Tag 115

Stellvertretung aus Liebe

Weisheit Psalm 51,1–11
Neues Testament Lukas 22,63–23,25
Altes Testament Josua 8,1–9,15

Einführung

Die kleine Liz litt unter einer seltenen Krankheit. Ihre einzige Überlebenschance lag in einer Bluttransfusion ihres fünfjährigen Bruders, der dieselbe Krankheit auf wundersame Weise überlebt und Antikörper gebildet hatte. Der Arzt erklärte dem Jungen die Lage und fragte ihn, ob er bereit wäre, sein Blut für die Schwester zu geben. Der Junge zögerte nur kurz, bevor er tief Luft holte und sagte, „Ich mach’s, wenn sie das rettet.“

Während die Transfusion ihren Lauf nahm, lag der Junge, lächelnd wie alle anderen, in einem Bett neben seiner Schwester, denn langsam kehrte Farbe in das Gesicht des Mädchens zurück. Dann wurde der Bruder immer blasser und auch sein Lächeln verschwand. Er sah den Arzt an und fragte mit zitternder Stimme, „Werde ich sofort sterben?“

Der kleine Junge hatte den Arzt missverstanden und dachte, dass seine Schwester all sein Blut brauchen würde, um gerettet zu werden. Er liebte seine Schwester so sehr, dass er bereit war für sie – an ihrer statt – zu sterben. Diese Geschichte ist möglicherweise erfunden, aber zeigt wunderbar, was Stellvertretung aus Liebe bedeutet.

Gott liebt dich. Die erstaunliche und wunderbare Botschaft der Bibel lautet, dass Gott in Person Seines Sohnes, Jesus Christus, auf die Erde kam und an deiner statt starb. Worte, Bilder, Metaphern und Veranschaulichungen (wie die des fünfjährigen Jungen) können uns eine Hilfe sein, aber sie können niemals vollkommen die unbeschreibliche Liebe Gottes beschreiben. Jesus starb, um alles Schlechte von uns zu nehmen. Er starb an deiner und meiner statt (Markus 10,45).

Weisheit

Psalm 51,1–11

Herr, vergib mir!

1 Ein Lied von David.
2 Er schrieb es, nachdem der Prophet Nathan
 ihn wegen seines Ehebruchs mit Batseba
 zurechtgewiesen hatte.
3 Du barmherziger Gott, sei mir gnädig!
 Lösche meine Vergehen aus,
 denn du bist voll Erbarmen!
4 Wasche meine ganze Schuld von mir ab
 und reinige mich von meiner Sünde!

5 Denn ich erkenne mein Unrecht,
 meine Schuld steht mir ständig vor Augen.
6 Gegen dich habe ich gesündigt – gegen dich allein!
 Was du als böse ansiehst, das habe ich getan.
 Darum bist du im Recht, wenn du mich verurteilst,
 dein Richterspruch wird sich als wahr erweisen.
7 Schon von Geburt an bestimmt die Sünde
 mein Leben; ja, seit ich im Leib meiner Mutter entstand,
 liegt Schuld auf mir.
8 Du freust dich, wenn ein Mensch
 von Herzen aufrichtig ist;
 verhilf mir dazu und lass mich weise handeln!

9 Reinige mich von meiner Schuld,
 dann bin ich wirklich rein;
 wasche meine Sünde ab,
 dann bin ich weißer als Schnee!
10 Du hast mich hart bestraft;
 nun lass mich wieder Freude erfahren,
 damit ich befreit aufatmen kann!
11 Sieh nicht länger auf meine Schuld,
 vergib mir alle meine Sünden!

Kommentar

Meine Sünde

David rief aus, Gott, sei mir gnädig“ (51,3). Ich habe diesen Psalm schon oft als Beichtpsalm gebetet. David schrieb den Psalm, nachdem der Prophet Nathan David mit seinem Ehebruch mit Batseba konfrontiert hatte (und anschließend große Schuld auf sich lud, um die ursprüngliche Tat zu vertuschen).

1.\tZu wem betest du?
Dieses Gebet um Gottes Gnade und Vergebung basiert auf Davids Verständnis von Gottes Charakter. Er betete, „Gott, sei mir gnädig um deiner Gnade willen und vergib mir meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit“ (51,3).

2.\tWas bekennst du?
David bekannte seine Schuld (51,2) und Sünde (51,3b.4b.5): „Denn ich war ein Sünder - von dem Augenblick an, da meine Mutter mich empfing“ (51,7). Dieses Gebet ist die Reaktion auf eine bestimmte Sünde, aber David erkennt, dass die Wurzel tiefer sitzt. Sünde ist nicht etwas, das wir gelegentlich tun. Sünde ist von Anfang an tief in den Menschen verwurzelt.

Gott wünscht Sich, dass „ein Mensch von Herzen aufrichtig und ehrlich ist“ (51,10; Hfa). Er wünscht Sich, dass du Ihm offen und ehrlich deine Schuld bekennst.

3.\tWorum bittest du?
David flehte um Gnade. Bitte darum, reingewaschen zu werden: „Wasche mich rein von meiner Schuld“ (51,4a). Bitte um Reinigung: „reinige mich von meiner Sünde“ (4b), „Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde“ (94; LUT). Und schließlich bitte darum, dass deine Schuld getilgt wird: „lösche meine Vergehen aus“ (1c; Hfa), „vergib mir meine Schuld“ (11b).

Bete, dass deine Sünde vollkommen von dir genommen wird, damit Gott keine Sünde mehr an dir sieht: „Sieh meine Sünde nicht mehr an“ (51,11a).

4.\tMit welchem Ergebnis?
David wünschte sich, „Gib mir meine Freude zurück und lass mich wieder fröhlich werden, denn du hast mich zerbrochen“ (51,10). Nichts kommt der Freude, dem Jubel und Glück gleich, die uns ergreifen, wenn uns vergeben wurde. David wusste, dass Gott ihm in Seiner Gnade, Liebe und Barmherzigkeit vergeben würde. Wie Er das tun würde, konnte David noch nicht sehen; das offenbart uns erst das Neue Testament.

Gebet

Danke, Herr, dass Du mich rein wäschst und mir vergibst, wenn ich Dir meine Sünden bekenne, weil Jesus für mich gestorben ist.
Neues Testament

Lukas 22,63–23,25

Die Soldaten misshandeln Jesus

63 Die Männer, die Jesus bewachten, verhöhnten und schlugen ihn. 64 Sie verbanden ihm die Augen und spotteten: »Na, du Prophet! Sag uns, wer hat dich vorhin gerade geschlagen?« 65 Und noch viele andere Beleidigungen musste er über sich ergehen lassen.

Jesus vor Gericht

66 Bei Tagesanbruch kamen die Mitglieder des Hohen Rates zusammen: die führenden Männer des Volkes, die obersten Priester und die Schriftgelehrten. Sie ließen Jesus vorführen 67 und forderten ihn auf: »Wenn du der Christus bist, der von Gott erwählte Retter, dann sag es uns!«

Er erwiderte: »Wenn ich es euch sage, werdet ihr mir nicht glauben, 68 und wenn ich euch etwas frage, dann werdet ihr keine Antwort geben. 69 Doch von nun an wird der Menschensohn an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen.«

70 Empört schrien alle: »Willst du damit etwa sagen, dass du der Sohn Gottes bist?«

Jesus antwortete: »Ihr habt recht, ich bin es!«

71 »Wozu brauchen wir da noch weitere Zeugen?«, riefen jetzt die Ankläger einstimmig. »Wir haben die Gotteslästerung doch aus seinem Mund gehört!«

Jesus wird an die Römer ausgeliefert

23 1 Nun erhoben sich die Mitglieder des Hohen Rates und ließen Jesus zum römischen Statthalter Pilatus abführen.
2 Dort brachten sie ihre Anklage gegen ihn vor: »Wir können bezeugen, dass dieser Mensch unser Volk aufhetzt. Er redet den Leuten ein, dass sie dem Kaiser keine Steuern zahlen sollen. Und er behauptet von sich, er sei der Christus, ein König, den Gott geschickt hat.«

3 »Stimmt das?«, fragte Pilatus den Angeklagten. »Bist du wirklich der König der Juden?«

Jesus antwortete: »Ja, du sagst es!«

4 Pilatus erklärte den obersten Priestern und der ganzen Volksmenge: »Ich sehe keinen Grund, diesen Mann zu verurteilen! Er ist unschuldig.«

5 Aber sie widersprachen heftig: »Im ganzen Land hetzt er die Menschen durch seine Lehre auf. Schon in Galiläa hat er damit angefangen, und nun ist er bis hierher nach Jerusalem gekommen!«

Jesus wird von Herodes verhört

6 »Ist der Mann denn aus Galiläa?«, wollte Pilatus nun wissen. 7 Als er von ihnen bestätigt bekam, dass Jesus tatsächlich aus Galiläa, dem Herrschaftsgebiet von König Herodes, stammte, schickte Pilatus ihn zu Herodes, der sich während des Passahfestes auch in Jerusalem aufhielt.

8 Herodes war sehr erfreut, Jesus zu sehen. Er wollte ihn schon lange kennen lernen. Denn er hatte viel von ihm gehört und hoffte, Jesus würde ihm ein Wunder vorführen. 9 Der König stellte Frage um Frage, aber Jesus gab ihm keine einzige Antwort. 10 Umso mehr redeten die obersten Priester und die Schriftgelehrten, die mitgekommen waren und ihn immer heftiger beschuldigten. 11 Auch Herodes und seine Soldaten ließen Jesus ihre Verachtung spüren und trieben ihren Spott mit ihm. Sie hängten ihm ein prächtiges Gewand als Königsmantel um und schickten ihn wieder zu Pilatus. 12 Herodes und Pilatus waren vorher miteinander verfeindet gewesen. Aber an diesem Tag wurden sie Freunde.

Das Todesurteil

13 Pilatus rief die obersten Priester, die anderen Mitglieder des Hohen Rates und die Menge zusammen 14 und verkündete: »Ihr habt diesen Mann zu mir gebracht und ihn beschuldigt, dass er die Menschen aufhetzt. Nun, ich habe ihn vor euch verhört und bin zu dem Urteil gekommen: Dieser Mann ist in allen Anklagepunkten unschuldig! 15 Herodes ist zum selben Urteil gekommen. Deswegen hat er ihn hierher zurückgeschickt. Es ist offensichtlich, dass der Angeklagte nichts getan hat, was mit dem Tod bestraft werden müsste. 16 Ich werde ihn auspeitschen lassen, dann soll er frei sein.« 17 Pilatus pflegte ohnehin in jedem Jahr am Passahfest einen Gefangenen zu begnadigen.

18 Da brach ein Sturm der Entrüstung los. Wie aus einem Mund schrie die Menge: »Weg mit ihm! Lass Barabbas frei!« 19 Barabbas saß im Gefängnis, weil er sich an einem Aufstand in Jerusalem beteiligt und einen Mord begangen hatte.

20 Noch einmal versuchte Pilatus, die Leute umzustimmen; denn er wollte Jesus gern freilassen. 21 Aber sie schrien nur noch lauter: »Ans Kreuz! Ans Kreuz mit ihm!«

22 Pilatus versuchte es zum dritten Mal: »Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich finde nichts, worauf die Todesstrafe steht! Ich werde ihn also auspeitschen lassen. Dann soll er frei sein.«

23 Aber die aufgebrachte Menge ließ nicht locker und brüllte immer lauter: »Kreuzige ihn!«, bis Pilatus ihrem Schreien nachgab 24 und beschloss, ihre Forderung zu erfüllen. 25 Barabbas ließ er frei, den Mann, der wegen Aufruhr und Mordes im Gefängnis saß. Jesus aber verurteilte er zum Tod am Kreuz, wie sie es gefordert hatten.

Kommentar

Jesu Opfer

Lukas berichtet nicht einfach über die Umstände von Jesu Tod, sondern er versucht außerdem, die erstaunliche Wahrheit, warum Jesus starb, aufzuzeigen. Anders als der kleine Junge in der heutigen Einleitung, gab Jesus tatsächlich Sein Leben für uns. Lukas hilft uns, diesen Akt der Stellvertretung besser zu verstehen:

1.\tWas ertrug Jesus für uns?
Jesus wurde verspottet (22,63; 23,11), geschlagen (22,63), beschimpft (22,65), angeklagt (23,10), verhöhnt (23,11) und am Ende gekreuzigt (23,23). Lukas konstatiert eiskalt, „Jesus aber gab [Pilatus] ihrem Willen preis“ (23,25; GNB).

2.\tWer war verantwortlich?
Lukas stellt klar, dass alle verantwortlich sind: „die führenden Männer des Volkes sowie die obersten Priester und Schriftgelehrten“ (22,66), „der gesamte Hohe Rat“ (23,1), Herodes und Pilatus (22,66-23,25) – alle trugen ihren Teil dazu bei. (Jesu Tod machte Herodes und Pilatus zu Freunden; 23,12) Lukas beschreibt, dass „die obersten Priester und Schriftgelehrten und das Volk“ (23,13) „wie aus einem Mund“ (23,18) Jesu Tod forderten. Wir können nicht entweder die Juden oder die Römer oder sonst jemanden beschuldigen. Letztlich sind wir alle verantwortlich.

3.\tWer ist da an deiner statt gestorben?
Gott bestrafte hier nicht irgendeinen „unschuldigen Dritten“ an unser statt, sondern vielmehr kam Gott selbst in Person Jesu, um für dich und mich zu sterben. Gott tat das völlig Unerwartete. Die Juden hofften auf einen Messias und Retter, aber sie rechneten nicht damit, dass Gott selbst kommen würde.

Die Kirche des Neuen Testaments, erfüllt vom Heiligen Geist, erkannte schließlich, wer Jesus war. Wie einmalig Jesus ist, erkennen wir an den Titeln, die Er Sich selbst gab.

Er ist der Menschensohn, der zur Rechten des allmächtigen Gottes sitzen wird (22,69). Menschensohn wird hier eindeutig als messianischer Titel verwendet.

Er ist Christus, der König (23,2) – der „König der Juden“ (23,3) – der lang ersehnte Messias.

Das Erstaunlichste aber ist, dass Er der Sohn Gottes ist: „Da riefen alle: „Dann behauptest du also, Gottes Sohn zu sein?“ Und er erwiderte: „Ihr sagt es selbst; ich bin es.““ (22,70). Es ist anzunehmen, dass Jesus hier tatsächlich den Namen Gottes („ich bin“; 2. Mose 3) verwendete – ein direkter Gottesanspruch, der die Ältesten so erzürnte (22,71).

4.\tWas bedeutet Stellvertretung?
Der Unschuldige stirbt für den Schuldigen. Jesus ist unschuldig, wir sind schuldig.

Selbst Pilatus, der ihn zum Tode verurteilte, befand, „Ich finde keine Schuld an diesem Mann!“ (23,4). Und später, „Ich habe ihn in eurer Anwesenheit gründlich befragt und habe keine Schuld an ihm gefunden…Dieser Mann hat nichts getan, wofür er den Tod verdient“ (23,14-15). Und ein drittes Mal fragt Pilatus, „Welches Verbrechen hat er begangen? Ich habe keinen Grund gefunden, ihn zum Tod zu verurteilen“ (23,22). Lukas macht deutlich, dass Jesus sterben musste, weil Er der unschuldige Sohn Gottes war (22,70-71).

Auf der anderen Seite ist da Barabbas, der schuldig war wie wir. Barabbas war des Aufruhrs und des Mordes schuldig (23,19.25). Bei Lukas finden wir einen Hinweis auf die Stellvertreterrolle Jesu: „Töte [Jesus] und gib Barabbas frei!“ (23,18). „Auf ihren Wunsch ließ er Barabbas frei, den Mann, der wegen Aufruhr und Mord im Gefängnis saß. Jesus dagegen lieferte er ihnen aus, wie sie es gefordert hatten“ (23,25).

Gebet

Herr Jesus Christus, wie kann ich Dir jemals dafür danken, dass Du, der Gottessohn, an meiner statt gestorben bist – der Unschuldige für den, der schuldig ist.
Altes Testament

Josua 8,1–9,15

Israel erobert Ai

8 1-2 Der HERR sprach zu Josua: »Hab keine Angst und lass dich nicht einschüchtern! Zieh mit dem ganzen Heer nach Ai und leg einen Hinterhalt auf der anderen Seite der Stadt! Du wirst sehen: Ich gebe den König von Ai in deine Gewalt und mit ihm sein Volk, seine Stadt und sein Land. Du sollst mit Ai und seinem König das Gleiche tun wie mit Jericho und seinem König. Dieses Mal dürft ihr jedoch die Beute und das Vieh für euch behalten.«

3 Josua brach mit dem ganzen Heer auf und rückte in die Nähe von Ai vor. Er wählte 30.000 erfahrene Soldaten aus, und in der Nacht befahl er ihnen: 4 »Legt euch auf der Rückseite der Stadt in den Hinterhalt, nicht weit von ihr entfernt. Haltet euch zum Angriff bereit! 5 Mit dem Hauptheer werden wir uns von vorn der Stadt nähern. Die Soldaten von Ai werden dann wie beim letzten Mal die Stadt verlassen, um uns anzugreifen, und wir werden scheinbar vor ihnen fliehen. 6 Sie werden meinen, dass wir erneut vor ihnen davonlaufen, und werden uns verfolgen. Wenn wir sie auf diese Weise herausgelockt haben, 7 brecht ihr aus eurem Hinterhalt hervor und nehmt die Stadt ein. Der HERR, euer Gott, wird euch zum Sieg verhelfen. 8 Nach der Eroberung legt ihr dort Feuer. So hat es der HERR befohlen. Haltet euch an meine Anweisungen!«

9 Dann schickte Josua die Männer los. Sie umgingen die Stadt und legten sich im Westen zwischen Ai und Bethel in den Hinterhalt. Josua verbrachte die Nacht beim Hauptheer.

10 Früh am Morgen ließ Josua seine Truppen antreten. Dann brachen sie in Richtung Ai auf. Josua und die Sippenoberhäupter von Israel führten das Heer an. 11 Sie näherten sich der Stadt von Norden her und hielten auf einer Anhöhe, nur noch durch ein Tal von ihrem Ziel getrennt. 12 Josua hatte weitere 5000 Mann in den Hinterhalt westlich der Stadt gelegt, zwischen Ai und Bethel. 13 So stand das Hauptheer nördlich von Ai und der Hinterhalt im Westen. Es war immer noch dunkel, als Josua sein Heer schließlich in das Tal hinabführte.

14 In aller Frühe entdeckte der König von Ai die Israeliten. Sofort gab er den Befehl zum Angriff und verließ mit seinen Soldaten die Stadt, um auf dem Schlachtfeld in der Ebene gegen Israel zu kämpfen. Er wusste nichts von dem Hinterhalt. 15 Wie Josua angeordnet hatte, ließ sich Israel von den Männern aus Ai zunächst in die Flucht schlagen und floh vor ihnen in Richtung Wüste. 16 Da rief man die in der Stadt verbliebenen Männer zusammen, um gemeinsam den Feind zu verfolgen. Sie jagten Josuas Heer nach und entfernten sich immer weiter von ihrer Stadt. 17 In Ai und in Bethel blieb kein einziger Mann mehr zurück. Alle verfolgten die fliehenden Israeliten. Die Stadt Ai war offen und ohne jeden Schutz.

18 Da sprach der HERR zu Josua: »Heb dein Schwert hoch und richte es gegen Ai! Die Stadt gehört euch.« Josua streckte sein Schwert aus. 19 Das war das verabredete Zeichen für die Truppen im Hinterhalt. Sie brachen aus ihrem Versteck hervor, fielen in die Stadt ein, eroberten sie und steckten alles schnell in Brand.

20 Die Männer von Ai wandten sich um und sahen auf einmal Rauch aus ihrer Stadt aufsteigen. Sie erkannten, dass sie in eine Falle geraten waren. Denn die eben noch fliehenden Israeliten machten nun kehrt und griffen an. 21 Sie hatten den Rauch ebenfalls gesehen und wussten, dass die Stadt erobert war. Nun stürmten Josua und seine Soldaten den Männern von Ai entgegen. 22 Diese waren plötzlich von zwei Seiten eingeschlossen. Denn jetzt kamen auch die israelitischen Soldaten aus der Stadt heran. Es gab kein Entrinnen. Alle Männer von Ai wurden getötet. 23 Nur den König fasste man lebendig und brachte ihn zu Josua.

24 Als die Israeliten ihre Gegner auf dem Schlachtfeld in der Ebene besiegt hatten, drangen sie erneut in die Stadt ein und brachten alle Einwohner mit dem Schwert um. 25 Insgesamt starben an jenem Tag etwa 12.000 Männer und Frauen.
26 Josua ließ seine Hand mit dem Schwert erst sinken, als alle Einwohner Ais tot waren und so Gottes Urteil vollstreckt war. 27 Das Vieh und die übrige Beute nahmen die Israeliten diesmal mit, wie der HERR es Josua erlaubt hatte.

28 Dann ließ Josua die Stadt niederbrennen, so dass nur noch ein Trümmerhaufen von ihr übrig blieb. Bis heute ist sie nicht wieder aufgebaut worden. 29 Den König von Ai erhängte Josua an einem Baum. Am Abend ließ er die Leiche abnehmen, vor das Stadttor werfen und unter einem großen Steinhaufen begraben, den man noch heute dort findet.

Israel erneuert seinen Bund mit dem Herrn

30 Damals errichtete Josua auf dem Berg Ebal einen Altar für den HERRN, den Gott Israels. 31 So hatte es Mose, der Diener des HERRN, den Israeliten in seinem Gesetzbuch befohlen. Es sollten Steine verwendet werden, die man nicht mit dem Meißel bearbeitet hatte. Die Israeliten brachten dem HERRN auf diesem Altar Brand- und Friedensopfer dar. 32 Dann schrieb Josua in Gegenwart des Volkes die Gesetze von Mose auf die Gedenksteine. 33 Die levitischen Priester standen bei der Bundeslade des HERRN. Auf beiden Seiten der Bundeslade hatte sich das ganze Volk versammelt, Israeliten und Ausländer, auch die führenden Männer, Richter und Beamten. Sie alle waren der Bundeslade zugewandt, die eine Hälfte des Volkes stand mit dem Rücken zum Berg Garizim, die andere zum Berg Ebal. Mose hatte befohlen, dies zu tun und das Volk zu segnen, sobald es im Land Kanaan angelangt war.

34 Josua las das ganze Gesetzbuch von Mose vor, auch die Segensverheißungen und Fluchandrohungen. 35 Nicht ein Wort ließ er aus. Die ganze Gemeinschaft der Israeliten, alle Männer, Frauen und Kinder, und auch die Ausländer in ihrer Mitte hörten es Wort für Wort.

Die Einwohner von Gibeon überlisten Israel

9 1 Die Nachricht von der Zerstörung Jerichos und Ais erreichte alle Könige westlich des Jordan – ob im Bergland, in der Ebene oder an der Mittelmeerküste bis hin zum Libanon –, die Könige der Hetiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 2 Sie verbündeten sich, um gemeinsam gegen Josua und die Israeliten Krieg zu führen.

3 Auch die Einwohner der Stadt Gibeon vom Volk der Hiwiter hörten, was mit Jericho und Ai geschehen war. 4-5 Da dachten sie sich eine List aus: Sie wollten verkleidete Boten zu den Israeliten schicken, um mit ihnen zu verhandeln. Einige ihrer Männer zogen sich abgenutzte Kleider und geflickte Schuhe an, packten ein paar Habseligkeiten in schäbigen Säcken auf ihre Esel, hängten alte, rissige Weinschläuche daran und versorgten sich mit trockenem, zerbröckeltem Brot. 6 So gingen sie zum israelitischen Lager in Gilgal. »Wir kommen von weit her«, erklärten sie Josua und den führenden Männern Israels, »unser Volk möchte sich mit euch verbünden.«

7 Die Israeliten antworteten den Hiwitern: »Woher sollen wir wissen, dass ihr nicht aus diesem Land stammt? Wir können doch nicht einfach ein Bündnis mit euch schließen!«

8 Die Boten wandten sich an Josua: »Wir bitten dich unterwürfig um Hilfe!«

Josua fragte: »Wer seid ihr und wo kommt ihr her?«

9 »Wir kommen aus einem fernen Land«, antworteten sie. »Wir möchten den HERRN, deinen Gott, kennen lernen. Wir haben gehört, was er in Ägypten vollbracht hat. 10 Wir wissen auch, was er mit den amoritischen Königen östlich des Jordan getan hat, mit Sihon von Heschbon und Og von Baschan, der in Aschtarot regierte. 11 Unsere Obersten und unser Volk gaben uns den Auftrag: ›Versorgt euch mit Proviant und geht zu ihnen! Bittet sie unterwürfig, einen Bund mit uns zu schließen!‹
12 Hier, seht euch das Brot an! Es war noch warm, als wir zu Hause aufbrachen; jetzt ist es vertrocknet und zerbröckelt. 13 Diese Weinschläuche hier waren neu und voll; jetzt sind sie rissig. Auch unsere Kleidung und die Schuhe sind durch die lange Reise verschlissen.«

14 Die führenden Männer Israels untersuchten das vertrocknete Brot. Aber sie fragten nicht den HERRN um Rat. 15 So schloss Josua Frieden mit den Fremden und sicherte zu, sie am Leben zu lassen. Die Führer des Volkes bekräftigten das Bündnis mit einem Eid.

Kommentar

Gottes Souveränität

Gott hat einen Plan für dein Leben. Er hält das Universum in Seinen Händen. Selbst aus schlechten Dingen kann Er etwas Gutes machen (Römer 8,28).

Im heutigen Abschnitt sehen wir ein Beispiel dafür. Das Volk Gottes hatte es in der Vergangenheit versäumt, die Stadt Ai einzunehmen (7,4). Jetzt macht Gott ihr früheres Versagen zum Teil Seines Siegesplanes (8,6-7). Manchmal benutzt Gott altes Versagen und frühere Schuld, um etwas Gutes daraus zu machen (was keine Entschuldigung ist, sie zu wiederholen, so wie es Israel tat, als es Gott nicht nach den Gibeonitern fragte (9,14)).

Das größte Beispiel dieser Art ist, als Gott die Sündhaftigkeit und das Versagen der ganzen Menschheit, die zur Kreuzigung Jesu führte, zum größten Sieg aller Zeiten machte. Das Kreuz war kein Fehler. Es war Teil von Gottes souveränem Plan, uns durch Jesu Tod am Kreuz Vergebung und Reinigung, die Abdeckung unserer Schuld zu ermöglichen. Gott ist ein Gott der Liebe. „Wir haben die wahre Liebe daran erkannt, dass Christus sein Leben für uns gegeben hat“ (1. Johannes 3,16).

Gebet

Herr, danke, dass für die, die Dich lieben, alles zum Guten führt. Danke, dass Du selbst frühere Schuld und Versagen für etwas Gutes nutzen kannst. Danke für Deine unglaubliche Liebe, die Du mir in Jesus Christus offenbarst, der Sein Leben für mich gab und an meiner statt in den Tod gegangen ist.

Pippa fügt hinzu

Psalm 51,1–11

Das ist ein großartiger Psalm, wenn man sich wegen etwas schlecht fühlt oder einen schrecklichen Fehler begangen hat. Keine Selbstrechtfertigung. Wir müssen für die Fehler in unserem Leben selbst die Verantwortung übernehmen – keine Entschuldigungen. Es ist auch ein großer Trost zu wissen, dass David, der derart gesündigt hatte, Vergebung erlangte und als „Mann nach seinem [Gottes] Herzen“ bezeichnet wird (1. Samuel 13,14; Apostelgeschichte 13,22).

Vers des Tages

Josua 8,1

Hab keine Angst und lass den Mut nicht sinken.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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