Was ist Glaube?
Einführung
Ich habe Jura studiert und einige Jahre als Rechtsanwalt gearbeitet. Dabei hörte ich den Richter häufig den Geschworenen erklären, dass sie ein Urteil fällen müssten – aber sie konnten den Angeklagten nur schuldig sprechen, wenn sie von seiner Schuld „überzeugt“ waren. Jedes dieser Urteile war eine Handlung aus Glauben heraus. Denn die Geschworenen waren ja nicht dabei gewesen, als das Verbrechen begangen wurde. Sie mussten sich an die Indizien halten.
Glaube und „Überzeugung“ widersprechen sich nicht. Im Hebräerbrief heißt es, „Was ist nun also der Glaube? Er ist das Vertrauen darauf, dass das, was wir hoffen, sich erfüllen wird, und die Überzeugung, dass das, was man nicht sieht, existiert“ (11,1). Augustinus von Hippo schrieb, „Gott erwartet nicht, dass wir Ihm grundlos Glauben schenken. Es sind die Grenzen unseres Verstandes, die Glauben notwendig machen.“
Sprüche 27,18+20-21
18 Wer seinen Feigenbaum pflegt,
kann die Früchte ernten;
wer sich für seinen Herrn einsetzt,
der findet Anerkennung.
20 Der Abgrund des Totenreichs ist unersättlich –
ebenso die Augen des Menschen: Sie haben nie genug!
21 Gold und Silber prüft man durch Schmelzen,
der Prüfstein eines Menschen ist sein Ruf.
Kommentar
Glaube ist der Weg zu echter Erfüllung und Zufriedenheit
1965 sang Mick Jagger, „I can’t get no satisfaction”. Die Songs der Rolling Stones sind ein Spiegel des menschlichen Herzens; wir versuchen alles, aber „die Augen des Menschen sind unersättlich“, „niemals haben [wir] genug“ (27,20). Wo also ist wahre Zufriedenheit zu finden?
Der heutige Abschnitt enthält jede Menge praktische Weisheit dazu. Er warnt uns vor Streitsucht (15-16). Er zeigt, wie Freundschaft die Effizienz zu steigern vermag: „Wie man Eisen durch Eisen schleift, so schleift ein Mensch den Charakter eines anderen“ (27,17; Hfa).
Glaube bedeutet, dem Herrn zu dienen – nach seinem Herrn zu schauen: „Wer seinen Feigenbaum pflegt, bekommt dafür die Feigen zu essen; ein Diener, der für seinen Herrn sorgt, wird dafür geehrt“ (18; GNB).
Weiter heißt es, „So wie Tod und Zerstörung niemals genug haben, so sind die Augen des Menschen unersättlich“ (27,20). Echte Zufriedenheit kommt aus dem Glauben an Jesus; Er hat gesagt, „Ich aber bin gekommen, um [euch] das Leben in ganzer Fülle zu schenken“ (Johannes 10,10).
Dann sagt der Verfasser der Sprüche etwas Interessantes über den Umgang mit Komplimenten: „Die Reinheit von Gold und Silber wird im Feuer geprüft, doch ein Mensch wird auf die Probe gestellt, wenn er gelobt wird“ (27,21). Ein gläubiger Mensch erkennt, dass Gott der Ursprung unserer Erfolge ist. Er hat dich gemacht, und Er ist es, der dir alle Gaben und Möglichkeiten schenkt.
Lass es dir nicht zu Kopf steigen, wenn man dich lobt. Und wenn sie dich kritisieren, nimm es dir nicht zu Herzen.
Gebet
Hebräer 11,1–3+5-10
1 Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht. 2 Unsere Vorfahren lebten diesen Glauben. Deshalb hat Gott sie als Vorbilder für uns hingestellt.
3 Durch unseren Glauben verstehen wir, dass die ganze Welt durch Gottes Wort geschaffen wurde, dass alles Sichtbare aus Unsichtbarem entstanden ist.
5 Weil Henoch glaubte, nahm Gott ihn zu sich, so dass er nicht sterben musste; er war plötzlich nicht mehr da. Die Heilige Schrift bestätigt, dass Henoch so gelebt hat, wie es Gott gefiel. 6 Denn Gott hat nur an den Menschen Gefallen, die ihm fest vertrauen. Ohne Glauben ist das unmöglich. Wer nämlich zu Gott kommen will, muss darauf vertrauen, dass es ihn gibt und dass er alle belohnen wird, die ihn suchen.
7 Auch Noah glaubte Gott und befolgte gehorsam seine Anweisungen. Er baute ein großes Schiff, obwohl weit und breit keine Gefahr zu sehen war. Deshalb wurde er mit seiner ganzen Familie gerettet. Durch seinen Glauben wurde der Unglaube der anderen Menschen erst richtig deutlich. Und durch diesen Glauben fand Noah auch Gottes Anerkennung.
8 Ebenso glaubte Abraham fest an Gott und hörte auf ihn. Als Gott ihm befahl, in ein Land zu ziehen, das ihm erst viel später gehören sollte, verließ er seine Heimat. Dabei wusste er überhaupt nicht, wohin er kommen würde. 9 Er vertraute Gott. Das gab ihm die Kraft, als Fremder in dem Land zu leben, das Gott ihm versprochen hatte. Wie Isaak und Jakob, denen Gott dieselbe Zusage gab, wohnte er nur in Zelten. 10 Denn Abraham wartete auf die Stadt, die wirklich auf festen Fundamenten steht und deren Gründer und Erbauer Gott selbst ist.
Kommentar
Glaube ist Vertrauen in Gott
„Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht. Unsere Vorfahren lebten diesen Glauben. Deshalb hat Gott sie als Vorbilder für uns hingestellt“ (11,1-2; Hfa).
Wie sieht dieser Glaube in der Praxis aus?
1.\tGlaube führt zu Verständnis
„Durch den Glauben verstehen wir, dass die Welt auf Gottes Befehl hin entstand und dass alles, was wir jetzt sehen, aus dem entstanden ist, was man nicht sieht“ (11,3). Augustinus von Hippo erklärte: „Glaube ist der erste Schritt zum Verstehen; Verstehen ist der Lohn für Glauben. Deshalb strebe nicht danach zu verstehen, sondern glaube, damit du verstehst.“
2.\tGlaube erfreut Gott
Gott hatte Freude an Henoch. Deshalb „wurde Henoch in den Himmel aufgenommen, ohne zu sterben“ (11,5). Weiter erklärt der Autor des Briefes, „Es ist unmöglich, ohne Glauben Gott zu gefallen. Wer zu ihm kommen möchte, muss glauben, dass Gott existiert und dass er die, die ihn aufrichtig suchen, belohnt“ (11,6).
3.\tGlaube bringt uns Gott nahe
„Durch den Glauben baute Noah eine Arche… Er gehorchte Gott, der ihn vor etwas warnte, das noch nicht zu sehen war… er aber wurde Erbe der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt“ (11,7).
4.\tGlaube bedeutet, „Ja“ sagen zu Gott
„Ebenso glaubte Abraham fest an Gott und hörte auf ihn. Als Gott ihm befahl, in ein Land zu ziehen, das ihm erst viel später gehören sollte, verließ er seine Heimat. Dabei wusste er überhaupt nicht, wohin er kommen würde“ (11,8; Hfa). Wahrer Glaube macht gehorsam.
Abraham verließ Ur am Höhepunkt seines materiellen Wohlstandes (2006-1950 v.Chr.). Er hörte Gottes Ruf, folgte ihm und machte sich auf. „Er ging, ohne zu wissen, wohin ihn sein Weg führen würde“ (11b). Aber er wusste, mit wem er ging. Sein Glaube brachte ihm, seiner Familie, seinem Volk und dir und mir Segen.
Er vertraute Gott selbst dann noch, als alles in eine andere Richtung deutete. Abrahams eine große Enttäuschung war die Kinderlosigkeit seiner Frau, dass der lange Stammbaum nicht weiterzugehen schien (1. Mose 11). Auch er war inzwischen so alt, dass er „schon gar keine Kinder mehr zeugen konnte“ (12; Hfa).
Abraham glaubte Gott (s. Römer 4). Das heißt nicht, dass er nie Zweifel hatte. Tatsächlich wurde er des Wartens überdrüssig und hatte eine Affäre mit seiner Magd. Zum Glück basiert Gottes Urteil nicht auf unseren Fehltritten, Versagen und Fehlern; trotzdem haben sie Konsequenzen (s. Römer 4,3.18).
5.\tGlaube sieht über dieses Leben hinaus
Abraham dachte langfristig. Wir leben heute „im Augenblick“. Alles dreht sich um sofortige Befriedigung. Abraham brauchte wirklich einen langen Atem. Er war ein Fremder in einem fremden Land (11,9). Er hatte kein festes Dach überm Kopf. Und doch wusste er, dass Gott ihn berufen hatte.
Er schaute nicht zurück auf das, was er bei seinem Glaubensschritt zurückgelassen hatte. Vielmehr „wartete Abraham auf die Stadt, die wirklich auf festen Fundamenten steht und deren Gründer und Erbauer Gott selbst ist.“ (11,10; Hfa).
Auch Abels Glaube hatte eine dauerhafte Wirkung: „Durch den Glauben … spricht er so noch immer zu uns“ (11,4).
Der Autor schließt, „Alle, die hier erwähnt wurden, haben sich ganz auf Gott verlassen. Doch sie starben, ohne dass sich Gottes Zusage zu ihren Lebzeiten erfüllte…Deshalb bekennt sich Gott zu ihnen und schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn für sie hat er seine Stadt im Himmel gebaut“ (11,13.16; Hfa).
Gebet
Hesekiel 22,29-30
29 Auch die einfachen Leute verstehen sich auf Raub und Erpressung. Sie beuten die Armen und Bedürftigen aus, unterdrücken die Fremden und bringen sie um ihr Recht.
30 Im ganzen Volk suchte ich nach jemandem, der in die Bresche springen und die Mauer um das Land wieder aufbauen würde, damit ich es nicht zerstören muss. Doch ich fand niemanden.
Kommentar
Glaube bedeutet Treue
Was tun, wenn man in einer Gesellschaft lebt, die sich von Gott abgewendet hat? Wie Gott treu bleiben, wenn alle anderen ohne Gott leben? Aufgeben und sich ihnen anschließen? Sie verurteilen und verdammen? Oder gibt es einen anderen Weg?
Wieder redete der Herr in einer typischen Angelegenheit zu Hesekiel: „das Volk im Land erpresst und raubt. Die Menschen unterdrücken den Armen und Schwachen und bedrängen den Ausländer mit Gewalt, obwohl das gegen jedes Recht verstößt“ (22,29).
Er vergleicht die Sünde Jerusalems und Samarias mit zwei Huren, die es „immer schlimmer [treiben]“ (23,11.19).
Das Wesen von Sünde und Sucht ist, dass ihre Methoden immer schlimmer werden, weil sie nie genug bekommen. Die Menschen sollten Gott lieben und Ihm treu sein. Stattdessen sehnen wir uns nach den falschen Dingen.
Solche deutlichen Worte in der Bibel überraschen manche, aber Gott bedient Sich dieser widerlichen Bilder, um uns begreiflich zu machen, dass Sünde real ist; und wie es Ihn schmerzt, sie mitanzusehen.
Die Wurzel des Problems ist ihre Untreue zum Herrn. „Weil du mich vergessen und dich völlig von mir abgewandt hast, spricht Gott, der Herr, musst du die Folgen deiner Unzucht und Hurerei tragen“ (23,35).
Gott zu vergessen ist das Gegenteil von Treue, und die furchtbaren Konsequenzen werden hier beschrieben.
Hesekiel aber blieb Gott treu. Er verkündete weiter Gottes Botschaft. Gott suchte einen, der für sie Fürbitte halten, „nach einem, der in die Bresche springen und die Mauer um mein Volk vor dem Einsturz bewahren würde“ (22,30; GNB). Das ist der treue Weg, den Gottes Volk gehen soll.
Ich bin den vielen Menschen unheimlich dankbar, die mir im Laufe der Jahre erzählt haben, dass sie regelmäßig für uns beten. In unserer Gemeinde gibt es auch einen 24/7 Gebetsraum; und es begeistert mich, wie er die Menschen anfeuert zu beten und Fürbitte zu tun.
Gebet macht wirklich einen Unterschied. Fürbitte gehört zu dem Wichtigsten, das du tun kannst. Gib Gebet und Fürbitte eine hohe Priorität in deinem Leben.
Körperliche Sehnsucht, deren Ursprung immer die Sehnsucht nach Intimität und Nähe ist, kann nur durch unsere Beziehung mit Gott gestillt werden. Der Abschnitt aus Hesekiel ist erstaunlich aktuell, angesichts der vielen Menschen, die heutzutage auf die eine oder andere Weise süchtig nach Sex sind. Beten und glauben, „dass [Gott] die, die ihn aufrichtig suchen, belohnt“ (Hebräer 11,6) ist ein wesentlicher Teil der Antwort.
Halte deine Augen auf Jesus gerichtet. Vertraue auf Ihn. Folge Ihm. Diene Ihm von ganzen Herzen. Lebe aus dem Glauben. Bleib Ihm treu und bete treu für andere. Das ist der Weg zu einem erfüllten und zufriedenen Leben. Glaube macht Gott Freude.
Gebet
Pippa fügt hinzu
Sprüche 27,15
„Eine nörgelnde Frau lässt sich mit einem undichten Dach vergleichen, durch das es ununterbrochen tropft.“
Dieses Thema taucht ziemlich oft auf. Der Vers ist also eine Erinnerung – nur für den Fall…!
Vers des Tages
Hebräer 11,1
„Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht.“
Thought for the Day
Lass es dir nicht zu Kopf steigen, wenn man dich lobt. Und wenn sie dich kritisieren, nimm es dir nicht zu Herzen.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“