Tag 230

Innige Beziehungen

Weisheit Psalm 99,1–9
Neues Testament 1. Korinther 12,1–26
Altes Testament Hoheslied 1,1–4,16

Einführung

In seinem Buch, All I want is you (Ich will nur dich), erinnert sich Sandy Millar an seinen ersten Besuch in der Vineyard Church in Kalifornien, „Ich entdeckte, dass einer ihrer Grundwerte „innige Vertrautheit mit Gott“ war. (Das Englische spricht hier von Intimität.) Zurück in London begann ich damit, dies ebenfalls zu einem der Werte unserer Gemeinde zu machen.“

Weiter schreibt er, „Ein sehr geschätzes Gemeindemitglied nahm mich beiseite und sagte zu mir, „Bitte sprechen Sie nicht von „Intimität“, denn wir verwenden das Wort nicht in diesem Zusammenhang.“ So begann ich, es als „engstmögliche Beziehung mit Gott“ zu beschreiben, was ziemlich umständlich ist. Nach einer Weile kehrte ich wieder zur ursprünglichen Formulierung zurück, denn ich meinte ja wirklich „Intimität“ mit Gott. Und ich glaube auch, dass die Bibel von einer solchen Gottesbeziehung spricht.“

In unserer tiefsten Seele sehnen wir uns nach einer innigen Beziehung mit Gott.

Weisheit

Psalm 99,1–9

Betet den heiligen Gott an!

1 Der HERR ist König!
  In Ehrfurcht erschauern die Völker.
Er thront über den Keruben,
  darum erzittert die Erde.
2 Ja, der HERR regiert auf dem Berg Zion,
  über alle Völker ist er hoch erhaben.
3 Seinen großen und furchterregenden Namen sollen sie preisen,
  denn er ist der heilige Gott!

4 Du, Herr, bist ein mächtiger König!
  Weil du die Gerechtigkeit liebst,
hast du uns den Maßstab für gerechtes Handeln gegeben,
  in ganz Israel sorgtest du für Ordnung und Recht.
5 Betet den HERRN an, unseren Gott!
  Fallt vor seinem Thron nieder,
  denn er ist der heilige Gott!

6 Schon Mose und Aaron gehörten zu seinen Priestern,
  auch Samuel betete zum HERRN.
Sie alle riefen zu ihm,
  und er gab ihnen Antwort.
7 Gott sprach zu ihnen aus der Wolkensäule,
  und sie gehorchten den Geboten, die er ihnen gab.

8 HERR, unser Gott!
  Du hast sie erhört.
Du hast deinem Volk die Schuld vergeben,
  aber auch ihre Vergehen bestraft.
9 Betet den HERRN an, unseren Gott!
  Auf seinem heiligen Berg Zion fallt vor ihm nieder,
  denn heilig ist er – der HERR, unser Gott!

Kommentar

Intimität mit Gott

Du bist zu einer innigen Beziehung mit Gott geschaffen. Es ist eine persönliche Beziehung: „der Herr, unser Gott“ (99,9). Trotzdem dürfen wir Vertrautheit mit Gott nicht für selbstverständlich halten. Gott ist mächtig, heilig und gerecht.

„Der Herr … sitzt auf seinem Thron, der von den Cherubim umgeben ist“ (99,1). Die Cherubim sind ein Symbol für Gottes Heiligkeit (s. 1. Mose 3,24; Hesekiel 1,4ff und 10,1ff). Gott sitzt „zwischen den beiden Cherubim“ (4. Mose 7,89). Von dort aus redet Gott.

Dieser Psalm unterstreicht Gottes Heiligkeit. Das Wort „heilig“ (3b) betont die Entfernung zwischen Gott und den Menschen. Gott ist nicht nur mächtig und heilig; Er ist außerdem gerecht: Er liebt Gerechtigkeit (99,4). Die einzig richtige Antwort darauf ist, „vor dem Schemel seiner Füße [anzubeten]“ (99,5; LUT).

Irgendwie wurde diese Kluft zwischen Gott und uns überbrückt. Wir wissen heute, dass Jesus es durch Seinen Tod am Kreuz, Seine Auferstehung und durch die Ausgießung des Heiligen Geistes bewirkt hat. Dieser Psalm spricht ahnungsvoll von dieser Intimität mit diesem mächtigen, heiligen und gerechten Gott – die erst durch Jesus möglich wurde.

Gott „sprach zu ihnen“ (7a) – zu Mose und Aaron und zu Samuel (99,6). Er sprach zu einzelnen. Er spricht mit jedem von uns ganz persönlich. „Sie alle riefen zu ihm, und er gab ihnen Antwort“ (99,6; Hfa).

Er ist nicht nur ein gerechter, sondern auch ein barmherziger und vergebender Gott (99,8). Er ist „unser Gott“ (8-9). Seine Majestät bleibt unangetastet, aber die innige Beziehung hat jetzt das letzte Wort.

Gebet

Herr, ich staune, dass Du mich trotz Deiner Souveränität, Heiligkeit und Gerechtigkeit in eine innige, persönliche Beziehung mit Dir rufst. Danke, dass Du *mein* Gott bist.
Neues Testament

1. Korinther 12,1–26

Gott gibt jedem seine Gabe

12 1 Liebe Brüder und Schwestern, ihr habt in eurem Brief die Gaben angesprochen, die Gottes Geist schenkt. Darüber sollt ihr nun Genaueres erfahren. 2 Ihr wisst, dass es euch mit unwiderstehlicher Gewalt zu den stummen Götzen gezogen hat, als ihr noch keine Christen wart. 3 Ich erkläre euch aber ausdrücklich: Wenn ein Mensch geleitet von Gottes Geist redet, kann er nicht sagen: »Verflucht sei Jesus!« Und keiner kann bekennen: »Jesus ist der Herr!«, wenn er nicht den Heiligen Geist hat.

4 So verschieden die Gaben auch sind, die Gott uns gibt, sie stammen alle von ein und demselben Geist. 5 Und so unterschiedlich auch die Aufgaben in der Gemeinde sind, so ist es doch derselbe Herr, der uns dazu befähigt. 6 Es gibt verschiedene Wirkungen des Geistes Gottes; aber in jedem Fall ist es Gott selbst, der alles bewirkt.

7 Wie auch immer sich der Heilige Geist bei jedem Einzelnen von euch zeigt, seine Gaben sollen der ganzen Gemeinde nützen. 8 Dem einen schenkt er im rechten Augenblick das richtige Wort. Ein anderer kann durch denselben Geist die Gedanken Gottes erkennen und weitersagen. 9 Wieder anderen schenkt Gott durch seinen Geist unerschütterliche Glaubenskraft oder unterschiedliche Gaben, um Kranke zu heilen. 10 Manchen ist es gegeben, Wunder zu wirken. Einige sprechen in Gottes Auftrag prophetisch; andere sind fähig zu unterscheiden, was vom Geist Gottes kommt und was nicht. Einige reden in unbekannten Sprachen, und manche schließlich können das Gesagte für die Gemeinde übersetzen. 11 Dies alles bewirkt ein und derselbe Geist. Und so empfängt jeder die Gabe, die der Geist ihm zugedacht hat.

Jeder wird gebraucht

12 So wie unser Leib aus vielen Gliedern besteht und diese Glieder einen Leib bilden, so ist es auch bei Christus: Sein Leib, die Gemeinde, besteht aus vielen Gliedern und ist doch ein einziger Leib. 13 Denn wir alle sind mit demselben Geist getauft worden und gehören dadurch zu dem einen Leib von Christus, ganz gleich ob wir nun Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie sind; alle sind wir mit demselben Geist erfüllt worden. 14 Nun besteht ein Körper aus vielen einzelnen Gliedern, nicht nur aus einem einzigen.

15 Selbst wenn der Fuß behaupten würde: »Ich gehöre nicht zum Leib, weil ich keine Hand bin!«, er bliebe trotzdem ein Teil des Körpers. 16 Und wenn das Ohr erklären würde: »Ich bin kein Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib!«, es gehörte dennoch dazu. 17 Angenommen, der ganze Körper bestünde nur aus Augen, wie könnten wir dann hören? Oder der ganze Leib bestünde nur aus Ohren, wie könnten wir dann riechen? 18 Deshalb hat Gott jedem einzelnen Glied des Körpers seine besondere Aufgabe gegeben, so wie er es wollte. 19 Was für ein sonderbarer Leib wäre das, der nur einen Körperteil hätte! 20 Aber so ist es ja auch nicht, sondern viele einzelne Glieder bilden gemeinsam den einen Leib.

21 Darum kann das Auge nicht zur Hand sagen: »Ich brauche dich nicht!« Und der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: »Ihr seid überflüssig!« 22 Vielmehr sind gerade die Teile des Körpers, die schwächer und unbedeutender erscheinen, besonders wichtig. 23 Wenn uns an unserem Körper etwas nicht gefällt, dann geben wir uns die größte Mühe, es schöner zu machen; und was uns anstößig erscheint, das kleiden wir besonders sorgfältig. 24 Denn was nicht anstößig ist, muss auch nicht besonders bekleidet werden. Gott aber hat unseren Leib so zusammengefügt, dass die unwichtig erscheinenden Glieder in Wirklichkeit besonders wichtig sind. 25 Nach seinem Willen soll unser Leib nämlich eine untrennbare Einheit sein, in der jeder einzelne Körperteil für den anderen da ist. 26 Leidet ein Teil des Körpers, so leiden alle anderen mit, und wird ein Teil geehrt, freuen sich auch alle anderen.

Kommentar

Innige Beziehungen

Heute fühlen sich so viele Menschen einsam. Alte Menschen werden oft ausgegrenzt und isoliert, sind allein. Auch gerade junge Leute haben niemanden, mit dem sie über ihren Schmerz sprechen können. Mit Alkohol, Drogen, bedeutungslosen Kurzzeitbeziehungen usw. versuchen sie, mit ihrem Schmerz fertig zu werden.

Es war nicht Gottes Absicht, dass du alleine lebst. Er hat dich für die Gemeinschaft geschaffen – eine Gemeinschaft, die so eng und gleichzeitig so unabhängig ist wie die verschiedenen Teile des menschlichen Körpers. Paulus vergleicht die Kirche mit dem Leib Christi. Der Heilige Geist schenkt jedem Mitglied Seiner Kirche unterschiedliche Gaben (12,1-11).

„Der menschliche Körper hat viele Glieder“ (12a). Die Menschen, die in unsere Gemeinden kommen, haben alle ihre eigene Geschichte, Nationalität und ihren Platz in der Gesellschaft – „einige .. sind Juden, andere Nichtjuden; einige sind Sklaven, andere frei“ (13a). Aber woher wir auch kommen, „wir haben alle denselben Geist empfangen und gehören durch die Taufe zum Leib Christi“ (13b).

Wir gehören jetzt zusammen. Unsere Beziehungen untereinander sind so eng wie die der einzelnen Körperteile eines Leibes. Wir sind von einander abhängig (12,12-13).

Je unterschiedlicher wir sind, desto mehr brauchen wir einander. Das Auge hat die Hand nötiger als viele andere Augen (16-17). Vielfalt ist unerlässlich (12,17). Das gilt nicht nur für die Ortsgemeinde sondern auch für die globale Kirche. Wir sollten nicht auf die anderen Glieder des Leibes Christi herabschauen und sagen, „Die sind anders; mit denen kann etwas nicht stimmen.“ Vielmehr sollten wir sagen, „Sie sind anders; wir brauchen sie.“

Es ist Zeit damit aufzuhören, Christen unterschiedlicher Denominationen in Schubladen zu stecken – von uns und anderen als einer spezifischen Art Christen zu reden.

Gott hat den Leib mit dieser gegenseitigen Abhängigkeit geschaffen. „Was für ein sonderbarer Leib wäre das, der nur einen Körperteil hätte! Aber so ist es ja auch nicht, sondern viele einzelne Glieder bilden gemeinsam den einen Leib“ (19-20; Hfa). Diese Abhängigkeit bewahrt uns davor, uns selbst zu wichtig zu nehmen.

„Die scheinbar schwächeren oder unwichtigeren Körperteile [sind] besonders notwendig“ (12,22). Unsere inneren Organe sind „scheinbar schwächer“, weil sie verletzlicher sind. Deshalb müssen sie geschützt werden. Aber ohne sie geht es nicht (12,22). Ebenso werden Teile, „die als unansehnlich gelten“, mit besonderer Sorgfalt gekleidet (12,23; GNB). Niemand würde behaupten, sie seien unwichtig. Tatsächlich sind sie lebenswichtig.

Gerade weil wir einander brauchen, sollten „alle Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen“ (25b). Die Nähe zu einander sollte so groß sein, dass, „Wenn eines leidet, alle anderen mitleiden“ (26a). Das ist die Art von Gemeinschaft, in der Menschen ihren Schmerz verarbeiten können. Es ist auch ein Ort, an dem Freude geteilt wird: „wenn irgendein Teil geehrt wird, freuen sich alle anderen mit“ (26b). Wie Augustinus sagte, „Nimm den Neid aus dem Spiel und alles, was ich habe, gehört auch dir. Und wenn ich Neid nicht zulasse, ist dein ganzer Besitz auch der meine!“

Gebet

Herr, bitte hilf uns, eine solche Einheit, Liebe und Intimität mit unseren Geschwistern an den Tag zu legen, dass ein wunderbares Bild von Christus in der Welt entsteht.
Altes Testament

Hoheslied 1,1–4,16

Du bist mein König

1 1 Das schönste aller Lieder, von Salomo.

Sie:

2 Komm und küss mich, küss mich immer wieder!
  Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein.
3 Der Duft deiner Salben betört mich.
  Dein Name ist wie ein besonderes Parfüm,
  darum lieben dich die Mädchen.

Schaut nicht auf mich herab!

4 Nimm mich bei der Hand!
  Schnell, lass uns laufen, bring mich zu dir nach Hause!
Du bist mein König! Ich freue mich über dich,
  du bist mein ganzes Glück.
Deine Liebe ist kostbarer als der edelste Wein.
  Kein Wunder, dass die Mädchen für dich schwärmen!

Sie:

Wo bist du?

5-6 Schaut nicht auf mich herab,
  ihr Mädchen von Jerusalem,
weil meine Haut so dunkel ist,
  braun wie die Zelte der Nomaden.
Ich bin dennoch schön,
  so wie die wertvollen Zeltdecken Salomos.
Meine Brüder waren streng mit mir,
  sie ließen mich ihre Weinberge hüten.
Doch mich selbst zu pflegen,
  meinen eigenen Weinberg,
dafür hatte ich keine Zeit!
  Darum bin ich von der Sonne braun gebrannt.

Sie:

7 Sag mir, mein Geliebter, wo lässt du deine Schafe weiden, wo lässt du sie am Mittag lagern? Lass mich nicht vergebens nach dir suchen, nicht umherirren bei den Herden anderer Hirten!

Er:

Du bist schön!

8 Weißt du’s wirklich nicht, du schönste aller Frauen?
  Folg den Spuren meiner Schafe
und weide deine kleinen Ziegen bei den Hirtenzelten!
  Dort wirst du mich treffen.

Er:

9 Wie schön du bist, meine Freundin,
  schön wie eine Stute vor dem Prachtwagen des Pharaos!
10 Deine Wangen sind von Ohrringen umrahmt,
  deinen Hals schmückt eine Kette.
11 Doch ich will dir noch mehr geben:
  Ein Geschmeide aus Gold sollst du haben
  und Perlen um den Hals, in Silber gefasst!

Sie:

12 Wenn mein König mit mir speist,
  riecht er den Duft meines Nardenöls.
13 Mein Geliebter ruht an meiner Brust
  wie ein Säckchen gefüllt mit Myrrhe.
14 Er duftet wie die Blüten des Hennastrauchs,
  der in den Weingärten von En-Gedi wächst.

Er:

15 Wie schön du bist, meine Freundin,
  wunderschön bist du,
  deine Augen glänzen wie das Gefieder der Tauben.

Sie:

16 Schön bist auch du, mein Liebster –
  wie stattlich anzusehen!
  Das Gras ist unser Lager,
17 Zedern sind die Balken unsres Hauses
  und die Zypressen unser Dach.

Du bist einzigartig!

Sie:

2 1 Ich bin nur eine Narzisse in der Scharon-Ebene,
  eine Lilie aus den Tälern.

Er:

2 Ja, eine Lilie bist du, meine Freundin,
  eine Lilie unter lauter Dornen, schöner als alle anderen Mädchen!

Sie:

Ich bin krank vor Liebe

3 Und du, mein Liebster,
  bist wie ein Apfelbaum
unter den Bäumen des Waldes,
  du übertriffst alle anderen Männer!
Im Schatten dieses Baumes möchte ich ausruhn
  und seine süßen Früchte genießen.

Sie:

4 Ins Weinhaus hat er mich geführt,
  dort zeigt er mir, wie sehr er mich liebt.
5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen,
  erfrischt mich mit Äpfeln,
  denn ich bin krank vor Liebe!
6 Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf,
  und mit dem rechten hält er mich umschlungen.

Die Regenzeit ist vorbei – der Frühling ist da!

7 Ihr Mädchen von Jerusalem,
  ich beschwöre euch bei der Liebe selbst:
Weckt sie nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an,
  bis die Zeit dafür kommt!

Sie:

8 Da kommt mein Geliebter!
  Ich höre es, ja, ich kann ihn schon sehen!
  Er springt über die Berge und hüpft über die Hügel.
9 Schnell wie eine Gazelle läuft er, flink wie ein Hirsch.
  Schon steht er vor dem Haus!
Er späht durch das Gitter,
  blickt zum Fenster herein.
10 Er sagt zu mir:
  »Steh auf, meine Freundin,
  meine Schöne, und komm!
11 Die Regenzeit liegt hinter uns,
  der Winter ist vorbei!
12 Die Blumen beginnen zu blühen,
  die Vögel zwitschern, und überall im Land
  hört man die Turteltaube gurren.
13 Die ersten Feigen werden reif,
  die Reben blühen und verströmen ihren Duft.
Steh auf, meine Freundin,
  meine Schöne, und komm!
14 Versteck dich nicht wie eine Taube im Felsspalt,
  bleib mir nicht fern! Zeig mir dein schönes Gesicht
  und lass mich deine wunderbare Stimme hören!«

Die Mädchen:

15 Fangt uns doch die kleinen Füchse,
  denn sie verwüsten den Weinberg,
  wenn die Reben in schönster Blüte stehn.

Sie:

16 Nur mir gehört mein Liebster, und ich gehöre ihm.
  Er allein darf zwischen den Lilien weiden.
17 Abends, wenn es kühl wird
  und die Nacht ihre Schatten über das Land breitet,
dann komm zu mir, mein Liebster!
  Sei schnell wie eine Gazelle,
flink wie ein junger Hirsch,
  der über die rauen Berge springt!

Nächtliche Sehnsucht

Sie:

3 1  Nachts auf meinem Bett
  sehnte ich mich nach meinem Liebsten.
So gern wollte ich bei ihm sein,
  doch er war nicht da!
2 »Ich will aufstehn, die Stadt durchstreifen,
  durch die Gassen und über die Plätze laufen.
Meinen Liebsten muss ich finden!«
  Ich suchte nach ihm, doch vergebens.
3 Bei ihrem Rundgang griff die Wache mich auf:
  »Habt ihr meinen Liebsten gesehen?«, fragte ich sie.
4 Kaum war ich an ihnen vorbei,
  da fand ich ihn, dem mein Herz gehört.
Ich hielt ihn fest und ließ ihn nicht mehr los.
  Ich führte ihn in das Haus meiner Mutter,
  in jene Kammer, in der sie mich empfing.

Der Hochzeitszug

5 Ihr Mädchen von Jerusalem,
  ich beschwöre euch bei der Liebe selbst:
Weckt sie nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an,
  bis die Zeit dafür kommt!

Die Zuschauer:

6 Wer kommt dort herauf aus der Wüste,
  umgeben von Rauchsäulen aus Weihrauch und Myrrhe
  und allen Parfümen der Händler?
7 Seht! Es ist die Sänfte Salomos,
  von sechzig Männern ist sie umringt,
  von Israels tapferen Soldaten.
8 Sie alle sind im Kampf erprobt,
  sie tragen das Schwert an der Seite
  zum Schutz vor den Gefahren der Nacht.
9 Eine Sänfte ließ König Salomo sich bauen
  aus dem kostbaren Holz des Libanon.
10 Die Pfosten sind mit Silber beschlagen
  und die Lehnen mit Gold überzogen.
Der Stoff des Thronsitzes ist purpurrot,
  liebevoll bestickt von Jerusalems Frauen.
11 Kommt heraus, ihr Mädchen von Jerusalem!
  Seht König Salomo mit seiner Krone!
Heute hat seine Mutter ihn damit geschmückt,
  am Tag seiner Hochzeit, am Tag seines Glücks!

Wie schön du bist!

Er:

4 1 Wie schön du bist, meine Freundin, wie wunderschön!
  Deine Augen hinter dem Schleier glänzen wie das Gefieder der Tauben.
Dein Haar fließt über deine Schultern wie eine Herde Ziegen,
  die vom Gebirge Gilead ins Tal zieht.
2 Deine Zähne sind weiß wie frisch geschorene Schafe,
  die aus der Schwemme kommen.
Sie stehen in zwei vollkommenen Reihen,
  keiner von ihnen fehlt.
3 Wie ein scharlachrotes Band leuchten deine Lippen,
  dein Mund ist verlockend und schön.
Hinter dem Schleier schimmern deine Wangen
  rosig wie die Hälften eines Granatapfels.
4 Dein schlanker Hals ist so herrlich anzusehen
  wie der Turm Davids,
dein Schmuck gleicht tausend prachtvollen Schilden,
  die daran hängen.
5 Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer Gazelle,
  die zwischen Lilien weiden.
6 Abends, wenn es kühl wird
  und die Nacht ihre Schatten über das Land breitet,
will ich zu dir kommen – zu dem Hügel,
  der nach Myrrhe und Weihrauch duftet.

Du hast mich verzaubert

7 Deine Schönheit ist vollkommen,
  meine Freundin, kein Makel ist an dir.

Er:

8 Komm mit mir, meine Braut,
  steig mit mir herab vom Libanon,
verlass den Gipfel des Amanaberges,
  den steilen Senir und den Hermon!
Komm weg von den Klippen,
  wo die Löwen und Leoparden lauern!
9 Du hast mich verzaubert,
  mein Mädchen, meine Braut!
Mit einem einzigen Blick
  hast du mein Herz gestohlen.
Schon eine Kette deines Halsschmucks
  zog mich in deinen Bann!
10 Wie glücklich macht mich deine Liebe,
  mein Mädchen, meine Braut!
Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein.
  Dein Duft ist bezaubernder als jedes Parfüm.

Ein Garten voll edler Pflanzen

11 Wie Honig schmecken deine Lippen,
  meine Braut, ja, süße Honigmilch
hält deine Zunge für mich bereit!
  Und wie der Wald dort auf dem Libanon,
  so duften deine Kleider!

Er:

12 Mein Mädchen ist ein Garten,
  in dem die schönsten Pflanzen wachsen.
Aber noch ist er mir verschlossen.
  Meine Braut ist eine erfrischende Quelle,
  aber noch kann ich nicht davon trinken.
13 Ja, dein Körper ist ein herrlicher Garten.
  Darin stehen Granatapfelbäume mit köstlichen Früchten,
  und die Hennasträucher blühen in voller Pracht.
14 Es duftet nach Narde und Safran, Kalmus und Zimt;
  selbst Weihrauchsträucher, Myrrhe, Aloe
  und die edelsten Balsamgewächse sind dort zu finden.
15 Du bist eine sprudelnde Quelle mit frischem Wasser,
  vom Libanon fließt es herab.

Sie:

16 Kommt, Nordwind und Südwind,
  durchweht meinen Garten, tragt seine Düfte hinaus!
Komm, mein Liebster, in deinen Garten
  und genieße die köstlichen Früchte!

Kommentar

Intimität in der Ehe

Dieses Buch lässt sich auf vielen unterschiedlichen Ebenen lesen. Es beschreibt die Gemeinsamkeit, Schönheit und Kraft, Verzweiflung und Extase menschlicher Sexualität. Es spricht von der Ehe, wie sie sein sollte – von der wunderbarem Intimität einer liebevollen Beziehung zwischen Mann und Frau.

Und doch ist die Ehe in gewisser Weise auch eine Metapher, die etwas noch Schöneres beschreibt – nämlich die Beziehung von Gott zu Seinem Volk. In erster Linie beschreibt sie die Beziehung zwischen Christus und Seiner Kirche (Epheser 5,21-33). Sie ist ein Bild für Gottes tiefe und leidenschaftliche Liebe zu dir und für deine innige Beziehung mit Jesus, der dich mit einem „Banner der Liebe“ schmückt (Hoheslied 2,4). Deshalb haben Menschen schon immer in diesem Buch eine Metapher für die Intimität zwischen Gott und der Kirche gesehen.

Dennoch ist bemerkenswert, dass die Bibel ein ganzes Buch enthält, das die erotische Liebesbeziehung in der Ehe feiert. Es zeigt, welchen hohen Stellenwert die Bibel sexueller Intimität in der Ehe beimisst. Die Rede ist von Freude und Zufriedenheit – ungeteilter, leidenschaftlicher Liebe – die nichts zurückhält.

Es wird deutlich, dass diese Art sexueller Intimität nur für die Ehe gedacht ist. Es ist die Liebe zwischen Braut und Bräutigam. Der Liebende spricht von seiner Geliebten als „meine Braut“ (4,8-12ff). In einer Welt, in der es so viel lieblosen Sex gibt, verkündet es, dass Sex und Liebe zusammengehören; und dass beides in eine lebenslange Beziehung gehört.

Es wird eindringlich davor gewarnt, „dass ihr die Liebe nicht aufweckt und stört, bis es ihr selbst gefällt“ (2,7; 3,5). Wenn du dieses kostbare Geschenk zu früh auspackst, riskierst du, es zu verderben.

Gewarnt wird auch vor den „kleinen Füchsen“ (2,15), die den Weinberg verwüsten. Beziehungen zerbrechen oft wegen Kleinigkeiten und nicht so sehr wegen großer Themen – wegen scheinbar unwichtiger Entscheidungen und Kompromisse.

Joyce Meyer schreibt dazu, „Achte auf die „kleinen Füchse“ in deinem Leben; vergib selbst die kleinsten Ärgernisse, damit du dir ein reines Herz bewahrst. Mach auch im Job und bei deinen Finanzen keine Abstriche, auch wenn du meinst, das es niemandem auffällt… Kleine Übertretungen summieren sich zu großen, und hastdunichtgesehen, verwüsten dir die kleinen Füchse deinen Weinberg.“

Diese intime Liebesbeziehung ist sowohl exklusiv als auch inklusiv. Sie haben nur Augen für einander: „Mein Geliebter gehört mir und ich gehöre ihm“ (2,16). Und doch ist diese Beziehung, wie alle guten Ehen, ein Segen für andere. Die Freunde sagen, „Wir wollen jubeln und uns über dich freuen“ (1,4).

Gebet

Herr, danke, dass das Geschenk der Ehe letztlich ein Bild für die innige Liebe zwischen Christus und Seiner Kirche ist. Lass uns immer tiefer in diese innige Beziehung und Liebe zu Dir und anderen hineinwachsen.

Pippa fügt hinzu

1. Korinther 12,26 (Hfa)

„Leidet ein Teil des Körpers, so leiden alle anderen mit…“

Als ich mir nur einen einzigen kleinen Mittelfußknochen gebrochen hatte, litt definitiv mein ganzer Körper darunter. Sechs Wochen lang konnte ich kaum laufen. Ich verstehe jetzt, inwiefern etwas so Kleines den ganzen Körper beeinträchtigen kann. So ist es auch in der Gemeinde: wenn einer in der Gemeinde leidet, leiden alle mit.

Vers des Tages

Psalm 99,6 (Hfa)

Sie alle riefen zum [Herrn], und er gab ihnen Antwort.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“) \t Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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