr der HERR lebt: Deinem Sohn wird kein Haar gekrümmt werden.«

12 Die Frau fragte: »Nun habe ich noch etwas auf dem Herzen. Darf ich es vorbringen?«

»Sprich!«, forderte David sie auf.

13 Da sagte sie: »Warum begehst du gegen jemanden aus dem Volk Gottes genau das Unrecht, das du eben verurteilt hast? Indem du dieses Urteil fällst, sprichst du dich selbst schuldig, denn du hast deinen Sohn verstoßen und lässt ihn nicht wieder zurückkehren. 14 Zwar müssen wir alle einmal sterben. Wir sind wie Wasser, das auf den Boden geschüttet wird: Es verrinnt und versickert unwiederbringlich. Aber Gott löscht das Leben nicht einfach so aus. Er will den Verbannten zurückholen, damit er nicht für immer von ihm verstoßen bleibt.

15 Ja, mein König, ich bin mit meinem Anliegen hierhergekommen, weil ich keinen anderen Ausweg mehr sah: Meine Verwandten haben mir große Angst eingejagt. Da dachte ich: Ich wage es, dem König meinen Fall vorzulegen; vielleicht nimmt er sich meiner an. 16 Gewiss wirst du, mein König, mich vor dem Mann beschützen, der mich und meinen Sohn um das Erbe bringen will, das Gott uns in Israel gegeben hat.

17 Wenn der König die Sache für mich in die Hand nimmt, so dachte ich, dann kann ich endlich wieder in Frieden leben. Denn du bist wie der Engel Gottes: Du kannst Recht und Unrecht unterscheiden. Der HERR, dein Gott, möge dir beistehen.«

18 Darauf sagte David: »Eine Frage möchte ich dir noch stellen. Beantworte sie ehrlich, verheimliche mir nichts!«

»Ja, ich höre«, antwortete sie.

19 David fragte: »Hat Joab hier die Hand im Spiel?«

Da rief die Frau: »Es ist tatsächlich wahr: Der König lässt sich einfach nichts vormachen! Ja, es war dein Heerführer Joab, der mich hergeschickt hat. Er hat mir Wort für Wort aufgetragen, was ich erzählen soll, 20 denn er wollte, dass du die ganze Angelegenheit mit anderen Augen siehst. Aber mein Herr, der König, ist so klug wie ein Engel Gottes. Er hat alles sofort durchschaut, nichts entgeht ihm!«

Absaloms Rückkehr

21 David ließ Joab zu sich rufen und sagte zu ihm: »Hör zu, ich will dir deinen Wunsch erfüllen. Lass meinen Sohn Absalom zurückholen!«

22 Joab verneigte sich, warf sich vor David zu Boden und rief: »Nun weiß ich, dass du, mein König, mir deine Gunst geschenkt hast, denn du erfüllst meine Bitte! Gott segne dich dafür!«

23 Joab reiste nach Geschur und holte Absalom zurück. 24 Doch als sie in Jerusalem ankamen, befahl der König: »Er darf wieder in seinem Haus wohnen, aber mir soll er nicht unter die Augen kommen!« So lebte Absalom wieder in seinem Haus, den König durfte er jedoch nicht sehen.

25 In ganz Israel gab es keinen Mann, der so schön war wie Absalom. Er war von Kopf bis Fuß vollkommen, und alle Leute bewunderten ihn. 26 Einmal im Jahr ließ er sich die Haare schneiden, weil sie ihm zu schwer wurden. Sie wogen mehr als zwei Kilogramm.

27 Absalom hatte drei Söhne und eine Tochter, die Tamar hieß. Sie war ein sehr hübsches Mädchen.

28 Inzwischen wohnte Absalom schon zwei Jahre wieder in Jerusalem, den König aber durfte er noch immer nicht besuchen. 29 Da ließ er eines Tages Joab zu sich rufen. Der sollte beim König ein gutes Wort für ihn einlegen. Doch Joab weigerte sich zu kommen. Absalom bat ihn ein zweites Mal zu sich, aber wieder erschien er nicht. 30 Da befahl Absalom seinen Knechten: »Los, geht zu Joabs Gerstenfeld, das an mein Land angrenzt, und steckt es in Brand!« Als das Feld in Flammen stand,

31 eilte Joab zu Absalom und stellte ihn zur Rede: »Warum haben deine Knechte mein Gerstenfeld angezündet?«

32 »Weil du nicht gekommen bist, als ich dich rufen ließ«, erwiderte Absalom. »Du solltest für mich zum König gehen und ihn fragen, warum man mich überhaupt aus Geschur geholt hat. Ich hätte lieber dort bleiben sollen. Entweder der König empfängt mich jetzt endlich, oder er lässt mich hinrichten, falls er mich immer noch für schuldig hält!«

33 Joab berichtete dem König, was Absalom gesagt hatte. Da ließ David seinen Sohn zu sich rufen. Absalom kam herein, verneigte sich und warf sich vor dem König zu Boden. David aber umarmte seinen Sohn und küsste ihn.

Absalom plant eine Verschwörung

15 1 Absalom beschaffte sich einen Wagen mit Pferden und eine 50 Mann starke Leibwache. 2 Er stellte sich jeden Morgen in aller Frühe an die Straße, die zum Palast führte. Alle, die mit einer Streitsache kamen, um sie dem König als oberstem Richter vorzulegen, fragte er nach ihrer Heimatstadt. Wenn jemand zu einem der Nordstämme Israels gehörte, 3 sagte Absalom zu ihm: »Zweifellos würdest du den Prozess gewinnen, denn du bist im Recht. Aber man wird dich gar nicht erst bis zum König vorlassen.« 4 Und er fügte noch hinzu: »Ach, wäre doch ich der oberste Richter in unserem Land! Ich würde mir Zeit nehmen für jeden, der mit seinem Fall zu mir kommt. Allen würde ich zu ihrem Recht verhelfen.«

5 Wenn der andere sich dann voller Ehrfurcht vor Absalom zu Boden werfen wollte, kam der ihm zuvor, umarmte und küsste ihn. 6 So verhielt Absalom sich gegenüber allen Leuten aus Israel, die mit ihren Streitigkeiten zum König nach Jerusalem kamen. Dadurch machte er sich bei ihnen beliebt.

Das ging vier Jahre lang so. Eines Tages sagte Absalom zu David: »Ich möchte gern nach Hebron gehen, um ein Gelübde zu erfüllen, das ich vor dem HERRN abgelegt habe. 8 Denn als ich in Geschur in Syrien war, schwor ich ihm: ›Wenn du mich wieder nach Jerusalem heimkehren lässt, bringe ich dir ein Opfer dar.‹«

9»Geh nur und erfülle dein Gelübde«, antwortete der König. Absalom ging nach Hebron

10 und sandte heimlich Boten in alle Stammesgebiete Israels. Sie sollten überall verkünden: »Sobald ihr die Hörner hört, ruft, so laut ihr könnt: ›Absalom ist unser König! In Hebron wurde er gekrönt.‹« 11 Absalom hatte zweihundert Männer aus Jerusalem zu seinem Opferfest nach Hebron eingeladen. Sie wussten nichts von seinen Plänen und gingen ahnungslos mit. 12 Als die Opfertiere geschlachtet waren, schickte Absalom noch eine Einladung an Ahitofel, einen Berater von König David, der in Gilo wohnte. Ahitofel kam und schloss sich ihm an. So sammelte Absalom immer mehr Leute um sich, die seine Verschwörung unterstützten.

Kommentar

Uns gegenseitig im Herzen treu ergeben sein

Loyalität ist anziehend. Illoyalität oder Untreue dagegen zerstört Vertrauen. Treulosigkeit kann die Führungsebene einer Gemeinde, eines Unternehmens oder sogar eines Landes untergraben.

Bei David war es der eigene Sohn, der ihm die Treue brach. Das muss ihm so wehgetan haben. David liebte seinen Sohn: „der König vermisste Absalom“ (14,1). Gott spricht durch eine weise Frau aus Tekoa zu David. Daraufhin sagt David, „geh und hol den jungen Mann, Absalom, zurück“ (14,21). Als dieser zurückkehrte, küsste David ihn“ (14,33). David gab ihm eine neue Chance, ihm wieder ein treuer Sohn zu sein.

Leider erwiderte Absalom Davids Liebe und Treue nicht. Wir sehen hier ein starkes Beispiel dafür, wie sich Untreue auswirkt.

Es gibt immer Möglichkeiten, treulos zu handeln. In jeder Situation – ob am Arbeitsplatz, in der Gemeinde oder Regierung – gibt es immer Menschen, die sich beklagen (15,2). Wenn du ein loyaler Mensch bist, wirst du versuchen, dich der Beschwerden anzunehmen und sie zu zerstreuen.

Es heißt, „Loyalität bedeutet, wir gehen zusammen unter, ob du im Recht bist oder nicht. Aber ich werde dir sagen, wenn du im Unrecht bist und dir helfen, es zurecht zu rücken.“

Absalom bestand den Treuetest nicht. Er sagte zu den Meckerern: „Du bist wirklich im Recht. Aber beim König ist niemand, der sich damit befassen wird. Ich wünschte, ich wäre der Richter in diesem Land. Dann könnten die Leute mit ihren Streitfällen zu mir kommen und ich würde ihnen Gerechtigkeit verschaffen“ (15,3-4).

Das ist natürlich vollkommener Unsinn. Aber solche Versprechungen sind leicht gemacht. Der treulose Mensch sagt, „ Wenn ich das Sagen hätte, wäre hier alles so viel besser.“ Auf diese Weise „schlich [Absalom] sich in die Herzen aller Israeliten“ (15,6). Untreue beginnt in unseren Herzen und Gedanken. Achte auf dein Herz und deine Gedanken, und lass nicht zu, dass jemand dein Herz stiehlt (15,6; GNB).

Hier nun versammelten sie sich um Absalom und „der Kreis der Verschwörer um Absalom wurde immer größer“ (15,12). Unzufriedene Menschen umgeben sich immer mit Gleichgesinnten. Sie suchen nach jemandem im Leitungsteam, um den sie sich versammeln können. Wenn aber die ganze Führungsspitze treu zusammensteht, haben sie keinen Erfolg.

Gebet

Herr, bitte hilf uns, treu und loyal zu unseren Vorgesetzten im Land und in der Regierung, in der Gemeinde und am Arbeitsplatz und auch zu unseren Eltern zu stehen. Herr, bewahre unsere Herzen.

Pippa fügt hinzu

2 .Samuel 14,1–15,12

Nur weil äußerlich toll aussiehst, heißt das noch lange nicht, dass du auch (im Innern) ein toller Mensch bist. Absalom sah umwerfend gut aus, aber innen sah es anders aus. Die Menschen verbringen eine Menge Zeit im Fitnessstudio, beim Frisör, mit ihrem Makeup und auf der Suche nach dem perfekten Outfit – alles für das Erscheinungsbild. Wirklich wichtig aber ist, wie es innen aussieht! An unserer inneren Schönheit müssen wir alle noch härter arbeiten.

Vers des Tages

Sprüche 14,21

Glücklich ist, wer den Hilflosen beisteht!

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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