Wie kannst du dich Gott nähern?
Einführung
Je mehr ich mich mit dem Hebräerbrief beschäftige, desto lieber wird er mir. Der Brief scheint an Judenchristen gerichtet zu sein. Der Stil hört sich in unseren Ohren heute seltsam an; die Sprache ähnelt der im Alten Testament. Inhaltlich geht es um die Frage: Wie kann man sich Gott nähern?
Die Antwort des Verfassers lautet: durch Jesus Christus, unseren Hohepriester. Die Priesterschaft Jesu ist der Höhepunkt des Briefes. Der Hebräerbrief ist das einzige Dokument des Neuen Testaments, das von Jesus als Priester spricht. Jesu priesterlicher Dienst wird an anderer Stelle angedeutet; z.B. im „Hohepriesterlichen Gebet“ (Johannes 17) und in Johannes‘ Beschreibung Jesu als Mittler vor dem Vater (1. Johannes 2,1). Hier im Hebräerbrief wird das Thema jedoch aufgegriffen und vertieft.
Psalm 119,156a+159b
156 HERR, schon oft hast du dein Erbarmen gezeigt;
159 ...Du bist gnädig, darum schenke mir wieder neue Kraft!
Kommentar
Nähere dich Gott in dem Wissen, dass Er liebevoll und mitfühlend ist
Gott hat die Menschheit schon immer geliebt. „Herr, dein Erbarmen ist unendlich groß“ (156a; GNB). Der Psalmist wusste um die Liebe Gottes: „Durch deine Güte lass mich weiterleben“ (159b; GNB ). Er kannte Gott als Befreier (153; GNB) und spricht von Erlösung (154; LUT) und Rettung (155).
Er wusste, dass Gott erlösen, freikaufen und retten würde. Und deshalb wusste er, dass er sich Gott zuversichtlich nähern konnte. Was er nicht wusste, war, wie Gott ihn retten könnte.
Wenn wir das gesamte Alte Testament, einschließlich dieses Psalms, durch die Linse des Neuen Testaments lesen, erkennen wir, dass, was der Psalmist beschreibt, durch die Hohepriesterschaft Jesu möglich geworden ist.
Gebet
Hebräer 4,14-16 und 5,1-6+8-9
14 Lasst uns also unerschütterlich an unserem Bekenntnis zu Jesus Christus festhalten, denn in ihm haben wir einen großen Hohenpriester, der vor Gott für uns eintritt. Er, der Sohn Gottes, ist durch den Himmel bis zu Gottes Thron gegangen. 15 Doch er gehört nicht zu denen, die unsere Schwächen nicht verstehen und zu keinem Mitleiden fähig sind. Jesus Christus musste mit denselben Versuchungen kämpfen wie wir, doch im Gegensatz zu uns hat er nie gesündigt. 16 Er tritt für uns ein, daher dürfen wir voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.
1 Jeder Mensch, der zum Hohenpriester ernannt wird, ist zum Dienst für Gott eingesetzt: Stellvertretend für seine Mitmenschen muss er Gott Gaben und Opfer darbringen, um die Schuld zu sühnen. 2 Und weil er selbst ein Mensch ist mit all seinen Schwächen, kann er die Menschen verstehen, die unwissend sind und Irrwege gehen. 3 Doch gerade deshalb muss er nicht nur für die Sünden anderer opfern, sondern auch für seine eigenen. 4 Niemand kann sich selbst zum Hohenpriester ernennen. Gott beruft in diese Aufgabe, so wie er es mit Aaron getan hat.
5 Auch Christus hat sich nicht die Würde des Hohenpriesters angemaßt. In diese Aufgabe hat Gott ihn berufen, als er zu ihm sprach:
»Du bist mein Sohn,
heute bin ich dein Vater geworden.«
6 Oder wie Gott an anderer Stelle sagt:
»In alle Ewigkeit sollst du ein Priester sein,
so wie es Melchisedek war.«
8 Dennoch musste auch Jesus, der Sohn Gottes, durch sein Leiden Gehorsam lernen. 9 Als er darin vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, zum Retter und Erlöser geworden.
Kommentar
Nähere dich Gott durch Jesus, den großen Hohepriester
Es ist schon erstaunlich, dass wir uns dem Schöpfer des Universums voller Zuversicht nähern dürfen. Mit gebührendem Respekt, aber nicht schüchtern und ängstlich. Wie ist das möglich?
Während der Verfasser zum zentralen Thema des Briefes kommt, der Hohepriesterschaft Jesu, macht er deutlich, dass der Hauptgrund für den Brief ist, sie zu ermutigen, dass sie „festhalten an der Hoffnung, zu der wir uns bekennen“ (4,14a; GNB). Je mehr du über Jesus weißt, desto fester kann dein Glaube in den Stürmen und Versuchungen des Lebens standhalten.
Jesus ist einmalig. Der große Hohe Priester ist sowohl „Sohn Gottes“ (4,14) als auch ganz Mensch. Er „versteht unsere Schwächen, weil ihm dieselben Versuchungen begegnet sind wie uns, doch er wurde nicht schuldig“ (4,15).
Jesus weiß, wie du dich fühlst. Manchmal hätte Er auch das Falsche tun können, aber Er entschied Sich immer für das Richtige. Wenn du im Gebet mit Ihm sprichst, kannst du gewiss sein, dass Er weiß, wie es dir geht.
Drei erforderliche Eigenschaften für die Priesterschaft:
•\tMenschsein („aus den Menschen genommen“; 5,1; GNB)
•\tBarmherzigkeit („nachsichtig mit den Menschen“; 5,2)
•\tGöttliche Berufung („von Gott zu diesem Dienst berufen“; 5,4).
Das traf perfekt auf Jesus zu.
Aber Jesus stammte vom Stamm Juda ab und nicht von den Leviten. Deshalb war Er nicht qualifiziert für das normale Priesteramt, die alle Nachfahren von Moses Bruder Aaron sein mussten (Levit). Daher identifiziert der Verfasser Ihn mit einer neuen Ordnung von Priestern des Alten Testaments, nämlich „Priester nach der Ordnung Melchisedeks“ (5,6). Melchisedek war „ein Priester des höchsten Gottes“, der Abraham diente (1. Mose 14,18-20).
Der Hebräerbrief zeigt, dass die Priesterschaft Melchisedeks in jeder Hinsicht über der Aarons stand (s. Hebräer 7). Weil Jesu Priesteramt wie das Melchisedeks ist, ist es ewig (5,6) und gilt damit für alle Zeiten. So hat es Wirkung für alle, ob sie vor Jesus lebten oder nach Ihm.
Jesus vertritt uns (5,1). Er ist sowohl Vorbild für alle Priester als auch höher als jeder Priester.
Jesus sammelte Erfahrung durch alles, was Er erlitt. Du kannst lernen, persönliche schmerzliche Erfahrungen zugunsten anderer einzusetzen.
Rick Warren schreibt, „Gott liebt es, Kreuzigungen in Auferstehungen umzuwandeln. Oft sind es die Dinge, von denen du dir am meisten wünschtest, dass es aus deinem Leben entfernt würden, mit denen Gott dich zu dem Gläubigen macht, der du nach Seinem Willen sein sollst. Er möchte durch das Problem etwas Gutes in deinem Leben hervorbringen. Es gibt Wichtigeres in deinem Leben als deinen Schmerz: nämlich das, was der Schmerz dich lehrt.“
So wie wir sammelte Jesus Erfahrung durch alles, was Er durchmachte. Anders als wir, blieb Er jedoch dabei ohne Sünde. Deshalb musste Er keine Opfer für Seine eigenen Sünden bringen. „Er ist für alle, die ihm gehorchen, zum Begründer ihrer endgültigen Rettung geworden“ (5,9).
Du kannst „deshalb zuversichtlich vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten. Dort wirst du Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden, die [dir] helfen wird, wenn [du] sie brauch[st]“ (4,16). Sobald du um Vergebung für vergangene Schuld bittest – kannst du wissen, dass du „Barmherzigkeit“ erfahren wirst. Sobald du um Hilfe für Zukünftiges bittest, darfst du wissen, dass du alle „Gnade, die [dir] helfen wird“, erhalten wirst, in welch misslicher Lage du auch steckst.
Durch das Bild des Thrones wird die Majestät und Herrlichkeit dessen herausgestellt, der darauf sitzt – Gott. Aber durch Jesus kannst du dich Gott in Gebet und Anbetung nähern, egal wie du dich fühlst, oder was du getan hast.
Gebet
Hesekiel 1,26+28
26 Oberhalb des Gewölbes über ihren Köpfen bemerkte ich so etwas wie einen Thron, der aus Saphir zu sein schien. Darauf saß eine Gestalt, die einem Menschen glich. 28 In dem Licht konnte ich alle Farben des Regenbogens entdecken. Es war die Erscheinung des HERRN in seiner Herrlichkeit... Bei ihrem Anblick fiel ich nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden. Dann hörte ich eine Stimme.
Kommentar
Nähere dich zuversichtlich dem Gnadenthron
Ist es nicht wunderbar, gesagt zu bekommen, dass wir uns dem himmlischen Thron überhaupt nähern dürfen – und noch dazu „zuversichtlich“ (Hebräer 4,16)?! Der Prophet Hesekiel (dessen Name „Gott ist stark“ bedeutet) durfte einen Blick auf diesen Thron werfen: „Ich bemerkte so etwas wie einen Thron, der aus Saphir zu sein schien. Darauf saß eine Gestalt, die einem Menschen glich. Von der Hüfte an aufwärts schimmerte ihr Leib wie Metall in einem Feuerkranz; unterhalb der Hüfte sah sie aus wie Feuer, umgeben von hellem Lichtglanz… Es war die Erscheinung des HERRN in seiner Herrlichkeit. Bei ihrem Anblick fiel ich nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden. Dann hörte ich eine Stimme“ (1,26-28; Hfa).
Hesekiel wurde im Alter von 30 Jahren von Gott berufen (593 v.Chr.). Er war Priester (1,3) im babylonischen Exil (während Jeremia in Jerusalem war). Im Jahr 597 v.Chr. war er mit dem jungen König Jojachin weggeführt worden (2. Könige 24,8-17). Wie Jeremia rief er das Volk zur Umkehr auf und kündigte den Wiederaufbau Jerusalems an.
Hesekiels Berufung beginnt mit einer Vision Gottes. In der Vision sieht er vier seltsame Wesen (1,10). Jedes bezeugt einen Wesenszug Gottes.
Das erste Wesen hat ein menschliches Gesicht, das zweite das eines Löwen (Mut und Stärke), das dritte das eines Stieres (Fruchtbarkeit) und das vierte ein Adlergesicht (Schnelligkeit). Zusammen stehen sie für Gottes Majestät und Größe (1,10).
In dieser Vision bekommt Hesekiel einen kurzen Blick auf einen Mann, von dem wir heute wissen, dass es Jesus selbst war (Offenbarung 4,1-10).
Als Reaktion auf seine Vision des Gnadenthrons fällt Hesekiel auf sein Angesicht nieder (1,28). Das war keine ungewöhnliche Reaktion auf die Gegenwart Gottes (s. Offenbarung 4,10 u.a.).
Gott spricht zu Hesekiel (2,1). Dieser wird mit dem Heiligen Geist erfüllt (2,2). Die Worte, die Gott gab, sollte er im wörtlichen Sinne verschlingen (3,1): „Ich aß sie und sie schmeckte so süß wie Honig“ (3,3b). Er soll aufmerksam zuhören (2,8; 3,10) und dann Gottes Botschaft weitersagen.
Er wird auf großen Widerstand stoßen, bekommt aber die Zusage, „fürchte dich nicht vor ihnen und hab keine Angst“ (3,9). Er ist nicht verantwortlich, „ganz gleich, ob sie dir zuhören wollen oder nicht“ (3,11). Deine Verantwortung ist ebenfalls nur auszusprechen, was du zuvor von Gott gehört hast.
Du bist nicht dafür verantwortlich, wie die Hörer auf deine Worte reagieren (3,18-21), wohl aber, dass du Gott gehorsam bist und die Worte weitergibst, die Er dir gibt (3,18.20). Auch wenn du nicht weißt, wie eine Situation ausgehen wird, kannst du Gott getrost vertrauen.
Später erscheint Hesekiel die Herrlichkeit des Herrn und er fällt erneut auf sein Angesicht (3,23). Wieder wird er mit dem Heiligen Geist erfüllt (3,24). Gott verheißt ihm, „Sobald ich aber wieder mit dir rede, löse ich deine Zunge; dann sollst du ihnen ausrichten: „So spricht Gott, der HERR…““ (3,27; Hfa).
Gebet
Pippa fügt hinzu
Hebräer 4,16
„Wir dürfen voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.“
Das nenne ich Zuversicht!
Vers des Tages
Hebräer 4,16
Wir dürfen voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.
Thought for the Day
Durch Jesus kannst du dich Gott in Gebet und Anbetung nähern, egal wie du dich fühlst, oder was du getan hast.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottland (no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“