Tag 223

Angst und Frieden

Weisheit Psalm 94,12–23
Neues Testament 1. Korinther 7,1–16
Altes Testament Prediger 1,1–3,22

Einführung

Ängste können einem die Lebensfreude rauben. Die Auslöser sind vielfältig: Gesundheitsprobleme, die Arbeit (oder wenn man keine hat), Geldsorgen (Schulden, unbezahlte Rechnungen etc.) und vieles mehr. Einige der häufigsten Ursachen für Ängste finden wir in unserem heutigen Text aus dem Neuen Testament: Beziehungen, Ehe (oder Ehelosigkeit), Sex (oder das Fehlen davon), Ehelosigkeit und Scheidung.

In unserem Abschnitt aus dem Alten Testament aus dem Buch der Prediger heißt es, dass die Ursache der meisten Ängste tiefer liege. Man könne sie als Angst vor der Bedeutungslosigkeit bezeichnen. Trotz aller Sorgen und Ängste sollst du „in Frieden leben“ (1. Korinther 7,15).

Weisheit

Psalm 94,12–23

12 Glücklich ist der Mensch, den du, HERR,
  zurechtweist und den du in deinem Gesetz unterrichtest!
13 Denn du willst ihn bewahren, wenn die Bösen ihr Unwesen treiben,
  so lange, bis die Übeltäter zur Strecke gebracht sind.
14 Denn der HERR wird sein Volk nicht verstoßen;
  wer zu ihm gehört, den lässt er nicht im Stich.
15 Gerechtigkeit und Recht werden wieder einkehren,
  und die aufrichtig mit Gott leben, werden sie willkommen heißen.

16 Wer steht mir bei gegen all diese Verbrecher?
  Wer beschützt mich vor denen, die Böses tun?
17 HERR, wenn du mir nicht geholfen hättest,
  dann wäre ich jetzt tot – für immer verstummt!
18 Sooft ich dachte: »Jetzt ist alles aus!«,
  halfst du mir in Liebe wieder auf.
19 Als mir die Sorgen keine Ruhe mehr ließen,
  hast du mich getröstet und wieder froh gemacht.

20 Du hältst niemals zu den bestechlichen Richtern,
  die Unheil anrichten, indem sie das Gesetz missbrauchen.
21 Sie aber verbünden sich gegen jeden, dem das Recht am Herzen liegt,
  und sprechen ihm sein Urteil, obwohl er doch unschuldig ist!
22 Der HERR aber schützt mich wie eine sichere Burg,
  er ist der Fels, bei dem ich Zuflucht finde.
23 Die Richter müssen für ihre Untaten büßen,
  für ihre Verbrechen wird Gott sie bestrafen.
  Ja, der HERR, unser Gott, wird sie vernichten!

Kommentar

Sprich mit Gott über deine Ängste

Kennst du das Gefühl großer Angst (19a)?

Der Psalmist kannte es. Er schreibt, „Du schenkst .. Trost in schweren Zeiten…Als ich schrie: »Ich falle«, hielt mich doch deine Gnade, Herr, aufrecht. Als mich viele Sorgen quälten, gab dein Trost mir neue Hoffnung und Freude“ (94,13a.18-19).

Er fährt fort, „Doch meine Burg ist der Herr, mein Gott ist ein mächtiger Fels, bei dem ich Zuflucht finde“ (94,22).

Wenn dich Sorgen bedrängen, wende dich an Gott, dass Er dir hilft. „Wenn mir das Herz schwer war von tausend Sorgen, hat mich dein Trost wieder froh gemacht“ (94,19; GNB). Gottes Liebe schenkt Erleichterung, „Trost in schweren Zeiten, bis der Gottlose begraben wird“ (94,13).

Gebet

Danke, Herr, dass du mir Erleichterung in sorgenvollen Zeiten verschaffst. Ich will Dir heute meine Sorgen bringen…
Neues Testament

1. Korinther 7,1–16

Heiraten oder ledig bleiben?

1 Nun zu der Frage, die ihr mir in eurem Brief gestellt habt. Ihr sagt: »Es ist gut für einen Mann, wenn er überhaupt nicht mit einer Frau schläft.« 2 Darauf antworte ich: Damit niemand zu einem sexuell unmoralischen Leben verleitet wird, ist es besser, wenn jeder Mann seine Frau und jede Frau ihren Mann hat. 3 Der Mann soll seine Frau nicht vernachlässigen, und die Frau soll sich ihrem Mann nicht entziehen, 4 denn weder die Frau noch der Mann dürfen eigenmächtig über ihren Körper verfügen; sie gehören einander. 5 Keiner soll sich dem Ehepartner verweigern, außer beide wollen eine Zeit lang verzichten, um für das Gebet frei zu sein. Danach kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht in Versuchung führen kann, weil ihr euch nicht enthalten könnt. 6 Wenn ich hier von einem vorübergehenden Verzicht schreibe, dann ist das als Zugeständnis an euch gedacht, nicht als Befehl. 7 Ich wünschte zwar, jeder würde wie ich ehelos leben. Aber jeder hat von Gott eine besondere Gabe bekommen: Die einen leben nach seinem Willen in der Ehe, die anderen bleiben unverheiratet.

8 Den Unverheirateten und Verwitweten rate ich, lieber ledig zu bleiben, wie ich es bin. 9 Wenn ihnen das Alleinsein aber zu schwer fällt, sollen sie heiraten. Denn das ist besser, als von unerfülltem Verlangen verzehrt zu werden.

Über die Ehescheidung

10 Was ich jetzt den Verheirateten sage, ist kein persönlicher Rat, sondern ein Gebot unseres Herrn: Keine Frau darf sich von ihrem Mann scheiden lassen. 11 Hat sie sich aber doch von ihm getrennt, soll sie unverheiratet bleiben oder sich wieder mit ihrem Mann versöhnen. Dasselbe gilt für den Mann.

12 Für diejenigen, deren Ehepartner nicht gläubig ist, gibt es keinen ausdrücklichen Befehl des Herrn. Deshalb rate ich: Wenn ein Christ eine ungläubige Frau hat, die bei ihm bleiben will, soll er sich nicht von ihr trennen. 13 Und wenn eine Christin einen ungläubigen Mann hat, der bei ihr bleiben will, soll sie ihn nicht verlassen. 14 Denn der ungläubige Mann steht durch seine gläubige Frau unter dem Einfluss Gottes, ebenso die ungläubige Frau durch ihren gläubigen Mann. Sonst würden ja auch eure Kinder fern von Gott sein. Doch auch sie stehen unter Gottes Segen.

15 Wenn aber der ungläubige Partner auf einer Trennung besteht, dann willigt in die Scheidung ein. In einem solchen Fall ist der christliche Partner nicht länger an den anderen gebunden. Denn Gott will, dass ihr in Frieden lebt. 16 Es ist ja nicht sicher, ob du als Frau deinen Mann zu Christus führen kannst oder ob du als Mann deiner Frau zum Glauben verhelfen wirst.

Kommentar

Hab Frieden über deine Situation

Würdest du sagen, du hast Frieden über dein Leben? Gott will, dass wir „in Frieden leben“ (15c). Wie aber findest du diesen Frieden? In diesem Kapitel führt Paulus aus, wie du Frieden in Beziehungen, Ehe, Ehelosigkeit und Trennung erfährst. Er beginnt mit der Frage: „Ist es gut für einen Menschen, sexuell enthaltsam zu leben“? (7,1b) und beantwortet sie gleich selbst, „Ja,… Doch weil es so viel Unzucht gibt, sollte jeder Mann seine Frau haben und jede Frau ihren Mann“ (1b-2).

Paulus spricht zwei gegensätzliche Gefahren an: die einen, die meinen, alles sei erlaubt (s. Kapitel 6), was zu Sittenlosigkeit führt; und die super geistlichen Asketen, die dem Leib alles verwehren. Deshalb beantwortet Paulus eine ganze Reihe von Fragen:

1. Ist die Ehe Gottes allgemeiner Wille für die Menschen?

Die Ehe ist der Normalfall für alle Männer und Frauen: „jeder Mann sollte seine Frau haben und jede Frau ihren Mann“ (7,2). Gottes grundsätzlicher Wille für die Menschen ist es zu heiraten, damit sie nicht allein sind (1. Mose 2,18), sich fortzupflanzen (1. Mose 1,28) und für ein erfülltes Leben (7,1-5). Ehelosigkeit ist die Ausnahme und eine besondere Berufung.

Der Grund, den Paulus anführt ist, „weil es so viel Unzucht gibt“ (2a). „Aber damit niemand zu einem sexuell zügellosen Leben verleitet wird, ist es besser, wenn jeder Mann seine Frau und jede Frau ihren Mann hat“ (7,2; Hfa). Die Ehe schafft den Rahmen für ein erfülltes Sexualleben in einer unmoralischen Welt. Paulus wendet sich hier an seine Gegner, die wegen der Morallosigkeit gegen Ehe und Geschlechtsverkehr per se sind.

Paulus argumentiert, dass neben allen anderen guten Gründen, die für die Ehe sprechen, die Gefahr der Versuchung zur Unzucht ein weiteres Argument für die Ehe ist.

2. Wie ist die christliche Haltung zu Geschlechtsverkehr in der Ehe?

Der Weg zu geistlicher Erfüllung in der Ehe führt nicht über Enthaltsamkeit. Innerhalb der Ehe herrschen sexuelle Freiheit und Gleichberechtigung: „Der Mann soll seine Frau nicht vernachlässigen, und die Frau soll sich ihrem Mann nicht entziehen“ (7,3; Hfa). Der einzige Grund für Enthaltsamkeit im gegenseitigen Einvernehmen ist, um sich „ganz auf das Gebet zu konzentrieren“ (7,5; Hfa). Und dies ist „ein Zugeständnis an euch und nicht etwa eine Vorschrift“ (7,6; Hfa).

3. Was ist besser – Ehe oder Ehelosigkeit?

Paulus schreibt, beides ist ein Geschenk Gottes; beides ist gut (7,7.9). In gewisser Weise ist es besser, nicht zu heiraten (die Gründe dafür werden später erörtert): „Ich wünschte, jeder könnte unverheiratet leben, wie ich es tue. Aber wir sind nicht alle gleich. Gott schenkt manchen die Gabe der Ehe und anderen die Gabe, unverheiratet zu leben“ (7,7), aber heiraten ist auch gut (7,9).

4. Ist Ehescheidung unter Christen erlaubt?

Der allgemeine Grundsatz in dieser Passage und dem ganzen Neuen Testament scheint diese Frage mit „nein“ zu beantworten: Wer verheiratet ist, soll es bleiben. „Ein Mann soll seine Frau nicht wegschicken“ (10-11). Es ist natürlich ein sehr komplexes Thema. (In meinem Buch, Herausfordernder Lebensstil, Kapitel 6 setze ich mich ausführlicher mit dieser Frage auseinander.)

5. Wie sieht es mit Beziehungen zu Nichtchristen aus?

Paulus ermutigt Christen nicht dazu, Nichtchristen zu heiraten (7,39 und 2. Korinther 6,14-7,1). Wenn sie aber schon verheiratet sind, ist das eine andere Sache. Eine bestehende Verbindung soll nicht aufgelöst werden.

Paulus‘ Gegner hatten Sorge, dass die Ehe mit einem Nichtchristen die Ehe beschmutzen würde. Paulus erwidert, dass das Gegenteil der Fall sei, „Denn der ungläubige Mann ist durch die Frau geheiligt, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den Mann. Sonst stünden eure Kinder nicht unter Gottes Segen; doch so gehören sie ihm“ (7,14).

Sollte der ungläubige Partner sich jedoch trennen wollen und würde ein Festhalten an der Ehe nur zu Verdrießlichkeit und Spannungen führen, dann sollte der gläubige Partner den anderen gehen lassen – um des „Friedens“ willen, nicht der Reinheit wegen (siehe 7,15).

Gebet

Herr, bitte hilf uns, nach Deinen Vorstellungen zu leben und Deinen Frieden zu erfahren, unabhängig von unserem aktuellen Familienstand.
Altes Testament

Prediger 1,1–3,22

Es gibt nichts Neues unter der Sonne

1 In diesem Buch sind die Worte des Predigers aufgeschrieben. Er war ein Sohn von David und herrschte als König in Jerusalem.

2 Alles ist vergänglich und vergeblich,
  sagte der Prediger,
  nichts hat Bestand,
  ja, alles ist vergebliche Mühe!

3 Der Mensch plagt sich ab sein Leben lang, doch was bringt es ihm ein?
  Hat er irgendeinen Gewinn davon? 4 Generationen kommen und gehen,
  nur die Erde bleibt für alle Zeiten bestehen!
  5 Die Sonne geht auf und wieder unter,
  dann eilt sie dorthin, wo sie aufs Neue aufgeht.
6 Der Wind weht bald von Norden, bald von Süden,
  ruhelos dreht er sich und kommt dann wieder aus der alten Richtung.
7 Unaufhörlich fließen die Flüsse,
  sie alle münden ins Meer,
  und doch wird das Meer niemals voll.
8 Nichts kann der Mensch vollkommen in Worte fassen,
  so sehr er sich auch darum bemüht!
  Das Auge sieht sich niemals satt,
  und auch das Ohr hat nie genug gehört.
9 Was früher geschehen ist, wird wieder geschehen;
  was man früher getan hat, wird man wieder tun:
  Es gibt nichts Neues unter der Sonne!
10 Zwar sagt man ab und zu: »So etwas ist noch nie da gewesen!«,
  aber auch dies hat es schon einmal gegeben,
  in längst vergangenen Zeiten!
11 Niemand denkt mehr an das, was früher geschehen ist,
  und auch an die Taten unserer Nachkommen
  werden sich deren Kinder einmal nicht mehr erinnern.

Lohnt es sich, alles zu erforschen?

12 Ich, der Prediger, war König von Israel und regierte in Jerusalem. 13 Ich gab mir viel Mühe, alles auf der Welt mit meiner Weisheit zu erforschen und zu begreifen. Doch was für eine große Last ist das! Gott hat sie den Menschen auferlegt, sie sollen sich damit abmühen! 14 Ich beobachtete, was die Menschen auf dieser Welt tun, und erkannte: Alles ist vergebliche Mühe – gerade so, als wollte man den Wind einfangen.

15 Was krumm gewachsen ist, kann man nicht gerade biegen,
  und was nicht da ist, kann man auch nicht zählen.

16 Ich überlegte und sagte mir: »Ich habe große Weisheit erlangt und viel Wissen erworben, mehr als jeder andere, der vor mir in Jerusalem regierte.« 17 Dann dachte ich darüber nach, was die Weisheit eigentlich ausmacht und worin sie sich von Unvernunft und Verblendung unterscheidet. Doch ich musste erkennen: Wer das begreifen will, kann genauso gut versuchen, den Wind einzufangen!

18 Denn je größer die Weisheit, desto größer der Kummer;
  und wer sein Wissen vermehrt, der vermehrt auch seinen Schmerz.

Was ist der Sinn?

2 1 Ich sagte mir: »Ich will es mit den Freuden des Lebens versuchen und herausfinden, was sie zu bieten haben!« Doch ich merkte, dass auch dies vergeblich ist und keine Erfüllung bringt. 2 Immer nur lachen ist töricht, und das Vergnügen – was hilft es schon? 3 Ich nahm mir vor, mich mit Wein aufzuheitern und so zu leben wie die Unverständigen – doch bei allem sollte die Weisheit mich führen. Ich wollte herausfinden, was für die Menschen gut ist und worin sie in der kurzen Zeit ihres Lebens Glück finden können.

4 Ich schuf große Dinge: Ich baute mir Häuser und pflanzte Weinberge. 5 Ich legte Ziergärten und Parks für mich an und bepflanzte sie mit Obstbäumen aller Art. 6 Ich baute große Teiche, um den Wald mit seinen jungen Bäumen zu bewässern. 7 Zu den Knechten und Mägden, die schon seit ihrer Geburt in meinem Haus lebten, erwarb ich noch weitere hinzu. Ich besaß größere Rinder- und Schafherden als alle, die vor mir in Jerusalem regiert hatten. 8 Meine Schatzkammern füllte ich mit Silber und Gold, mit Schätzen aus anderen Königreichen. Ich ließ Sänger und Sängerinnen an meinen Hof kommen und hatte alle Frauen, die ein Mann sich nur wünschen kann. 9 So wurde ich reicher und berühmter als jeder andere, der vor mir in Jerusalem regiert hatte, ohne dabei meine Weisheit zu verlieren.

10 Ich gönnte mir alles, was meine Augen begehrten,
  und erfüllte mir jeden Herzenswunsch.
Meine Mühe hatte sich gelohnt:
  Ich war glücklich und zufrieden.
11 Doch dann dachte ich nach über das, was ich erreicht hatte,
  und wie hart ich dafür arbeiten musste, und ich erkannte:
Alles war letztendlich vergebens – als hätte ich versucht,
den Wind einzufangen!
  Es gibt auf dieser Welt keinen bleibenden Gewinn.

Auf alle wartet das gleiche Schicksal

12 Ich überlegte: Worin unterscheidet sich der Weise
  vom Unverständigen und Verblendeten? Was wird der Mann tun,
  der einmal als mein Nachfolger auf dem Königsthron sitzen wird?
  Was schon jeder vor ihm getan hat?
13 Ja, es stimmt: Weisheit ist besser als Unvernunft,
  so wie Licht besser ist als Finsternis.
14 Der Weise läuft mit offenen Augen durch die Welt,
  doch der Unvernünftige tappt im Dunkeln.
  Und trotzdem wartet auf beide dasselbe Los!

15 Als ich das erkannte, fragte ich mich:

Wenn mich das gleiche Schicksal trifft wie den Unverständigen –
  wozu habe ich mich dann überhaupt so sehr um Weisheit bemüht?
  Da begriff ich, dass auch der Nutzen der Weisheit
  letztendlich bedeutungslos ist.
16 Denn später erinnert sich niemand mehr an den Weisen,
  genauso wenig wie an den Unwissenden.
  Wie bald sind beide vergessen – der Tod macht keinen Unterschied!
17 Da begann ich das Leben zu verabscheuen, alles Tun auf der Welt kam mir unerträglich vor. Denn es ist so vergeblich, als wollte man den Wind einfangen. 18 Auch mein Besitz, für den ich mich mein Leben lang abgemüht hatte, war mir verleidet, denn ich begriff, dass ich einmal alles meinem Nachfolger hinterlassen muss. 19 Und wer weiß schon, ob der weise oder töricht sein wird? Doch er wird alles besitzen, was ich durch meine Arbeit und mein Wissen erworben habe. Wo ist da der Sinn? 20 Als ich das erkannte, begann ich zu verzweifeln, weil ich mich mein Leben lang so geplagt hatte. 21 Da hat man mit seinem Wissen, seinen Fähigkeiten und seinem Fleiß etwas erreicht und muss es dann an einen anderen abtreten, der sich nie darum gekümmert hat! Das ist so sinnlos und ungerecht! 22 Denn was bleibt dem Menschen von seiner Mühe und von all seinen Plänen? 23 Sein Leben lang hat er nichts als Ärger und Sorgen, sogar nachts findet er keine Ruhe! Und doch ist alles vergeblich.

24 Das Beste, was ein Mensch da tun kann, ist: essen und trinken und die Früchte seiner Arbeit genießen. Doch ich weiß: Das kann nur Gott ihm schenken! 25 Denn wer kann essen und genießen ohne ihn? 26 Dem Menschen, der ihm gefällt, gibt er Weisheit, Erkenntnis und Freude. Doch wer Gott missachtet, den lässt er sammeln und anhäufen, um dann alles dem zu geben, den er liebt. Selbst nach dem Glück zu greifen ist so vergeblich, als würde man versuchen, den Wind einzufangen!

Alles hat seine Zeit

3 1 Jedes Ereignis,
  alles auf der Welt hat seine Zeit:
2 Geborenwerden und Sterben,
Pflanzen und Ausreißen, 3 Töten und Heilen,
Niederreißen und Aufbauen,
4 Weinen und Lachen,
Klagen und Tanzen,
5 Steinewerfen und Steinesammeln,
Umarmen und Loslassen,
6 Suchen und Finden,
Aufbewahren und Wegwerfen,
7 Zerreißen und Zusammennähen,
Schweigen und Reden,
8 Lieben und Hassen,
Krieg und Frieden.

9 Was also hat der Mensch davon, dass er sich abmüht? 10 Ich habe erkannt, was für eine schwere Last das ist, die Gott den Menschen auferlegt hat. 11 Für alles auf der Welt hat Gott schon vorher die rechte Zeit bestimmt. In das Herz des Menschen hat er den Wunsch gelegt, nach dem zu fragen, was ewig ist. Aber der Mensch kann Gottes Werke nie voll und ganz begreifen. 12 So kam ich zu dem Schluss, dass es für den Menschen nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und das Leben zu genießen. 13 Wenn er zu essen und zu trinken hat und sich über die Früchte seiner Arbeit freuen kann, ist das Gottes Geschenk. 14 Ich begriff, dass Gottes Werk für immer bestehen wird. Niemand kann etwas hinzufügen oder wegnehmen. So hat Gott es eingerichtet, damit die Menschen Ehrfurcht vor ihm haben.

15 Was immer sich auch ereignet oder noch ereignen wird –
alles ist schon einmal da gewesen. Gott lässt von neuem geschehen,
was in der Vergangenheit bereits geschah.

Was ist der Mensch?

16 Ich habe noch etwas auf dieser Welt beobachtet:

Wo man eigentlich Recht sprechen und gerechte Urteile fällen sollte,
  herrscht schreiende Ungerechtigkeit.

17 Doch dann dachte ich:

Am Ende wird Gott den Schuldigen richten
  und dem Unschuldigen zum Recht verhelfen.
  Denn auch dafür hat er eine Zeit vorherbestimmt,
  so wie für alles auf der Welt.

18 Ich habe begriffen, dass Gott die Menschen prüft. Sie sollen erkennen: Nichts unterscheidet sie von den Tieren. 19 Denn auf Mensch und Tier wartet das gleiche Schicksal: Beiden gab Gott das Leben, und beide müssen sterben. Der Mensch hat dem Tier nichts voraus, denn auch er ist vergänglich. 20 Sie alle gehen an denselben Ort – aus dem Staub der Erde sind sie entstanden, und zum Staub der Erde kehren sie zurück. 21 Wer weiß schon, ob der Geist des Menschen wirklich nach oben steigt, der Geist des Tieres aber in die Erde hinabsinkt?

22 So erkannte ich: Ein Mensch kann nichts Besseres tun, als die Früchte seiner Arbeit zu genießen – das ist es, was Gott ihm zugeteilt hat. Denn niemand kann sagen, was nach dem Tod geschehen wird!

Kommentar

Lebenssinn statt Bedeutungslosigkeit

„Was hat der Mensch letztendlich von seiner schweren Arbeit und von all seinen Sorgen?“ (2,22); „womit er sich abmüht unter der Sonne“ (22b; LUT). Die Formulierung „unter der Sonne“ steht achtundzwanzig Mal in diesem Buch und beschreibt die Sinnsuche, die niemals über dieses irdische Leben hinausgeht.

Das Buch Prediger erzählt von der bangen Sinnsuche eines Menschen. Der Verfasser, König Salomo, suchte vor 3.000 Jahren an verschiedenen Orten.

Joyce Meyer schreibt, „Salomo war ein viel beschäftigter Mann. Er probierte alles aus, was es auszuprobieren gab und machte alles, was man machen konnte. Aber am Ende seiner Erfahrungen war er unerfüllt und bitter… erschöpft, enttäuscht und frustriert.“ Das Buch Prediger bringt die Enttäuschung über das Leben zum Ausdruck.

Eugene Peterson schreibt in seiner Einleitung in der The Message Bibel, „Das Buch Prediger sagt nicht viel über Gott; das überlässt der Verfasser den anderen fünfundsechzig Büchern der Bibel. Aufgabe dieses Buches ist es, unsere völlige Unfähigkeit aufzudecken, alleine Sinn und Erfüllung im Leben zu finden… Es ist Exposé und Ablehnung jeglicher arroganten und ignoranten Annahme, wir könnten unser Leben auf uns allein gestellt und zu unseren eigenen Bedingungen leben.“

Salomo findet, „Alles Reden ist mühselig. Nichts kann der Mensch vollständig in Worte fassen“ (1,8a). „Nichts als Sorgen und Plagen hat er sein Leben lang, selbst in der Nacht kommen seine Gedanken nicht zur Ruhe. Auch das ist vergebliche Mühe“ (2,23; GNB).

1. Intellektualismus
Er beginnt damit, „Weisheit“ und „Erkenntnis“ nachzujagen, was jedoch entmutigend und enttäuschend sein kann (1,18). „Je größer die Weisheit, desto größer der Kummer“ (18a; Hfa). Das Anhäufen von Weisheit und Erkenntnis hilft nicht gegen die eigentliche Ursache unserer Angst vor Bedeutungslosigkeit.

2. Hedonismus
Hedonismus bedeutet, das Leben ganz auf Genuss und Vergnügen auszurichten. „Ich sagte mir: „Dann schaffe ich mir ein angenehmes Leben und genieße das Gute.“ Doch ich erkannte, dass auch darin kein Sinn liegt“ (2,1). Er versuchte, es mit Lachen zu überspielen (2,2). Er versuchte Genussmittel und berauschte sich mit Wein (2,3). Dann wandte er sich der Musik, „Sängern und Sängerinnen“ zu (2,8). Er versuchte es mit sexuellen Freuden, nahm sich viele Frauen (8b). Tatsächlich hatte Salomo 700 Frauen und 300 Mätressen. Und sie alle genügten ihm nicht.

Er kommt zu dem Schluss, „Doch als ich alles prüfend betrachtete, …merkte ich, dass alles sinnlos war. Es war so unnütz wie der Versuch, den Wind einzufangen“ (2,11). Er erlebte das Paradoxe am Genuss – das Gesetz abnehmender Erträge. Je mehr Genuss wir suchen, desto weniger finden wir ihn.

3. Materialismus
Materialismus ist die Tendenz, materiellen Besitz geistigen Werten vorzuziehen. Er startet verschiedene „Projekte“ (2,4), erwirbt Grundbesitz (2,4-6). Er ist Dienstherr (7a) und hat große Besitztümer (7b). Er „häufte Gold und Silber in [seiner] Schatzkammer an, die Schätze vieler Könige und Provinzen“ (2,8). Er erlangt Größe, Erfolg und Berühmtheit (2,9) und arbeitet hart und erfolgreich (10b). Und doch macht der Tod letztlich all sein Suchen sinnlos und vergeblich (2,16-18).

Der Prediger wirft die Frage auf, die erst das Neue Testament beantwortet. Einen Sinn finden wir nicht „unter der Sonne“ (engl: sun), sondern im Sohn (engl: son).

Gebet

Ich danke Dir, Herr, dass ich in Jesus die Antwort auf die Angst vor meiner Bedeutungslosigkeit finde. Danke, dass Er meinem Leben echten Frieden und Sinn gibt.

Pippa fügt hinzu

Prediger 3,1

„Alles hat seine Zeit…“

Aber irgendwie habe ich zu wenig Zeit für Bibel in einem Jahr - obwohl ich Urlaub habe!

Vers des Tages

Psalm 94,19

Als mir die Sorgen keine Ruhe mehr ließen, hast du mich getröstet und wieder froh gemacht.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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