Tag 188

Die gefährlichen Seiten des Stolzes

Weisheit Sprüche 16,18–20
Neues Testament Apostelgeschichte 25,23 und 26,1-6 + 8-10 + 11b + 22-23
Altes Testament 2. Könige 15,1+3-4

Einführung

Ich erinnere mich an einen Fall während meiner Zeit als Anwalt, der völlig eindeutig war. Ein Fall, von dem ich annahm, dass ich ihn gewinnen müsste. Ich war mir so sicher, dass ich es nicht für nötig hielt, darüber zu beten oder die Angelegenheit in Gottes Hand zu legen.

Als ich vortrat, fragte mich der Richter, ob mir bewusst sei, dass sich die Rechtslage in der Sache in den vergangenen Tagen geändert habe. Das war es nicht. Die Folge war eine demütigende Niederlage. In den Versen aus dem Buch der Sprüche kommen wir heute zu der Warnung: Hochmut kommt vor dem Fall.

In meiner Beschämung rief ich Gott um Hilfe an. Ich las mir den jüngsten Fall durch und schrieb einen Kommentar, dass diese (jüngste) Entscheidung m.E. falsch sei und nach der Berufungsverhandlung aufgehoben werden würde. Und so geschah es dann glücklicherweise auch.

Der Fall wurde noch einmal aufgenommen; diesmal gewannen wir ihn. Statt mich für meinen Fehler zu rügen war der Jurist so freundlich und zeigte sich beeindruckt von meinem Kommentar und übertrug mir viele weitere Fälle. Der Vorfall war in doppelter Hinsicht lehrreich: nicht allein hinsichtlich der Gefahren des Stolzes, sondern auch hinsichtlich Gottes außerordentlicher Gnade: „Wer auf den Herrn vertraut, wird glücklich sein“ (Sprüche 16,20).

Ich bemühe mich, immer wenn ich das Wort ergreife, diese Lektion über die Gefahren von Hochmut und Eigenständigkeit, nicht zu vergessen. Ich würde gern behaupten, dass ich denselben Fehler nie wieder begangen hätte, aber es ist leider eine Lektion, die ich mehrfach wiederholen musste.

Das Wort „Stolz“ hat auch eine positive Bedeutung; so kann man beispielsweise stolz auf seine Kinder oder seine Arbeit sein. Wenn die Bibel aber von Stolz spricht, hat das Wort meistens eine negative Konnotation.

Dann bedeutet es, übermäßig gut von sich zu denken, den eigenen Wert und die Wichtigkeit zu überschätzen und lässt auf ein überhebliches oder dominantes Verhalten schließen. Der unabhängige Geist spricht, „Ich brauche Gott nicht.“ Deshalb wird Stolz i.d.R. als Wurzel aller Sünde gesehen. Wie sollen wir also mit der Versuchung und den gefährlichen Seiten des Stolzes umgehen?

Weisheit

Sprüche 16,18–20

18 Stolz führt zum Sturz,
  und Hochmut kommt vor dem Fall!
19 Lieber bescheiden und arm sein
  als Beute teilen mit den Hochmütigen!
20 Wer auf das hört, was ihm beigebracht wird, der hat Erfolg;
  und wer dem HERRN vertraut, der findet Glück.

Kommentar

Übe dich in Demut

Gott möchte, dass du lernst, demütig und freundlich durchs Leben zu gehen, nicht hochmütig und stolz. Hochmut kommt vor dem Fall: „Auf Stolz folgt Sturz, nach Übermut kommt Untergang“ (16,18; GNB).

Wir werden daran erinnert, dass „Es besser [ist], bescheiden zu sein und mit den Armen zu leben, als Beute zu teilen mit den Stolzen“ (16,19).

Ein Mangel an Einfluss kann manchmal sehr frustrierend sein, wenn wir meinen, wir wüssten am besten, wie Gottes Reich gebaut wird. Aber Jesus hatte rein menschlich gesehen auch wenig Macht. Er war „bescheiden und arm“ (16,19; Hfa).

„Bescheidenheit“, das Gegenteil von Stolz, führt zu:

1. Wohlstand und Wohlergehen
Bescheidenheit oder Demut ist auch die Bereitschaft dazuzulernen: „Wer auf Unterweisung hört, dem wird es gut gehen“ (20a).

2. Glück
Die Demütigen vertrauen auf Gott: „wer auf den Herrn vertraut, wird glücklich sein“ (20b).

3. Heilung
Im Gegensatz zu den eingebildeten Worten der Stolzen („Ein gemeiner Mensch gräbt vergangene Fehler anderer wieder aus; seine Worte zerstören wie Feuer“; 16,27; Hfa) reden die Demütigen freundliche Worte („wer mitreißend reden kann, fördert die Erkenntnis“; 21b). „Freundliche Worte sind wie Honig - süß für die Seele und gesund für den Körper“ (16,24).

Gebet

Herr, bitte hilf mir, mich in jeder Situation auf Dich zu verlassen und abhängig von Dir zu bleiben.
Neues Testament

Apostelgeschichte 25,23 und 26,1-6 + 8-10 + 11b + 22-23

23 Am folgenden Tag zogen Agrippa und Berenike mit ihrem ganzen Hofstaat in den Gerichtssaal ein. Sie wurden von hohen Offizieren und den vornehmsten Bürgern der Stadt begleitet. Auf einen Befehl von Festus brachte man Paulus herein.

1 Nun sagte Agrippa zu Paulus: »Du darfst dich jetzt selbst verteidigen.« Paulus hob die Hand zum Gruß und begann: 2 »Ich bin sehr froh, König Agrippa, dass ich mich heute wegen der Anschuldigungen der Juden vor dir rechtfertigen kann; 3 denn du kennst ja die jüdischen Sitten und Streitfragen sehr genau. Darum bitte ich dich, mich geduldig anzuhören. 4 Weil ich von Jugend an in Jerusalem bei meinem Volk lebte, bin ich allen Juden dort sehr gut bekannt. 5 Wenn sie es nur wollten, könnten sie bezeugen, dass ich von Anfang an zur strengsten jüdischen Glaubensrichtung, zu den Pharisäern, gehört habe. 6 Heute stehe ich nur deshalb vor Gericht, weil ich an die Zusage glaube, die Gott unseren Vorfahren gab.

8 Warum erscheint es euch denn so schwer zu glauben, dass Gott Tote auferweckt? 9 Zwar meinte auch ich zunächst, man müsste den Glauben an Jesus aus Nazareth mit allen Mitteln bekämpfen. 10 Und das habe ich in Jerusalem auch getan. Ich ließ mir eine Vollmacht des Hohenpriesters geben und brachte viele Christen ins Gefängnis. Wenn sie zum Tode verurteilt werden sollten, stimmte ich dafür. 11... In meinem maßlosen Hass verfolgte ich sie schließlich sogar bis ins Ausland.

22 Aber Gott hat mich bewahrt, so dass ich noch heute vor allen, den Machthabern wie dem einfachen Volk, bezeugen kann, was schon die Propheten und Mose vorhergesagt haben: 23 nämlich dass Christus, der versprochene Retter, leiden muss und als Erster von den Toten auferstehen wird, um den Juden, aber auch allen anderen Völkern das Licht der Rettung zu bringen.«

Kommentar

Diene und bezeuge

Was sollst du machen, wenn sich dir die Gelegenheit bietet, Zeugnis von Jesus zu geben? Wie sollst du es anstellen? Heute sehen wir ein tolles Beispiel, wie wir unsere Geschichte erzählen können.

Im Zeugenstand erzählt Paulus, dass Jesus ihn beauftragte zu dienen: „Ich bin dir erschienen, um dich zu meinem Diener und Zeugen zu machen“ (26,16). Jesus kam nicht, um Sich dienen zu lassen, sondern um selbst zu dienen (Markus 10,45). Und so sind wir alle aufgefordert, Diener und Zeugen zu sein. Ein Zeuge weist bescheiden weg von sich selbst. Paulus zeigt bescheiden auf Jesus. So erfüllt er seine Berufung.

Paulus, inhaftiert und angeklagt, blickt Stolz und „großem Prunk“ (25,23) direkt ins Gesicht, als er Agrippa und Berenike vorgeführt wird (25,23). Das muss eine einschüchternde Erfahrung gewesen sein.

Und wieder gibt Paulus in einfachen, bescheidenen Worten Zeugnis. Er begegnet König Agrippa mit Respekt (26,2-3) und hält sich an alle Gepflogenheiten. Geschickt wählt er die Aspekte seiner Geschichte aus, die seine Zuhörerschaft interessieren könnten.

Im ersten Teil seines Zeugnisses spricht Paulus in „Ich“ Botschaften. „Du“ Botschaften kommen oft belehrend und überheblich rüber; „Ich“ Botschaften dagegen sind weniger fordernd, freundlicher und daher oft wirksamer.

Er sagt, dass er früher gedacht habe wie sie: „Früher glaubte ich, alles, was in meinem Kräften steht, tun zu müssen, um den Anhängern des Jesus von Nazareth Einhalt zu gebieten… ich [ließ] viele Gläubige in Jerusalem verhaften. Wenn sie zum Tode verurteilt wurden, stimmte ich ebenso gegen sie“ (26,9-10).

Die eindeutige Botschaft ist: Ich dachte früher wie ihr. Ich war stolz, legte Wert auf Macht und Prunk. Ich tat, was ihr jetzt tut. Ich verfolgte Christen, so wie ihr jetzt mich verfolgt.

Dann erzählt er von seiner Begegnung mit Jesus und erklärt, dass, indem er Christen verfolgte, er eigentlich Jesus verfolgte. „Ich bin Jesus, den du verfolgst“ (26,15).

Jesus sagte zu Paulus, „ich werde dich … vor den anderen … beschützen, zu denen ich dich senden werde. Ihnen sollen die Augen geöffnet werden, damit sie sich vom Dunkel zum Licht und aus der Macht des Satans zu Gott bekehren. Dann werden sie Vergebung für ihre Sünden und einen Platz im Volk Gottes empfangen, alle, die durch den Glauben an mich ausgesondert sind.´“ (26,17-18). Mit der kraftvollen „Ich“ Botschaft seines Zeugnisses sagt Paulus de facto, dass sie in der Finsternis sind, unter der Macht Satans, und dass sie die Vergebung ihrer Sünden brauchen.

Er zeigt nicht nur auf ihre Bedürfnisse, sondern weist ihnen auch den Weg zur Vergebung: „Ich habe … gepredigt, dass sie sich von ihren Sünden abwenden und zu Gott bekehren müssen. Durch ihre guten Werke sollen sie beweisen, dass sie ihr Leben geändert haben“ (26,20). Tatsächlich sagt er diesen beiden stolzen und mächtigen Menschen, „Ihr müsst euch von euren Sünden abwenden und euch zu Gott bekehren.“

„Bis heute hat Gott mir geholfen“, fährt Paulus fort, „und so stehe ich als sein Zeuge vor den Menschen, den hoch gestellten wie den ganz einfachen“ (26,22; GNB). Paulus sprach sowohl zu den Mächtigen als auch zu den Schwachen.

Seine Botschaft drehte sich dabei immer um Jesus, der ihm auf der Straße nach Damaskus erschienen war. Er bezeugt, dass „der Christus leiden und als Erster von den Toten auferstehen würde“ (26,23).

Gebet

Herr, bitte hilf mir, jede Gelegenheit wahrzunehmen, den Menschen von Jesus zu erzählen. Lass mich dabei Seinem Vorbild folgen und den Menschen demütig dienen.
Altes Testament

2. Könige 15,1+3-4

1 Asarja, Amazjas Sohn, wurde König von Juda im 27. Regierungsjahr König Jerobeams von Israel.

3 Wie sein Vater Amazja tat auch er, was dem HERRN gefiel. 4 Die Götzenopferstätten blieben jedoch auch unter seiner Herrschaft bestehen, und das Volk brachte dort weiterhin seine Opfer dar.

Kommentar

Widerstehe dem Stolz

Wenn du Personalverantwortung oder Kinder oder auch eine ehrenamtliche Leitungsaufgabe hast, dann bringt diese Position Macht mit sich.

Stolz ist für jeden eine Versuchung, der eine Machtposition innehat – egal ob sie auf Status, Erfolg, Ruhm oder Reichtum beruht.

Die Geschichte der Könige von Israel und Juda zeigt eindrücklich, wie schwierig es ist, Macht zu besitzen und der Versuchung, stolz zu werden, zu widerstehen. Die Könige von Juda bekommen es in dieser Zeit etwas besser hin als die Könige von Israel. Ein König Israels nach dem anderen tat, was dem Herrn missfiel (14,24; 15,18.24.28). Asarja und sein Sohn Jotam in Juda dagegen taten, „was dem Herrn gefiel“ (15,3.34).

Asarja ist auch unter dem Namen Usija bekannt (15,32). Über ihn wissen wir aus anderen Büchern des Alten Testaments mehr (z.B.: Amos 1,1; Jesaja 6,1ff und 2. Chronik 26,16-23).

Hier lesen wir, obwohl „Asarja tat, was dem Herrn gefiel, … ließ [er] die Heiligtümer auf den Bergen…nicht entfernen. Der Herr schlug den König mit Aussatz, der ihm bis zu seinem Tod anhaftete“ (15,3-5). Warum nahm sein Leben ein so trauriges Ende?

Die Antwort finden wir in 2. Chronik 26,15-16: „Sein Ruhm breitete sich immer weiter aus, denn ihm wurde auf wunderbare Weise geholfen, sodass seine Macht wuchs. Doch als Usija so mächtig geworden war, wurde er auch hochmütig, und das brachte ihn zu Fall. Er wurde dem Herrn, seinem Gott, untreu“.

Das ist eine deutliche Warnung, dass wir immer Gefahr laufen, hochmütig und stolz zu werden, wenn Gott uns mit Erfolg segnet.

Gebet

Herr, ich danke Dir für alle Warnungen in der Bibel. Hilf mir, sie ernst zu nehmen. Danke auch für alle Ermutigung. Ich brauche Dich, Herr. Hilf mir, meine Augen allezeit auf Jesus zu richten, der „Obwohl er Gott war, nicht auf seinen göttlichen Rechten bestand, sondern die niedrige Stellung eines Dieners annahm, als Mensch geboren und als solcher erkannt wurde (Philipper 2,6-8).

Pippa fügt hinzu

Sprüche 16,18
„Stolz kommt vor dem Verderben und Hochmut vor dem Fall.“

Als ich es schaffte, auf Anhieb in eine ziemlich kleine Parklücke einzuparken, war ich ziemlich stolz auf mich. Ich sagte zu meiner Mutter, die bei mir im Auto saß, dass ich die beste Einparkerin unserer Familie sei. Später bat mich jemand, etwas abzuholen. Ich machte mich mit einer Freundin auf den Weg. Als wir zurückkamen, war dieselbe Parklücke frei. Diesmal brauchte ich fünf Anläufe und am Ende erbot sich meine Freundin, für mich einzuparken! Geschah mir recht. Hochmut kommt vor dem Fall!

Vers des Tages

Sprüche 16,24

Ein freundliches Wort ist wie Honig:
angenehm im Geschmack und gesund für den Körper.

Thought for the Day

Übe dich in Demut und Freundlichkeit, nicht in Hochmut und Stolz.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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