Tag 114

Zwei Arten sein Leben zu leben

Weisheit Psalm 50,16–23
Neues Testament Lukas 22,39–62
Altes Testament Josua 5,13–7,26

Einführung

Albert Einstein sagte, „Es gibt nur zwei Arten sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eines.“

Jesus selbst sagte, dass es letztendlich nur zwei Arten gibt, sein Leben zu leben; zwei Pfade, zwei Tore; zwei Ziele und zwei Gruppen von Menschen (s. Matthäus 7,13-14). Alle unsere Textstellen heute zeigen gegensätzliche Lebensweisen.

Weisheit

Psalm 50,16–23

16 Wer aber Gott die Treue bricht, zu dem sagt er:

 »Was erlaubst du dir eigentlich?
 Du sagst immer wieder meine Gebote auf
 und berufst dich auf meinen Bund.
17 Doch meine Zurechtweisung willst du nicht hören;
 du tust, was du willst, und verwirfst meine Ordnungen.
18 Mit Dieben machst du gemeinsame Sache,
 und mit Ehebrechern schließt du Freundschaft.
19 Gemeine Reden kommen dir leicht über die Lippen,
 du betrügst schon, wenn du nur den Mund aufmachst!
20 Deine Mitmenschen bringst du in Verruf,
 sogar deinen eigenen Bruder verleumdest du.
21 Bis jetzt habe ich zu deinem Treiben geschwiegen,
 darum dachtest du, ich sei wie du.
 Aber nun weise ich dich zurecht
 und halte dir deine Untreue vor Augen.

22 Ihr habt mich vergessen, euren Gott.
 Hört doch auf das, was ich sage;
 sonst werde ich euch vernichten.
 Dann kommt jede Rettung zu spät!
23 Wer mir dankt, der bringt damit ein Opfer,
 das mich wirklich ehrt. Er macht den Weg frei,
 auf dem ich ihm Rettung bringe!«

Kommentar

Zwei Haltungen gegenüber Gott: Hass oder Ehre

Letzten Endes läuft alles auf zwei Haltungen gegenüber Gott hinaus: entweder Du ehrst Ihn, oder du hasst Ihn. Gott sagt, „Wer mir Dank sagt, bringt mir ein Opfer, das mich wirklich ehrt“ (50,23). Ihnen stellt Er die gegenüber, die sich „nicht von mir zurechtweisen [lassen]“ (50,17a).

Wer Gott hasst, vergisst Ihn (50,22). Im 20. Jahrhundert haben wir gesehen, was geschieht, wenn die Menschen Gott vergessen und sich nicht von Ihm zurechtweisen lassen.

Bei der Betrachtung der großen Tragödien, „die um die sechzig Millionen Menschen verschlungen haben“, formulierte der große russische Schriftsteller, Alexander Solschenizyn, das Hauptmerkmal dieses Jahrhunderts so: „die Menschen haben Gott vergessen“.

Das trifft nicht auf irgendwelche anderen Leute zu, sondern auf uns alle. Geht es dir nicht auch so, dass du, wenn in deinem Leben alles gerade rund läuft, vergisst zu beten, die Bibel zu lesen oder Gott für alles Gute zu danken? Gerade so, als hättest du Gott vergessen? In Zeiten, in denen wir Gott vergessen, bauen wir viel Mist.

Das Gegenteil ist ein Leben, das Gott ehrt – ein Leben voller Lob und Dankbarkeit. „Wer mir dankt, der bringt ein Opfer, das mich ehrt. Es gibt keinen anderen Weg, nur so kann ich ihn erretten!“ (50,23; Hfa).

Gebet

Herr, ich will Dich heute mit einem Dankopfer ehren. Ich danke Dir für allen Segen, den Du mir schenkst…
Neues Testament

Lukas 22,39–62

Im Garten Gethsemane

39 Dann verließ Jesus die Stadt und ging wie gewohnt zum Ölberg hinaus. Seine Jünger begleiteten ihn. 40 Dort angekommen sagte er zu ihnen: »Betet darum, dass ihr der kommenden Versuchung widerstehen könnt!« 41 Er entfernte sich ein kleines Stück von ihnen, kniete nieder 42 und betete: »Vater, wenn es dein Wille ist, dann lass diesen bitteren Kelch des Leidens an mir vorübergehen. Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.« 43 Da erschien ein Engel vom Himmel und gab ihm neue Kraft. 44 Jesus litt Todesängste und betete so eindringlich, dass sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte.

45 Als er nach dem Gebet aufstand und zu seinen Jüngern zurückkehrte, sah er, dass sie eingeschlafen waren, erschöpft von ihren Sorgen und ihrer Trauer. 46 Jesus weckte sie auf und rief: »Warum schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt!«

Verrat und Verhaftung

47 ; Noch während Jesus sprach, kam eine große Gruppe Männer. Sie wurden von Judas, einem der zwölf Jünger, angeführt. Judas ging auf Jesus zu, um ihn mit einem Kuss zu begrüßen. 48 Aber Jesus fragte ihn: »Judas, willst du den Menschensohn mit einem Kuss verraten?«

49 Jetzt hatten auch die anderen Jünger begriffen, was vor sich ging. Aufgeregt riefen sie: »Herr, sollen wir dich mit dem Schwert verteidigen?« 50 Einer von ihnen zog gleich das Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab.

51 Aber Jesus befahl: »Hört auf damit!« Er berührte das Ohr des Mannes und heilte ihn.

52 Dann fragte Jesus die obersten Priester, die Offiziere der Tempelwache und die führenden Männer des Volkes, die gekommen waren, um ihn festzunehmen: »Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnen musstet? 53 Jeden Tag war ich im Tempel. Warum habt ihr mich nicht dort festgenommen? Aber jetzt ist eure Stunde da. Jetzt hat die Finsternis Macht.«

Petrus behauptet, Jesus nicht zu kennen

54 Die Männer verhafteten Jesus und führten ihn zum Palast des Hohenpriesters. Petrus folgte ihnen in sicherem Abstand. 55 Im Hof des Palastes zündeten sie ein Feuer an, um sich zu wärmen. Petrus setzte sich zu ihnen. 56 Im Schein des Feuers bemerkte ihn eine Dienerin und sah ihn prüfend an. »Der Mann da war auch mit Jesus zusammen!«, rief sie.

57 Doch Petrus widersprach: »Das ist unmöglich! Ich kenne ihn überhaupt nicht!«

58 Kurz darauf sah ihn ein anderer und meinte: »Du bist doch einer von seinen Freunden!«

»Ausgeschlossen! Ich doch nicht!«, wehrte Petrus ab.

59 Nach etwa einer Stunde behauptete wieder einer: »Natürlich gehörte der hier zu Jesus; er kommt doch auch aus Galiläa!«

60 Aber Petrus stieß aufgebracht hervor: »Ich weiß nicht, wovon du redest.« In diesem Augenblick – noch während er das sagte – krähte ein Hahn. 61 Jesus drehte sich um und sah Petrus an. Da fielen Petrus die Worte ein, die der Herr zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn heute Nacht kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« 62 Er ging hinaus und weinte voller Verzweiflung.

Kommentar

Zwei Wege: Gottes Wille oder dein eigener

Kennst du Situationen, in denen du genau weißt, was richtig ist, aber du weißt auch, dass das Richtige zu tun, sehr schwer wird und dich teuer zu stehen kommt? Willst du dann auch am liebsten den leichten Weg nehmen?

In diesem Abschnitt sehen wir, dass Jesus ganz Gott, aber auch ganz Mensch war. Er sah das schreckliche Leiden am Kreuz auf Sich zukommen, „kniete nieder und betete: „Vater, wenn du willst, dann lass diesen Kelch des Leides an mir vorübergehen. Doch ich will deinen Willen tun, nicht meinen““ (22,41-42).

Jesu Menschlichkeit wird sichtbar in Seiner Agonie und dem „Schweiß [der] wie Blut auf die Erde tropfte“ (22,44). Obwohl Er wusste, dass es sehr hart werden würde, entschied Er Sich für den Willen Gottes und nicht Seinen eigenen. „Da erschien ein Engel vom Himmel und stärkte ihn“ (22,43).

Du wirst nie vor eine ähnlich große Herausforderung gestellt werden wie Jesus, aber es wird Zeiten in deinem Leben geben, in denen Gott möchte, dass du Seinen Willen tust und nicht, was du möchtest. Bitte Gott, Er möge dich stärken, Seinen Willen zu tun, egal wie klein oder groß das Opfer ist, das du zu bringen hast.

Judas entschied sich für seinen eigenen Willen. Mit einem Kuss verriet er den, der ihn liebte. Zwischen Jesus und Judas sehen wir große Unterschiede. Auf der einen Seite kam „ein Engel vom Himmel und stärkte [Jesus]“, als Er betete (22,43); auf der anderen sehen wir „die Macht der Finsternis“ (22,53) als Folge von Judas Verrat.

Wenn es dir wie mir geht und du das Gefühl hast, wohl nie ganz wie Jesus zu werden, du aber unter keinen Umständen wie Judas sein möchtest, macht uns Petrus Hoffnung. Petrus hatte es verbockt, wie wir es alle tun, und doch gebrauchte Gott ihn.

Sein erster Fehler war, dass er „in großem Abstand“ folgte (22,54). Wenn andere Jesus gegenüber ablehnend, feindlich gesinnt sind, ist es leichter, etwas auf Abstand zu Ihm zu gehen, sich ein bisschen von Christus zu distanzieren. Dieser Weg führte letzten Endes direkt in die Leugnungen Jesu (22,57-58.60).

Als Jesus sich umdrehte und Petrus direkt in die Augen sah (22,61), wusste Petrus, dass er kläglich versagt hatte und „weinte bitterlich“ (22,62). Petrus war, wie Judas, gescheitert. Trotzdem sah seine Zukunft anders aus als die von Judas. Gott gebrauchte Petrus wie vielleicht niemand anderen in der Geschichte der christlichen Kirche.

Der Unterschied zwischen Petrus und Judas bestand darin, wie sie mit ihrem Scheitern umgingen. Petrus bereute zutiefst; Jesus vergab ihm und heilte ihre Beziehung wieder (siehe Johannes 21). Das gibt uns allen Hoffnung. Egal wie weit du in die falsche Richtung gelaufen bist, es ist nie zu spät umzukehren. Komm zurück zu Jesus, lass dir vergeben und deine Beziehung mit Ihm heil machen.

Für uns alle, die wir Petrus gleichen, gilt: unser Ver-Sagen von gestern kann heute unser Weiter-Sagen werden, dein Test wird zum Testat.

Gebet

Vater, erfülle mich heute mit Deinem Heiligen Geist und hilf mir, wie Jesus zu sagen, „ich will deinen Willen tun, nicht meinen“ (22,42).
Altes Testament

Josua 5,13–7,26

Josua begegnet dem Befehlshaber über das Heer Gottes

13 In der Nähe von Jericho sah Josua sich plötzlich einem Mann mit gezücktem Schwert gegenüber. Josua ging auf ihn zu und rief: »Gehörst du zu uns oder unseren Feinden?«

14 »Weder noch«, antwortete der Fremde. »Ich bin der Befehlshaber über das Heer Gottes. Und jetzt bin ich hier zur Stelle.« Da warf sich Josua ehrfürchtig vor ihm zu Boden. »Ich gehorche dir, Herr!«, sagte er. »Was befiehlst du?«

15 »Zieh deine Schuhe aus«, antwortete der Befehlshaber über das Heer Gottes, »denn du stehst auf heiligem Boden.« Josua gehorchte.

Israel erobert Jericho

6 1 In Jericho hatte man aus Angst vor den Israeliten sämtliche Tore fest verriegelt. Niemand kam mehr heraus oder hinein.

2 Da sprach der HERR zu Josua: »Ihr werdet sehen: Ich gebe die Stadt, ihren König und seine Soldaten in eure Gewalt.
3 Sechs Tage lang sollt ihr jeden Tag einmal mit allen kampffähigen Männern um die Stadt ziehen. 4 Nehmt die Bundeslade mit! Lasst sieben Priester mit Widderhörnern in der Hand vor ihr hergehen! Am siebten Tag sollt ihr siebenmal um die Stadt ziehen, und die Priester sollen die Hörner blasen. 5 Wenn der langgezogene Signalton des Widderhorns ertönt, so stimmt ein lautes Kriegsgeschrei an! Dann wird die Stadtmauer einstürzen, und ihr könnt von allen Seiten nach Jericho eindringen.«

6 Josua, der Sohn von Nun, rief die Priester zusammen und wies sie an: »Nehmt die Bundeslade des HERRN! Sieben von euch sollen mit Widderhörnern vor ihr herziehen.« 7 Dem Heer befahl er: »Macht euch bereit und geht um Jericho herum, einige Kämpfer als Vorhut, dahinter die Priester mit der Bundeslade und am Schluss alle übrigen Soldaten!«

8-9 Nachdem Josua seine Anweisungen gegeben hatte, stießen die Priester in die Hörner, und alle brachen auf. An der Spitze des Zuges marschierte die ausgewählte Vorhut. Hinter ihr gingen die sieben Priester, die nun unablässig ihre Hörner bliesen, und die anderen Priester mit der Bundeslade. Den Schluss bildete das übrige Heer. 10 Zuvor hatte Josua angeordnet: »Macht keinen Lärm! Verhaltet euch ganz still, bis ich euch befehle, ein lautes Kriegsgeschrei anzustimmen. Dann aber schreit, so laut ihr könnt!« 11 So zogen sie mit der Bundeslade einmal um Jericho herum und kehrten anschließend wieder in ihr Lager zurück, wo sie übernachteten.

12 Früh am nächsten Morgen ließ Josua sie wieder aufbrechen: Die Priester trugen die Bundeslade, 13 sieben von ihnen gingen vor der Bundeslade her und bliesen immerzu die Hörner, eine Gruppe von Soldaten marschierte voraus, und alle übrigen folgten. 14 Wie am Vortag zogen die Israeliten einmal um Jericho herum und kehrten dann in ihr Lager zurück. Das taten sie insgesamt sechs Tage lang.

15 Am siebten Tag brachen sie bereits bei Sonnenaufgang auf und zogen wie zuvor um die Stadt herum, an diesem Tag jedoch siebenmal. 16 Beim siebten Mal, als die Priester die Hörner bliesen, rief Josua seinen Männern zu: »Schreit, so laut ihr könnt! Der HERR gibt euch Jericho! 17 Die ganze Stadt ist dem Untergang geweiht. Darum löscht alles aus, was ihr darin findet! Nur die Prostituierte Rahab soll am Leben bleiben und jeder, der bei ihr im Haus ist, denn sie hat unsere Kundschafter versteckt. 18 Hütet euch davor, irgendetwas für euch zu behalten, worüber Gott sein Urteil verhängt hat! Sonst stürzt ihr Israel ins Unglück und bringt dieselbe Strafe über unser Volk, die ihr an Jericho vollstrecken sollt. 19 Das Silber und Gold und die Gegenstände aus Bronze und Eisen gehören dem HERRN. Sie sollen in der Schatzkammer des heiligen Zeltes aufbewahrt werden.«

20 Die Priester bliesen ihre Hörner, und die Soldaten stimmten das Kriegsgeschrei an. Da stürzte die Mauer von Jericho ein. Die Israeliten stürmten die Stadt von allen Seiten und eroberten sie. 21 Mit ihren Schwertern vernichteten sie alles Leben darin: Männer und Frauen, Kinder und Greise, Rinder, Schafe und Esel.

22 Den beiden jungen Männern, die Jericho erkundet hatten, befahl Josua: »Geht zum Haus der Prostituierten und holt sie und ihre Angehörigen heraus, wie ihr es geschworen habt!« 23 Die beiden liefen zu Rahabs Haus, brachten sie zusammen mit ihren Eltern, Geschwistern und allen Verwandten aus der Stadt und führten sie an einen Ort außerhalb des israelitischen Lagers.

24 Schließlich steckte man Jericho in Brand. Nur das Silber, das Gold und die bronzenen und eisernen Gegenstände nahmen die Israeliten mit und brachten sie in die Schatzkammer des heiligen Zeltes. 25 Von den Einwohnern der Stadt ließ Josua niemanden am Leben außer der Prostituierten Rahab, der Familie ihres Vaters und ihren anderen Verwandten. Denn sie hatte die israelitischen Kundschafter versteckt, die Josua nach Jericho gesandt hatte. Noch heute lebt sie in Israel.

26 Als Jericho niederbrannte, sprach Josua einen Fluch aus: »Die Strafe des HERRN soll den treffen, der diese Stadt wieder aufbaut.

Wenn er das Fundament legt,
muss er dafür mit dem Tod seines ältesten Sohnes bezahlen,
und wenn er die Tore einsetzt,
wird er auch noch seinen jüngsten verlieren.«

27 Der HERR stand Josua zur Seite. Im ganzen Land sprach man von ihm.

Achans Diebstahl und Israels Niederlage bei Ai

7 1 Ein Israelit verstieß gegen das Verbot, sich etwas von den Reichtümern Jerichos anzueignen: Achan, der Sohn von Karmi. Er war ein Nachkomme von Sabdi und Serach aus dem Stamm Juda. Achan nahm etwas von dem mit, was vernichtet werden sollte. Darum wurde der HERR sehr zornig über die Israeliten.

2 Josua sandte von Jericho aus einige Männer zur Stadt Ai, die bei Bet-Awen östlich von Bethel liegt. »Geht hin«, sagte er, »und erkundet die Gegend.« Die Männer führten den Auftrag aus.

3 Als sie wieder zurückgekehrt waren, erstatteten sie Josua Bericht und rieten: »Lass nicht das ganze Heer gegen die Stadt ziehen. Zwei- oder dreitausend Mann reichen völlig aus, um Ai zu erobern. Es hat nur wenige Einwohner. Du brauchst nicht alle Soldaten einzusetzen.« 4 Josua folgte ihrem Rat und sandte dreitausend Mann los, um Ai einzunehmen. Doch sie wurden in die Flucht geschlagen. 5 Die Männer von Ai verfolgten die Israeliten von der Stadt bis zum Abhang von Schebarim und töteten dort 36 Soldaten. Da packte die Israeliten die Angst.

6 Josua zerriss entsetzt sein Gewand und warf sich mit den führenden Männern des Volkes vor der Bundeslade zu Boden. Voller Verzweiflung streuten sie sich Erde auf den Kopf und blieben bis zum Abend so liegen. 7 Dann betete Josua: »Ach, HERR, warum hast du uns bloß über den Jordan geführt? Etwa damit uns die Amoriter besiegen und umbringen? Wären wir doch geblieben, wo wir waren! 8 Ich frage dich, Herr: Was kann ich jetzt noch sagen, nachdem Israel vor seinen Feinden fliehen musste? 9 Die Kanaaniter und alle anderen Völker dieses Landes werden davon hören. Sie werden uns umbringen und jede Spur von uns für immer auslöschen. Wie willst du deine Ehre dann noch retten?«

10 Der HERR antwortete: »Steh auf! Warum liegst du hier am Boden? 11 Die Israeliten haben Schuld auf sich geladen und den Bund verletzt, den ich mit ihnen schloss. Sie haben etwas von dem an sich genommen, was ich zur Vernichtung bestimmt habe. Sie haben es gestohlen und heimlich bei sich versteckt. 12 Deshalb seid ihr euren Feinden unterlegen und müsst vor ihnen fliehen. Ihr selbst seid jetzt dem Untergang geweiht! Ich werde euch nicht mehr helfen, wenn ihr nicht das aus eurem Volk beseitigt, worüber ich mein Urteil verhängt habe.

13 Steh jetzt auf und sprich zum Volk! Sag ihnen: ›Unter euch befindet sich etwas, worüber Gott sein Urteil gesprochen hat und was allein ihm gehört. Ihr werdet euren Feinden so lange unterlegen sein, bis ihr es entfernt habt. Der HERR, der Gott Israels, befiehlt, dass ihr euch reinigt und darauf vorbereitet, ihm morgen früh zu begegnen!

14 Dann sollt ihr euch nach euren Stammesverbänden geordnet versammeln. Der HERR wird uns den Schuldigen zeigen: Wir werden das Los werfen, und der Stamm, den es trifft, soll vortreten. Dann entscheidet das Los zwischen den Sippen dieses Stammes. Ist die Sippe gefunden, wird in ihr die Familie durch das Los ermittelt. Diese Familie, die der HERR uns zeigen wird, soll dann vortreten, Mann für Mann. 15 Derjenige, bei dem man etwas findet, das Gott gehört, muss verbrannt werden, zusammen mit seiner Familie und seinem Besitz. Denn er hat den Bund mit dem HERRN gebrochen und durch seine abscheuliche Tat Schande über Israel gebracht.‹«

16 Früh am nächsten Morgen ließ Josua das Volk nach Stammesverbänden geordnet zu sich kommen. Das Los wurde geworfen und traf den Stamm Juda. 17 Er musste vortreten. Aus diesem Stamm wurde die Sippe Serach ermittelt, und in ihr fiel das Los auf die Familie von Sabdi. 18 Unter dessen Angehörigen traf es schließlich Achan, den Sohn von Karmi und Nachkommen von Sabdi und Serach.

19 Josua sagte zu ihm: »Mein Sohn, beug dich vor dem HERRN, dem Gott Israels. Zeig, dass du ihn achtest, und gestehe, was du getan hast; verschweig mir nichts!«

20 Achan antwortete: »Es ist wahr, ich bin es gewesen, ich habe das Gebot des HERRN, des Gottes Israels, verletzt.
21 Unter der Beute sah ich einen wertvollen Mantel aus Babylonien, fast zweieinhalb Kilo Silber und einen Goldbarren, über ein Pfund schwer. Ich konnte einfach nicht widerstehen und nahm es mit. Ich habe alles im Boden meines Zeltes vergraben, das Silber zuunterst.«

22 Josua schickte einige Männer zu Achans Zelt. Sie fanden das Gestohlene tatsächlich dort vergraben, das Silber zuunterst, genau wie Achan es beschrieben hatte. 23 Sie holten alles heraus und brachten es dahin, wo Josua und das Volk warteten. Dort legten sie es vor der Bundeslade auf die Erde.

24 Josua nahm Achan von der Sippe Serach samt seinen Söhnen und Töchtern gefangen und ließ seine Rinder und Esel, seine Schafe und Ziegen, sein Zelt und seine gesamte Habe herbeiholen. Begleitet vom ganzen Volk, brachte er Achan, seine Kinder, seinen ganzen Besitz und das gestohlene Gut ins Achor-Tal. 25 Dort sagte Josua zu ihm: »Du hast Israel ins Unglück gestürzt! Darum stürzt der HERR heute dich ins Unglück!«

Das ganze Volk steinigte Achan und seine Familie, und anschließend wurden sie mit ihrem ganzen Besitz verbrannt. 26 Man begrub sie unter einem großen Steinhaufen, der sich noch immer dort befindet. Da legte sich der Zorn des HERRN. Dem Tal gaben die Israeliten den Namen Achor (»Unglück«), und so wird es noch heute genannt.

Kommentar

Zweierlei Grund auf dem du stehst: heilig oder verborgen

Behältst du einen oder mehrere Bereiche deines Lebens für dich, weil sie Orte verborgener Sünde sind?

In diesem Abschnitt sehen wir zwei gegensätzliche „Böden”. Wir sehen Josua auf heiligem Boden stehen (5,15); Achan dagegen steht auf dem Boden verborgener Schuld (7,21-22).

Josua erscheint ein Bote Gottes. Ob es sich dabei um einen Engel des Herrn oder um die zweite Person der Dreieinigkeit (Jesus) handelte, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass „sich Josua voller Ehrfurcht vor ihm nieder[warf]“ (5,14). Ihm wurde erklärt, „Zieh deine Sandalen aus, denn du stehst auf heiligem Boden“ (22,15).

Es gibt Momente im Leben, da Gottes Gegenwart so stark scheint, dass es sich anfühlt, als stünden wir auf heiligem Boden, und wir können nicht anders, als uns niederwerfen und anbeten.

Gott schenkte Josua Erfolg (6,1-26): „So war der Herr an Josuas Seite, und er wurde im ganzen Land berühmt“ (6,27). Sein Erfolg rührte nicht von der Größe seines Heeres, der Gewalt seiner Waffen oder den Künsten seiner Heerführer; er hatte seinen Ursprung in Josuas Gottvertrauen, das ihn Gottes Anweisungen befolgen ließ.

Ebenso die Hure Rahab. Sie, ihre Familie und alle, die zu ihr gehörten, wurden wegen ihres Glauben verschont, der bewirkte, dass sie Gottes Dienern mit Freundlichkeit begegnete (6,25).

Der Hebräerbrief zählt sowohl Josua als auch Rahab zu den Glaubenshelden: „Durch den Glauben marschierte das Volk Israel sieben Tage lang um Jericho herum und die Stadtmauern stürzten ein. Durch den Glauben kam die Prostituierte Rahab nicht mit den anderen Einwohnern der Stadt um… Denn sie hatte die Kundschafter freundlich aufgenommen“ (Hebräer 11,30-31).

Im Buch Josua stoßen wir auf viele schwierige Fragen, auf die wir nur schwerlich eine Antwort finden. Als Christen müssen wir uns wieder erinnern, alles vor dem Hintergrund Jesu und des Neuen Testaments zu lesen.

Der Hebräerbrief deutet an, dass das verheißene Land bildlich für den Segen steht, den wir im Gehorsam erhalten, also durch den Glauben an Jesus Christus: „Mit dieser Ruhe war nicht das Land Kanaan gemeint, in das Josua das Volk Israel geführt hatte, denn sonst hätte Gott später nicht von einem neuen »Heute« gesprochen…Deshalb wollen wir uns bemühen, in diese Ruhe hineinzukommen, um nicht wie sie durch den gleichen Ungehorsam vom Weg abzukommen“ (Hebräer 4,8-11).

Einen Fall solchen „Ungehorsams“ finden wir bei Achan, dessen Begehren im Ungehorsam mündete, der Silber und Gold „so gern haben [wollte], dass ich sie mir einfach nahm. Sie sind unter meinem Zelt vergraben“ (7,21). „Josua schickte ein paar Männer los. Sie liefen zum Zelt und fanden die gestohlenen Dinge dort vergraben, das Silber zuunterst“ (7,22).

Wir müssen uns der Gefahr bewusst sein, die eine Aufteilung unseres Lebens in verschiedene Bereiche bedeutet. Alles mag oberflächlich respektabel aussehen, so wie Achans Zelt, aber „unter dem Zelt vergraben“ ist Sünde. Die anderen können die Lebensbereiche, deren Sünde wir verbergen, nicht sehen, aber Gott tut es.

Achans Schuld betraf nicht ihn allein, sondern das ganze Lager. Gott wollte ein heiliges Volk, das sich Ihm heiligte (7,13). Sünde und Ungehorsam im Lager wirkte sich auf die Reinheit aller aus. Der Herr sagte, „Du kannst vor deinen Feinden nicht bestehen, bis du diese Gegenstände nicht entfernt hast“ (7,13).

Eine Frage, die wir uns stellen sollten, ist, ob es vielleicht einen Bereich in unserem Leben gibt, den wir Gott nicht geheiligt haben und der uns daran hindert, Gottes Segen und Sieg zu empfangen, die Er jedem Seiner Kinder geben möchte?

Meine Erfahrung ist es, dass der Heilige Geist, Sein Licht auf die verborgenen Lebensbereiche richtet, um die wir uns kümmern müssen. Diesen Prozess können wir wahrscheinlich diesseits des Himmels nie ganz abschließen.

Die gute Nachricht für uns ist, dass wir nicht mit derselben Strafe rechnen müssen wie Achan. In Jesus ist dir vergeben, du bist zurückversetzt in den Zustand der Gnade – ganz unabhängig davon, worin dein Versagen liegt.

Gebet

Herr, ich will mein Leben heute neu für Dich heiligen. Danke, dass Du mit mir gehst, wie einst mit Josua. Ich entscheide mich heute bewusst für Deinen Willen in meinem Leben – für Heiligkeit und Ehre.

Pippa fügt hinzu

Lukas 22,46

„Warum schlaft ihr?“, fragte er. „Steht auf und betet. Sonst wird die Versuchung euch überwältigen.“

Mir fällt es schwer, frühmorgens oder spät abends zu beten. Deshalb habe ich Verständnis mit den Jüngern. Hinter ihnen lag ein langer Tag, an dem Jesus ihnen so viel von Seinem Leiden und Sterben erzählt hatte.

Sie müssen aufgewühlt und voller Sorge gewesen sein; „erschöpft vor Kummer“ (22,45). Und sie waren wohl enttäuscht, dass sie ihren Freund, Lehrer und Herrn im Stich gelassen hatten.

Ich kann auch Petrus‘ Leugnung nachvollziehen. Angst kann einen ganz erfassen. Deshalb ist Petrus‘ Verwandlung so erstaunlich – vom Feigling zum mutigen Anführer. Wenn Gott einen Petrus verändern kann, kann Er auch mich verändern.

Vers des Tages

Lukas 22,42

Doch ich will deinen Willen tun, nicht meinen.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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