Umgang mit Konflikten
Einführung
G.K. Chesterton schreibt, „Die Bibel fordert uns auf, unseren Nächsten und unsere Feinde zu lieben; vermutlich weil es in der Regel dieselben Leute sind!“
Konflikte sind unvermeidlich, selbst für diejenigen, die jeder Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen versuchen. Auf unserem Lebensweg werden wir immer wieder mit Menschen aneinander geraten. Darüber hinaus steht man als Christ in diesem inneren Konflikt zwischen den Wünschen unserer sündigen Natur und dem Heiligen Geist.
Konflikte können uns auch begegnen, wenn wir innerhalb der Kirche für die Wahrheit eintreten, oder uns in der weltlich geprägten Kultur engagieren. Selbst in Großbritannien, das traditionell als „christlich“ gilt, stehen Kultur und Gesellschaft dem christlichen Glauben zunehmend feindlich gegenüber.
Psalm 109,1–4
1 Ein Lied von David. Mein Gott, ich lobe dich!
Bitte schweige doch nicht!
2 Rücksichtslos gehen gottlose Menschen gegen mich vor,
sie reißen ihren Mund auf und verleumden mich.
3 Sie bedrängen mich mit hasserfüllten Worten
und bekämpfen mich ohne jeden Grund.
4 Meine Freundschaft beantworten sie mit Feindschaft,
ich aber bete weiter zu dir.
Kommentar
Konflikte mit denen, die uns hassen und angreifen
David ruft den Gott an, „den ich lobe“ (109,1). Er liegt im Streit mit Menschen, die ihn „verleumden und Lügen über [ihn] verbreiten“ (2), die ihn „mit ihren hasserfüllten Worten“ angreifen (3): „Sie vergelten Gutes mit Bösem und erwidern meine Liebe mit Hass“ (109,5).
Es ist schmerzlich, wenn wir von Menschen angegriffen werden, die wir als Freunde betrachten. Ihre Anschuldigungen und Hasstiraden tun besonders weh.
David geht mit seinem Schmerz und seiner Not darüber zu Gott. Mitten in dieser Situation sagt er, „ich aber bete beständig für sie“ (4b), und er schüttet sein Herz bei Gott aus. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und fordert Ihn auf, Er möge es seinen Feinden heimzahlen.
Manches davon ist schwer zu lesen, aber gerade das zeigt, wie schwer Vergebung ohne Gott ist. Es passt nicht zu Jesu Maxime, unsere Feinde zu lieben und für die zu beten, die uns verfolgen (Matthäus 5,44). Wenn du zu Unrecht angegriffen wirst, mach es wie David und wende dich mit aufrichtigen Gebeten an Gott. Bitte Ihn, dir zu helfen, deine Bitterkeit und deinen Hass zu überwinden.
Gebet
Galater 5,7–14+16-17+19-25
7 Ihr wart doch auf einem so guten Weg! Wer hat euch nur davon abgebracht, so dass ihr der Wahrheit nicht mehr folgen wollt? 8 Gott bestimmt nicht! Er ist es ja, der euch berufen hat! 9 Wie ihr wisst, genügt schon ein wenig Sauerteig, um den ganzen Teig zu durchsäuern. 10 Weil ich dem Herrn vertraue, bin ich zuversichtlich, dass ihr in dieser Frage mit mir übereinstimmen werdet. Wer euch aber im Glauben durcheinanderbringt, wird seiner Strafe nicht entgehen, wer er auch sein mag. 11 Liebe Brüder und Schwestern! Manche Leute behaupten, ich selbst würde alle Christen dazu drängen, sich beschneiden zu lassen. Würden mich die Juden dann aber noch verfolgen? Dann brauchte auch niemand mehr Anstoß daran zu nehmen, dass unsere Rettung allein durch Jesus und seinen Tod am Kreuz kommt. 12 Wenn diesen Unruhestiftern die Beschneidung so wichtig ist, dann sollen sie sich doch gleich kastrieren lassen!
13 Durch Christus seid ihr dazu berufen, frei zu sein, liebe Brüder und Schwestern! Aber benutzt diese Freiheit nicht als Deckmantel, um eurem alten selbstsüchtigen Wesen nachzugeben. Dient vielmehr einander in Liebe. 14 Denn wer dieses eine Gebot befolgt: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!«, der hat das ganze Gesetz erfüllt.
16 Darum sage ich euch: Lasst euer Leben von Gottes Geist bestimmen. Wenn er euch führt, werdet ihr allen selbstsüchtigen Wünschen widerstehen können. 17 Denn eigensüchtig wie unsere menschliche Natur ist, will sie immer das Gegenteil von dem, was Gottes Geist will. Doch der Geist Gottes duldet unsere Selbstsucht nicht. Beide kämpfen gegeneinander, so dass ihr das Gute, das ihr doch eigentlich wollt, nicht ungehindert tun könnt.
19 Gebt ihr dagegen eurer alten menschlichen Natur nach, ist offensichtlich, wohin das führt: zu sexueller Unmoral, einem sittenlosen und ausschweifenden Leben, 20 zur Götzenanbetung und zu abergläubischem Vertrauen auf übersinnliche Kräfte. Feindseligkeit, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, hässliche Auseinandersetzungen, Uneinigkeit und Spaltungen bestimmen dann das Leben 21 ebenso wie Neid, Trunksucht, Fressgelage und ähnliche Dinge. Ich habe es schon oft gesagt und warne euch hier noch einmal: Wer so lebt, wird niemals in Gottes Reich kommen.
22 Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue, 23 Nachsicht und Selbstbeherrschung. Ist das bei euch so? Dann kann kein Gesetz mehr etwas von euch fordern! 24 Es ist wahr: Wer zu Jesus Christus gehört, der hat sein selbstsüchtiges Wesen mit allen Leidenschaften und Begierden ans Kreuz geschlagen. 25 Durch Gottes Geist haben wir neues Leben, darum wollen wir uns jetzt ganz von ihm bestimmen lassen!
Kommentar
Im Widerstreit mit Heuchelei im eigenen Herzen
Konflikte und Auseinandersetzungen sind nie einfach, aber sie gehören zu mutiger Leitung dazu. Paulus findet sich im Streit mit den Unruhestiftern wieder (5,12). Sein Herz schlägt leidenschaftlich für die Wahrheit, und er spricht deutliche Worte, denn „die Unruhestifter“ bringen die Gemeinde auf Irrwege.
Im Prinzip sagt er, wenn sie so darauf aus sind, dieses männliche Körperteil mit der Beschneidung zu verletzen, können sie sich ja auch gleich ganz kastrieren. Die Sprache überrascht. Aber Paulus geht es um die Wahrheit, und er stellt sich der Auseinandersetzung, um sie zu verteidigen.
Als nächstes spricht Paulus den Widerstreit zwischen der sündigen Natur des Menschen und dem Heiligen Geist an. „Diese beiden Kräfte liegen in ständigem Streit miteinander“ (5,17).
Mit seiner Augmentation möchte Paulus die Freiheit unterstreichen, wobei Freiheit von Sünde nicht dasselbe ist wie, nicht zu sündigen.
Paulus nennt zwei Formen der Sklaverei: Gesetzlichkeit (Sklave des Gesetzes zu sein) und Zügellosigkeit (Sklave des Ich zu sein). Von ihnen bist zu befreit. Meide sowohl die Gesetzlichkeit als auch die Zügellosigkeit: „Missbraucht eure Freiheit nicht als Freibrief zur Befriedigung eurer selbstsüchtigen Wünsche, sondern dient einander in Liebe“ (13-14; GNB).
Wahre Freiheit ist die Freiheit, anderen in Liebe zu dienen – und nicht das Fehlen jeglicher Moral: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (5,14). Wenn wir uns weiterhin „kratzen und beißen“ (15a; LUT), wie in der Welt üblich, machen wir uns gegenseitig kaputt.
Paulus zählt vier Lebensbereiche auf, in denen dieser Konflikt herrscht:
1.\tKörperliche Sünde: „sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, Ausschweifung“ (19b; NGÜ).
2.\tReligiöse Sünde: „Götzenanbetung und ..abergläubische[s] Vertrauen auf übersinnliche Kräfte“ (20a; Hfa).
3.\tGesellschaftliche Sünde: „Streit, Eifersucht, Zorn, selbstsüchtigen Ehrgeiz, Spaltungen, selbstgerechte Abgrenzung gegen andere Gruppen“ (20b).
4.\tSünde der Ausschweifung: „Neid, Trunk- und Fresssucht und noch vieles dergleichen“ (21a; GNB).
Gib solchen Wünschen nicht nach, sondern lass dich vom Heiligen Geist leiten (18a). Wenn du das tust, wirst du nicht den fleischlichen Gelüsten erliegen, die uns ständig in Versuchung bringen wollen. „Wenn dagegen der Heilige Geist unser Leben beherrscht, wird er ganz andere Frucht in uns wachsen lassen: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (22-23). Mein Freund, Michael Timmis, schrieb mir, „Meine Definition von Liebe ist, die Frucht des Geistes anzuwenden. Und das fängt mit der Liebe an. Ich glaube, dass Freude sich freuende Liebe ist; Friede ist ruhige Liebe; Geduld wartende Liebe; Freundlichkeit ist zwischenmenschliche Liebe; Güte ist Liebe, die initiativ wird; Treue ist Liebe, die Wort hält; Sanftmut ist mitfühlende Liebe; und Selbstbeherrschung ist Liebe, die der Versuchung standhält.“
All diese Eigenschaften sehen wir an Jesus. Paulus fährt fort, „Menschen, die zu Jesus Christus gehören, haben ja doch ihre selbstsüchtige Natur mit allen Leidenschaften und Begierden ans Kreuz genagelt“ (24; GNB). Wir sind immer versucht, wieder in alte Fahrwasser zu kommen. „Wenn wir jetzt durch den Heiligen Geist leben, dann sollten wir auch alle Bereiche unseres Lebens von ihm bestimmen lassen“ (5,25).
Vermeide Konflikte, soweit es in deiner Macht steht: „Lasst uns darauf achten, dass wir nicht stolz werden und uns gegenseitig verärgern oder beneiden“ (5,26).
Jetzt, da der Heilige Geist in dir lebt, binde Ihn in alle Entscheidungen ein und folge Seinem Flüstern. Wenn du etwas denkst, sagst oder tust, wobei dir unwohl ist, ist das möglicherweise der Heilige Geist, der dich auffordern möchte, damit aufzuhören. Umgekehrt, wenn du tiefen Frieden über eine Entscheidung hast, kannst du gewiss sein, dass der Heilige Geist zustimmt.
Gebet
Jesaja 48,17-18 und 49,7
17 So spricht der HERR, euer Erlöser,
der heilige Gott Israels:
»Ich bin der HERR, euer Gott.
Ich lehre euch, was gut für euch ist,
und zeige euch den Weg,
den ihr gehen sollt.
18 Ach, hättet ihr doch meine Gebote befolgt!
Dann wäre euer Friede wie ein Strom,
der nie versiegt.
Euer Glück würde sich ausbreiten
wie die Meereswellen.
7 So spricht der HERR,
der Erlöser und heilige Gott Israels,
zu dem, der überall verachtet ist,
verabscheut von den Völkern
und unterdrückt von den Herrschern dieser Welt:
»Könige und Fürsten werden erkennen,
dass du in meinem Auftrag handelst.
Voller Ehrfurcht erheben
sie sich von ihren Thronen
und werfen sich vor dir nieder.
Denn ich, der heilige Gott Israels,
habe dich erwählt, und ich stehe zu meinem Wort!
Kommentar
Kulturelle Konflikte
Gottes Volk lebte oft in Kulturen mit ganz anderen Werten. Das erleben viele Menschen auch heute so. Du sollst dich aber nicht aus der Kultur zurückziehen, sondern Profil zeigen. Lebe anders, und du wirst großen positiven Einfluss auf die Kultur haben.
Gottes Volk fand sich in einer grausamen Gesellschaft wieder (Babylon), die „keinerlei Mitleid“ zeigte (47,6). Eine hochmütige Kultur (47,8-9), in der „zahlreiche Zauberkünste“ praktiziert wurden (9b.12-13).
Es ist schwierig, ganz gegen die vorherrschende Kultur zu leben.
Jesaja wendet sich wieder Israel zu und sagt, wenn sie auf Seine Gebote geachtet hätten, „hättest du im Glück schwimmen können und Gerechtigkeit hätte dich überflutet wie die Wellen des Meeres“ (48,18).
Trotz allen Versagens und aller Probleme, gibt Gott Seine Pläne und Ziele mit Israel nicht auf: „Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will“ (49,3b; LUT). Wir haben von einem anderen „Gottesknecht“ gelesen (s. BieJ Tag 260). Diesmal ist einer gemeint, der „Jakob zu ihm zurückführe und Israel bei ihm versammle“ (49,5). Gottes ursprünglicher Plan sollte sich in Ihm erfüllen. Das zeigt auf Jesus. Er war Israelit, der nach Israel gesandt wurde. Er identifizierte Sich ganz mit Seinem Volk und hob Sich doch ab von ihm.
Erste Aufgabe des Knechtes ist, die Wahrheit zu verkünden. Sein Mund ist wie ein „scharfes Schwert“ (2a). Gott redete zu einem Volk und trug ihm auf, es allen anderen zu erzählen. Die zweite Aufgabe des Knechtes ist, Gottes „Herrlichkeit sichtbar [zu] machen“ (3b; GNB). Und drittens soll es ein Segen für die Welt sein: „Ich mache dich auch zum Licht für die Völker und zur Rettung für die ganze Welt“ (49,6b).
Dann gewährt uns Jesaja einen kleinen Blick, wie der Knecht das erreichen wird. In einer Andeutung auf Jesaja 53 spricht er von „demjenigen, der von den Menschen verachtet und von den Heiden verabscheut wird“ (49,7). Der Knecht verherrlicht Gott (49,3). Jetzt verherrlicht Gott den Knecht: „Könige werden es sehen und anerkennen. Fürsten werden es beobachten und sich niederwerfen, weil der Herr seine Treue erwies, indem er dich erwählte“ (49,7).
Dies erfüllte sich, als die Könige kamen, um Jesus anzubeten (Matthäus 2,1-12). Es hat sich in den vergangenen 2.000 Jahren immer wieder erfüllt, wenn Kaiser, Könige, Präsidenten und Premierminister ihre Knie vor Jesus beugten.
Israel schaffte es nicht, aber Jesus. Heute sind wir die Knechte des Herrn. Paulus und Barnabas zitieren diesen Vers: „Ich mache dich auch zum Licht für die Völker und zur Rettung für die ganze Welt“ (49,6b; Apostelgeschichte 13,47).
Gebet
Pippa fügt hinzu
Galater 5,22–23
„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit”
Und, wie schlägst du dich heute so? Wir müssen wohl alle in allen Bereichen weiter an uns arbeiten.
Vers des Tages
Galater 5,22-23
Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor:
Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue,
23 Nachsicht und Selbstbeherrschung. Ist das bei euch so?
Dann kann kein Gesetz mehr etwas von euch fordern!
Thought for the Day
Freude ist sich freuende Liebe,
Friede ist ruhige Liebe,
Geduld ist wartende Liebe,
Freundlichkeit ist zwischenmenschliche Liebe,
Güte ist Liebe, die initiativ wird,
Treue ist Liebe, die Wort hält,
Sanftmut ist mitfühlende Liebe,
Selbstbeherrschung ist Liebe, die der Versuchung standhält.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“