Sechs Schlüssel für gute Beziehungen
Einführung
Chiara Lubich war 19 Jahre alt, als sie sich 1939 mit Freunden in Norditalien traf und, während um sie her die Bomben fielen, über die Frage diskutierte, ob es ein Ideal gäbe, das Bomben nicht zerstören könnten? Ihre Antwort lautete, „Ja, die Liebe Gottes“.
Sie und ihre Freunde hatten Gottes überwältigende Liebe erfahren und wollten sie mit anderen teilen. Sie imitierten Gott, indem sie in der Liebe wandelten (Epheser 5,1-2; LUT). Sie halfen denen, die in Not waren. Sie teilten das Bisschen, das sie besaßen und trieben Kleidung für die auf, die keine hatten. Sie trösteten Hinterbliebene.
Von Chiara und ihren Freunden ging so viel Wärme aus, dass die Menschen sie „Focolare“ nannten, was so viel bedeutet wie „Ofen“ oder „Kamin“. Focolare hat heute 2 Mio. Mitglieder in 182 Ländern. Mitglieder der Focolare Gemeinschaft haben es sich zur Regel gemacht, 24 Stunden am Tag nach Jesu goldener Regel zu leben: „So wie ihr von den Menschen behandelt werden möchtet, so behandelt sie auch“ (Matthäus 7,12; Hfa).
Liebe handelt. Chiara sagte, „Liebe den anderen wie dich selbst… Stell dir vor, wie die Welt aussähe, wenn alle Menschen nach dieser goldene Regel handelten – nicht nur zwischen einzelnen Personen, sondern auch zwischen ethnischen Gruppen, Völkern und Nationen; wenn jeder des anderen Land so liebte wie sein eigenes.“
Wie können wir Gott nachahmen und in der Liebe wandeln?
Psalm 112,1–10
Geben macht glücklicher als Nehmen!
1 Halleluja – lobt den HERRN!
Glücklich ist, wer dem HERRN in Ehrfurcht begegnet
und große Freude hat an seinen Geboten!
2 Seine Nachkommen werden im ganzen Land
hohes Ansehen genießen,
denn Gottes Segen liegt auf jeder Generation,
die aufrichtig mit ihm lebt.
3 Bei einem solchen Menschen
sind Reichtum und Wohlstand zu Hause,
seine Gerechtigkeit hat für immer Bestand.
4 Selbst in dunklen Stunden leuchtet ihm ein Licht,
er ist voll Erbarmen, großmütig und gerecht.
5 Gut geht es dem, der hilfsbereit ist,
der den Armen gerne von seinem Besitz leiht
und sich bei allem, was er tut, an das Recht hält!
6 Nichts wird ihn zu Fall bringen,
ein solcher Mensch wird nie vergessen werden!
7 Er fürchtet sich nicht vor schlechten Nachrichten,
sein Herz ist voller Zuversicht, denn er vertraut dem HERRN.
8 Er lässt sich nicht erschüttern und hat keine Angst,
denn er weiß, dass er über seine Feinde triumphieren wird.
9 Großzügig schenkt er den Bedürftigen,
was sie brauchen; auf seine Barmherzigkeit
kann man immer zählen.
Darum kommt er zu Ansehen und Macht.
10 Alle, die Gott missachten, sehen es und ärgern sich,
sie knirschen mit den Zähnen und vergehen vor Wut.
Denn was sie sich erträumt haben, zerrinnt in nichts.
Kommentar
Lass dich mit dem Heiligen Geist erfüllen
Es ist der Heilige Geist in dir, der ein Leben hervorbringt, das Gott nachahmt. Dieser Psalm beschreibt ein Leben, wie Gott es Sich von uns wünscht; es beinhaltet die ganze Frucht des Geistes, wie von Paulus in Galater 5,22-23 beschrieben. Es ist ein Leben voller:
•\tLiebe („barmherzig“; 112,4b)
•\tFreude („glücklich“; 112,1)
•\tFrieden („furchtlos“; 8a)
•\tGeduld („mit ruhigem Herzen vertraut er dem Herrn“; 7b, GNB)
•\tFreundlichkeit („er ist großzügig und leiht gerne“ 5b; „Großzügig gibt er dem, der in Not ist“; 9a)
•\tGüte („an einen so gerechten Menschen wird man sich immer erinnern“; 6b)
•\tTreue („Er lässt sich nicht erschüttern“; 8a, Hfa)
•\tSanftmut („gütig“; 4b, GNB)
•\tSelbstbeherrschung („Das Unglück kann ihm nichts anhaben“; 6a).
Das alles kommt davon, Gott zu kennen – Zeit mit Lesen und Nachdenken über Sein Wort zu verbringen: „Glücklich ist der Mensch, der Ehrfurcht hat vor dem Herrn. Ja, glücklich ist, der sich über seine Gebote freut“ (112,1).
Gebet
Epheser 4,17–5,7
Wie Christen leben sollen
17 Darum fordere ich euch im Namen des Herrn eindringlich auf: Lebt nicht länger wie Menschen, die Gott nicht kennen! Ihr Denken ist verkehrt und führt ins Leere, 18 ihr Verstand ist verdunkelt. Sie wissen nicht, was es bedeutet, mit Gott zu leben, und ihre Herzen sind hart und gleichgültig. 19 Ihr Gewissen ist abgestumpft, deshalb leben sie ihre Leidenschaften aus. Sie sind zügellos und in ihrer Habgier unersättlich.
20 Aber ihr habt gelernt, dass ein solches Leben mit Christus nichts zu tun hat. 21 Was Jesus wirklich von uns erwartet, habt ihr gehört – ihr seid es ja gelehrt worden: 22 Ihr sollt euer altes Leben wie alte Kleider ablegen. Folgt nicht mehr euren Leidenschaften, die euch in die Irre führen und euch zerstören. 23 Lasst euch in eurem Denken verändern und euch innerlich ganz neu ausrichten. 24 Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid nun zu neuen Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Jeder soll erkennen, dass ihr jetzt zu Gott gehört und so lebt, wie es ihm gefällt.
25 Belügt einander also nicht länger, sondern sagt die Wahrheit. Wir sind doch als Christen die Glieder eines Leibes, der Gemeinde von Jesus. 26 Wenn ihr zornig seid, dann ladet nicht Schuld auf euch, indem ihr unversöhnlich bleibt. Lasst die Sonne nicht untergehen, ohne dass ihr einander vergeben habt. 27 Gebt dem Teufel keine Gelegenheit, Unfrieden zu stiften. 28 Wer bisher von Diebstahl lebte, der soll sich jetzt eine ehrliche Arbeit suchen, damit er auch noch Notleidenden helfen kann.
29 Redet nicht schlecht voneinander, sondern habt ein gutes Wort für jeden, der es braucht. Was ihr sagt, soll hilfreich und ermutigend sein, eine Wohltat für alle. 30 Tut nichts, was den Heiligen Geist traurig macht. Als Gott ihn euch schenkte, hat er euch sein Siegel aufgedrückt. Er ist doch euer Bürge dafür, dass der Tag der Erlösung kommt. 31 Mit Bitterkeit, Wutausbrüchen und Zorn sollt ihr nichts mehr zu tun haben. Schreit einander nicht an, redet nicht schlecht über andere und vermeidet jede Feindseligkeit. 32 Seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.
Leben im Licht
5 1 Ihr seid Gottes geliebte Kinder, daher sollt ihr in allem seinem Vorbild folgen. 2 Geht liebevoll miteinander um, so wie auch Christus euch seine Liebe erwiesen hat. Aus Liebe hat er sein Leben für uns gegeben, und dies war für Gott wie ein wohlriechendes Opfer, an dem er Freude hat.
3 Ihr gehört nun zu Gott. Da passt es selbstverständlich nicht mehr, sich sexuell unmoralisch zu verhalten, ausschweifend zu leben oder alles haben zu wollen. Über so etwas sollt ihr nicht einmal reden! 4 Genauso wenig ist Platz für Beleidigungen, Sticheleien oder zweideutiges Gerede. Vielmehr sollt ihr Gott danken und ihn loben. 5 Denn eins ist klar: Wer ein sexuell unmoralisches, schamloses Leben führt, für den ist kein Platz in dem Reich, in dem Gott und Christus herrschen. Das gilt auch für alle, die habgierig sind; denn Habgier ist nichts anderes als Götzendienst. 6 Lasst euch von niemandem verführen, der euch durch sein leeres Geschwätz einreden will, dass dies alles harmlos sei. Gerade mit einem solchen Verhalten ziehen die Menschen, die Gott nicht gehorchen wollen, seinen Zorn auf sich. 7 Darum macht mit solchen Leuten nicht gemeinsame Sache!
Kommentar
Lass dich verwandeln in Jesu Ebenbild
Jesus Christus ist das höchste Beispiel für Liebe; Er gab Sein Leben für uns. Paulus schreibt, „So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch“ (5,1-2; LUT). Athanasius der Große schrieb, „Gott wurde wie wir, damit wir wie Er werden können.“
Wie sieht ein „von Liebe geprägtes Leben“ (2a) aus?
Paulus beschreibt, wie die Epheser Christus erkannten (4,20) und wie diese Erkenntnis ihnen „einen neuen Geist und ein verändertes Denken [gab]. Als neue Menschen, [waren sie] geschaffen nach dem Ebenbild Gottes und zur Gerechtigkeit, Heiligkeit und Wahrheit berufen“ (4,23-24).
Was bedeutet „Heiligkeit“?
Paulus gibt sechs praktische Beispiele für Heiligkeit – sechs Schlüssel für gute Beziehungen in einer heiligen Kirche (4,25-5,7):
1.\tEchtheit (Glaubwürdigkeit)
„Belügt einander also nicht länger, sondern sagt die Wahrheit. Wir sind doch als Christen die Glieder eines Leibes, der Gemeinde Jesu“ (4,25; Hfa).
Lebe ehrlich und authentisch. Wenn wir von „Heiligkeit“ sprechen, wird es schnell intensiv. Aber es gibt einen schmalen Grat zwischen Heiligkeit und „heiliger als du“, zwischen fromm und frömmlerisch! Echtheit gibt uns die Freiheit zuzugeben, dass wir alles andere als vollkommen sind. Wir können ehrlich miteinander sein. Das macht uns glaubwürdig und kann uns vor Heuchelei bewahren.
2.\tLeidenschaft
„Wenn ihr zornig seid, dann ladet nicht Schuld auf euch, indem ihr unversöhnlich bleibt. Lasst die Sonne nicht untergehen, ohne dass ihr einander vergeben habt. Gebt dem Teufel keine Gelegenheit, Unfrieden zu stiften“ (4,26-27; Hfa).
Auch wenn Zorn an und für sich keine Sünde ist, führt er doch oft in die Sünde. In unserem Zorn bekommt der Teufel manchmal einen Fuß in die Tür zu unserem Leben, was leicht ein Dauerzustand werden kann. Zorn ist ein Gefühl, mit dem wir vorsichtig umgehen müssen.
Zorn hat aber auch eine positive Seite. Es kann ein von Gott geschenktes Gefühl sein. Gott kann zornig werden (5,6), aber Er hat Sich dabei unter Kontrolle. Jesu Zorn war ein gerechter, gegen Sünde gerichteter Zorn. Wilberforces leidenschaftlichem Zorn über die Sklaverei ist zu verdanken, dass der Sklavenhandel schließlich abgeschafft wurde.
3.\tArbeit und Großzügigkeit
„Wer früher von Diebstahl lebte, der soll sich jetzt eine ehrliche Arbeit suchen, damit er auch noch Notleidenden helfen kann.“ (4,28; Hfa).
Heiligkeit wird häufig missverstanden als die Notwendigkeit, uns von denen zu distanzieren, die in unseren Augen unheilig sind, z.B. Arbeitskollegen. Paulus sieht das ganz anders. Für ihn gehört Arbeit zu einem heiligen Leben dazu. Arbeit an und für sich ist gut. Sie schenkt uns eine gewisse Befriedigung, aber sie bringt auch Mühsal und Probleme mit sich. Warum also gehen wir jeden Morgen arbeiten? Eine Antwort ist, um uns in Heiligkeit zu üben.
Paulus hält es für nötig zu erwähnen, nicht mehr zu stehlen. Das deutet darauf hin, dass einige der Urchristen aus dem Gefängnis Entlassene waren. Die frühe Kirche nahm sie auf und kümmerte sich um sie.
Anstatt von anderen zu nehmen, sollten diese ihren Teil dazu beitragen, anderen zu helfen. Und das geht am besten, indem man arbeitet. Arbeit ist: „einer nützlichen Beschäftigung nach[zu]gehen, … dann kann [man] sogar noch denen etwas abgeben, die in Not sind“ (4,28; NGÜ). Ehemaliger Häftling oder nicht: Arbeit gehört für alle, die heilig sein wollen, dazu.
4.\tErmutigung
„Redet nicht schlecht voneinander. Was ihr sagt, soll für jeden gut und hilfreich sein, eine Wohltat für alle“ (4,29; Hfa).
Worte sind wichtig. Was und wie du etwas sagst, entscheidet, ob du den anderen aufbaust oder herunterziehst. Benutze deinen Mund für Gutes – zur Ermutigung und um dein Gegenüber aufzubauen.
Ermutigung ist weder Schmeichelei, noch unaufrichtiges Lob, sondern verbaler Sonnenschein. Ermutigung kostet nichts und vermag doch das Herz des anderen zu erwärmen, ihm Hoffnung und Zuversicht zu schenken.
5.\tGnade
„Befreit euch von Bitterkeit und Wut, von Ärger, harten Worten und übler Nachrede sowie jeder Art von Bosheit. Seid stattdessen freundlich und mitfühlend zueinander und vergebt euch gegenseitig, wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat“ (31-32).
Paulus‘ Vision einer heiligen Kirche ist eine Gemeinschaft, die sich von aller „Bitterkeit und Wut, von Ärger“ befreit, die Strafentlassene, Geschiedene, Gescheiterte und Menschen willkommen heißt, die mit dem Leben nicht klarkommen. Eine Gemeinschaft von Menschen, die Vergebung brauchen und ein Ort, an dem Vergebung frei zugänglich ist – denn Menschen, denen vergeben wurde, können vergeben.
Gemeinden sind keine Museen, in der vollkommene, heilig erscheinende Menschen zur Schau gestellt werden. Vielmehr handelt es sich dabei um Hospitäler, in denen verletzte, verwundete und gebrochene Menschen Gnade und Heilung finden.
6.\tReinheit
Die Kirche heißt jeden willkommen, weil sie freundlich, barmherzig und gütig ist. Gleichzeitig wirst du jedoch aufgefordert, rein zu leben: „Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört“ (5,3; LUT).
Anstatt zu Ich-bezogener Sünde (3-4a) bist du zu Gott-bezogenem Dank (4b) aufgefordert. Paulus spricht hier eine scharfe Warnung aus. Es gibt wohl eine Vergebung der Sünden, wer sich aber gegen Gott stellt, wird Sein Reich nicht erben (5,5).
Gebet
Jesaja 63,1–65,16
Gott richtet die Völker
63 1 »Wer kommt in roten Kleidern von Bozra her,
aus dem Land der Edomiter?
Prächtig sieht er aus in seinem Gewand.
Stolz schreitet er daher, mit ungebrochener Kraft.«
»Ich bin es, der für Recht sorgt«, antwortet der Herr.
»Ich kann euch helfen, es steht in meiner Macht.«
2 »Warum sind deine Kleider so rot?
Hast du Trauben in der Kelter zerstampft?«
3 »Ja, ich habe in einer Kelter gestanden.
Ganz allein habe ich sie getreten, niemand half mir dabei.
In meinem Zorn habe ich die Völker wie Trauben zerstampft.
Ihr Blut spritzte auf meine Kleider, alles ist damit besudelt.
4 Denn die Zeit war reif, um mit den Völkern abzurechnen
und mein Volk von ihrer Unterdrückung zu befreien.
5 Ich schaute mich suchend um,
aber weit und breit war niemand, der mir helfen wollte.
Ich war erstaunt, dass keiner mir beistand.
Darum half ich mir selbst, mein Zorn trieb mich an.
6 Ja, ich ließ meinem Zorn freien Lauf
und brachte die Völker zum Taumeln.
Wütend zertrampelte ich sie
und tränkte die Erde mit ihrem Blut.«
Wie wunderbar hat der Herr sein Volk geführt!
7 Ich will bekennen,
wie der HERR uns seine Gnade erwiesen hat;
immer wieder erzähle ich von seinen ruhmvollen Taten –
wie er mit Liebe und Güte das Volk Israel umsorgte
und es mit Wohltaten überschüttete.
8 Er dachte: »Sie sind mein Volk, meine Kinder,
sicher werden sie mich nicht enttäuschen!«
Und so half er ihnen aus ihrer Not.
9 Denn wenn sie in Bedrängnis waren, litt auch er.
Immer wieder ist er durch seinen Engel zu ihnen gekommen
und hat sie gerettet.
Er befreite sie damals vor langer Zeit,
weil er sie liebte und Mitleid mit ihnen hatte.
Er nahm sie auf die Arme und trug sie Tag für Tag.
10 Sie aber lehnten sich auf
und beleidigten immer wieder seinen Heiligen Geist.
Darum wurde er ihr Feind und kämpfte nun selbst gegen sie.
11 Da erst dachten sie wieder an die früheren Zeiten,
an Mose und sein Volk: »Wo ist der Gott,
der damals Mose und die Israeliten
durch das Meer führte wie einen Hirten mitsamt seiner Herde?
Wo ist er, der sie mit seinem Heiligen Geist beschenkte?
12-13 Wo ist der mächtige Gott, der Mose beistand?
Damals teilte er das Wasser des Schilfmeers
und ließ sein Volk hindurchziehen.
Keiner glitt aus; alle liefen so sicher
wie Wildpferde in der Steppe.
Tat Gott diese Wunder nicht,
damit sein Name für alle Zeiten gerühmt würde?
14 Der Geist des HERRN führte das Volk
und brachte sie schließlich ins Land Kanaan.
Hier konnten sie sich niederlassen
und Ruhe finden wie eine Herde,
die von den Berghängen hinunter in ein grünes Tal kommt.«
So hast du, o Gott, dein Volk damals geführt,
damit dein herrlicher Name geehrt wird.
Herr, wende dich uns wieder zu!
15 Herr, schau doch herab vom Himmel,
von deinem heiligen und majestätischen Thron!
Warum setzt du dich nicht mehr mit ganzer Kraft für uns ein?
Wo sind deine großen Taten?
Warum hältst du dich zurück?
Schlägt dein Herz nicht mehr für uns?
Ist deine Liebe erloschen?
16 Du bist doch unser Vater!
Abraham weiß nichts von uns,
und auch Jakob kennt uns nicht.
Du, HERR, du bist unser Vater.
»Unser Erlöser« – so hast du von jeher geheißen.
17 Warum lässt du uns vom richtigen Weg abirren?
Warum hast du uns so eigensinnig werden lassen,
dass wir keine Ehrfurcht mehr vor dir haben?
Bitte, wende dich uns wieder zu!
Wir sind doch immer noch deine Diener, das Volk, das dir gehört.
18 Für kurze Zeit haben die Feinde
dein heiliges Volk vertrieben und dein Heiligtum zertreten.
19 Es geht uns so, als hättest du nie über uns geherrscht,
als wären wir nie das »Volk des Herrn« gewesen!
Ach, Herr, reiß doch den Himmel auf
und komm zu uns herab!
Lass vor deiner Erscheinung die Berge ins Wanken geraten!
64 1 Komm mit Macht –
so wie ein Feuer, das im Nu einen Reisighaufen verzehrt
und Wasser zum Sieden bringt!
Lass deine Gegner erfahren, wer du bist.
Die Völker sollen vor dir zittern.
2 Denn du vollbringst so furchterregende Taten,
wie wir sie uns nicht vorstellen können.
Ja, komm doch herab,
lass vor deiner Erscheinung die Berge ins Wanken geraten!
3 Denn noch nie ist einem so etwas zu Ohren gekommen.
Seit die Erde besteht,
hat noch niemand von einem Gott wie dir gehört
oder einen Gott gesehen, der es mit dir aufnehmen könnte.
Nur du kannst den Menschen,
die auf dich vertrauen, wirklich helfen.
4 Du stehst dem bei, der mit Freude das Rechte tut,
der sich nach deinen Geboten richtet und mit dir lebt.
Aber auf uns, Herr, bist du zornig, und das mit Recht:
Wir haben gesündigt und uns völlig in unsere Irrwege verrannt.
5 In deinen Augen sind wir alle unrein geworden,
selbst unsere guten Werke sind bloß ein schmutziges Kleid.
Wegen unserer Sünden sind wir wie verdorrtes Laub,
das zu Boden fällt und vom Wind weggeblasen wird.
6 Doch niemand sucht bei dir Hilfe, Herr.
Keiner will an dir festhalten.
Denn du selbst hast dich von uns abgewandt.
Du lässt uns die Folgen unserer Sünden tragen
und daran zerbrechen.
7 Dennoch bist du, HERR, unser Vater!
Wir sind der Ton, und du bist der Töpfer!
Wir alle sind Gefäße aus deiner Hand.
8 Ach, HERR, sei nicht für immer zornig auf uns!
Trag es uns nicht ewig nach,
dass wir gegen dich gesündigt haben!
Sieh uns an, wir sind doch immer noch dein Volk.
9 Die Städte deines Heiligen Landes liegen verwüstet da.
Jerusalem ist zerstört;
von der einst prächtigen Stadt auf dem Berg Zion
stehen nur noch Ruinen.
10 Und unser heiliger Tempel, dieser wunderbare Bau,
in dem schon unsere Vorfahren dich angebetet haben –
er ist ein Raub der Flammen geworden.
Die vielen Stätten, an denen unser Herz hing,
liegen unter den Trümmern begraben.
11 HERR, wie lange willst du noch warten?
Wie lange schaust du noch schweigend zu?
Willst du uns ganz im Elend versinken lassen?
Mein Zorn wird euch treffen!
65 1 Der Herr spricht:
»Von denen, die mich gar nicht gesucht haben,
ließ ich mich finden, und denen, die nie nach mir fragten,
habe ich mich gezeigt.
Zu Menschen, die nicht aus meinem Volk waren,
habe ich gesagt: ›Seht her, hier bin ich!‹
2 Auch nach meinem eigenen Volk,
das sich nichts sagen lässt,
habe ich meine Hände ausgestreckt.
Immer wieder wollte ich sie einladen.
Doch sie weisen mich ständig ab, sie machen,
was sie wollen, und gehen falsche Wege.
3 Dauernd fordern sie mich heraus.
Sie opfern in den Gärten,
die sie für ihre Götzen angelegt haben,
auf Ziegelsteinen verbrennen sie Weihrauch für ihre Götter.
4 Sie sitzen in Grabhöhlen
und übernachten an geheimen Orten,
um mit Geistern Verbindung aufzunehmen.
Schweinefleisch essen sie und trinken Brühe vom Fleisch,
das den Götzen geweiht ist.
5 Begegnet man ihnen, dann rufen sie schon von weitem:
›Halt! Keinen Schritt näher, denn ich bin zu heilig für dich!‹
Diese Leute sind wie beißender Rauch in meiner Nase,
wie ein ständig schwelendes Feuer.
6 Ich habe ihre Gräueltaten aufschreiben lassen
und komme erst zur Ruhe,
wenn ich ihnen alles heimgezahlt habe.
7 Die Folgen ihrer eigenen Sünden
und die ihrer Vorfahren müssen sie dann tragen.
Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort.
Denn schon ihre Väter haben auf den Bergen Opfergaben
für die Götzen verbrannt.
Auf ihren heiligen Hügeln haben sie mich verhöhnt.
Doch nun will ich abrechnen!
Alle früheren Untaten zahle ich ihnen voll zurück.«
Wähle zwischen Tod und Leben!
8 So spricht der HERR:
»Solange in Trauben auch nur ein bisschen Saft ist, sagt man:
›Wirf sie nicht weg, da ist noch etwas Gutes drin.‹
Genauso gehe ich mit dem Volk Israel um:
Ich will nicht das ganze Volk vernichten,
denn es gibt darin noch Menschen, die mir dienen.
9 Darum werde ich einige Nachkommen von Jakob
am Leben erhalten, und einige aus dem Stamm Juda
werden meine Berge als Erbe empfangen.
Mein auserwähltes Volk wird das Land besitzen;
alle, die mir dienen, dürfen dort wohnen.
10 Diese Menschen, die nach mir gefragt haben,
weiden dann in der Scharon-Ebene ihre Schafe und Ziegen
und im Achor-Tal ihre Rinderherden.
11 Ganz anders aber wird es euch übrigen Israeliten gehen!
Denn ihr kehrt mir den Rücken
und vergesst meinen heiligen Berg Zion.
Ihr richtet reich beladene Opfertische her
und füllt ganze Krüge mit gewürztem Wein.
Euren Glücks- und Schicksalsgöttern
Gad und Meni bringt ihr diese Opfer dar.
12 Hört, welches Schicksal ich für euch bestimme:
Das Schwert wird euch treffen!
Man wird euch in die Knie zwingen
und wie Opfertiere abschlachten.
Denn als ich euch rief, bekam ich keine Antwort;
ich habe mit euch geredet,
doch ihr habt mir nicht zugehört.
Lieber habt ihr getan, was ich hasse,
und das vorgezogen, was ich verabscheue.
13 Darum kündige ich, der HERR, euch an:
Meine Diener, die treu zu mir stehen,
bekommen zu essen und zu trinken,
ihr aber werdet Hunger und Durst leiden.
Sie werden fröhlich sein, ihr aber müsst euch schämen.
14 Ja, singen und jubeln werden sie vor purer Freude,
während ihr vor Leid und Verzweiflung schreit.
15 Euer Name wird zum Fluchwort.
›Gott soll dich töten wie jene Götzenverehrer!‹,
werden meine erwählten Diener sagen,
wenn sie einen Fluch aussprechen.
Denn ich, der HERR, werde euch töten.
Doch denen, die treu zu mir stehen,
gebe ich einen neuen Namen.
16 Wer dann in Israel jemandem etwas Gutes wünschen will,
wird sagen: ›Der Gott, der seine Zusagen erfüllt, segne dich!‹
Und wer einen Eid leistet, wird schwören bei
›dem Gott, der zu seinem Wort steht‹.
Sie werden das frühere Elend vergessen,
und auch ich denke nicht mehr daran.«
Kommentar
Werde wie der barmherzige Vater
Gott liebte Israel wie ein Vater: „Du bist unser Vater“ (63,16; 64,8). „Du bist unser Vater! Dein Name heißt von Urzeiten her „unser Erlöser““ (63,16).
So wie Gott das Volk Israel im Alten Testament liebte, so liebt Gott dich: wie ein Vater seine Kinder. Jesaja spricht von der Güte des Herrn: „In allem hat er uns nach dem Maßstab seiner Gnade behandelt. Er hat dem Haus Israel viel Gutes erwiesen, genauso, wie es seiner vollkommenen Barmherzigkeit und seinem großen Erbarmen entspricht. Er sagte: „Sie sind ja mein Volk, meine echten Kinder““ (63,7-8).
Gott liebt dich, obwohl Er „uns die Folgen unserer Sünden tragen lässt, auch wenn wir dabei fast zusammenbrechen“ (64,6; Hfa).
Wie jeder leibliche Vater leidet Gott, wenn Er uns auf Abwegen gehen sieht: „wenn sie in Bedrängnis waren, litt auch er“ (63,9a; Hfa). „Er selbst erlöste sie, weil er sie liebte und Mitleid mit ihnen hatte. Er hob sie auf und trug sie seit Urzeiten unablässig“ (9b).
„Kein Auge hat je gesehen, kein Ohr je gehört und kein Verstand je erdacht, was Gott für diejenigen bereithält, die ihn lieben“ (1. Korinther 2,9; Jesaja 64,3).
Gebet
Pippa fügt hinzu
Epheser 4,26
„Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“
Mit anderen Worten: geh nicht mürrisch ins Bett!
Vers des Tages
Epheser 4,31-32
Schreit einander nicht an… und vermeidet jede Feindseligkeit. Seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“