Gerechte Gnade
Einführung
Es heißt, das größte Problem dieser Welt sei nicht ein Mangel an Demokratie, zu große Armut oder zu wenig Medikamente gegen AIDS, sondern die Tatsache, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung keinen Schutz durch das Gesetz genießen. Ein Mangel an Gerechtigkeit hat furchtbare Auswirkungen auf die Armen dieser Welt.
Die Themen Gerechtigkeit und Gnade spinnen sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Ohne Gerechtigkeit kann man Gnade nicht wirklich verstehen. Eine Definition von Gnade ist „unverdiente Liebe“. Eine Eselsbrücke könnte lauten: Gott Nimmt Alle Durch (den) Einen an. Wir sehen heute, wie Jesus Christus dir und mir gerechte Gnade zugänglich macht.
Sprüche 17,15+23-24
15 Der HERR verabscheut es, wenn der Schuldige freigesprochen
und der Unschuldige verurteilt wird.
23 Ein gottloser Richter nimmt heimlich Bestechungsgelder an
und verdreht das Recht.
24 Ein vernünftiger Mensch bemüht sich um Weisheit,
aber ein dummer hat nur andere Dinge im Kopf.
Kommentar
Ohne Gerechtigkeit geht es nicht
In zahlreichen Ländern dieser Erde kommen Verbrecher ungeschoren davon, während die Gefängnisse voll sind mit unschuldigen Menschen, von denen viele weder ein Verfahren noch ein Urteil bekommen haben. „Wer den Schuldigen gerecht spricht und den Gerechten schuldig, die sind beide dem Herrn ein Gräuel“ (17,15; LUT). Beides ist eine Form groben Unrechts. Beides ist Gott ein Gräuel und hat schwere Auswirkungen in der Gesellschaft.
Ein Großteil des Problems wird durch Bestechung verursacht. „Der Gottlose nimmt heimlich Geschenke an und beugt damit das Recht“ (17,23). Ein Anwalt in einem Entwicklungsland erzählte mir einmal, dass man „die richtigen Räder schmieren“ müsse, wolle man den Gang der Rechtsprechung beschleunigen; ein Euphemismus für Bestechung.
Der Kampf für Gerechtigkeit ist eine ernste Aufgabe. Sie erfordert harte Arbeit und lässt dich schnell ausbrennen. Das Buch der Sprüche ist reich an ausgewogener Weisheit.
Es erinnert uns, dass wir Familie und Freunde brauchen: „Auf einen Freund kann man sich immer verlassen, und ein Bruder ist dazu da, dass man einen Helfer in der Not hat“ (17,17). Vermeide sinnlose Diskussionen. „Wer den Streit liebt, liebt die Sünde“ (17,19). Unnötiger Streit vermag Familien und Freundschaften kaputt zu machen.
Neben Familie und Freunden ist auch Spaß wichtig: „Ein fröhliches Herz ist die beste Medizin, ein verzweifelter Geist aber schwächt die Kraft eines Menschen“ (17,22). Nimm dich selbst nicht zu ernst. Man muss über sich lachen können. Lachen ist wie ein Fitnesstraining für dein Inneres; es trainiert deine Seele und erhält dich gesund.
Gebet
Römer 5,17–21
17 Hat aber die Verfehlung eines einzigen Menschen zur Herrschaft des Todes geführt, um wie viel mehr werden dann alle, die Gottes überreiche Barmherzigkeit und seine Vergebung erfahren haben, durch Jesus Christus leben und mit ihm herrschen! 18 Es steht also fest: Durch die Sünde eines einzigen Menschen sind alle Menschen in Tod und Verderben geraten. Aber durch die Erlösungstat eines einzigen Menschen sind alle mit Gott versöhnt und bekommen neues Leben. 19 Oder anders gesagt: Durch Adams Ungehorsam wurden alle Menschen vor Gott schuldig; aber weil Jesus Christus gehorsam war, werden sie von Gott freigesprochen. 20 Das Gesetz aber kam erst später hinzu. Es sollte das volle Ausmaß von Adams Verfehlung ans Licht bringen. Denn wo sich die ganze Macht der Sünde zeigte, da erwies sich auch Gottes Barmherzigkeit in ihrer ganzen Größe. 21 Denn so wie bisher die Sünde über alle Menschen herrschte und ihnen den Tod brachte, so herrscht jetzt Gottes Gnade: Gott spricht uns von unserer Schuld frei und schenkt uns ewiges Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Kommentar
Gnade im Überfluss
Wie siehst du dich selbst? Was glaubst du von dir? Was meinst du, wie Gott dich sieht? Und welche Gefühle hat Er für dich?
Gnade bedeutet, dass wir „in Gottes Augen gerechtfertigt“ sind (5,19). Rechtfertigung ist ein kostenloses Geschenk, das wir aus Gottes Gnade erhalten. Unsere Sünde ist machtlos gegen Gottes Gnade. „Denn wo sich die ganze Macht der Sünde zeigte, da erwies sich auch Gottes Barmherzigkeit in ihrer ganzen Größe. Wo bisher die Sünde über alle Menschen herrschte und ihnen den Tod brachte, dort herrscht jetzt Gottes Gnade“ (5,20-21).
Paulus enthüllt weitere erstaunliche Aspekte der Gnade. Dazu stellt er zwei Reiche dar – Adams Reich und Christi Reich.
Von Natur aus gehören wir alle zu Adams Reich. Sünde, Tod und Trennung von Gott kamen durch Adam in die Welt (5,12-14).
Aber Paulus beschreibt ein neues Reich, das Jesus durch Seinen Tod und Seine Auferstehung begründet hat. Das Erstaunliche ist, dass du von Adams in Jesu Reich übersiedelst, und das nicht wegen guter Führung, sondern einfach, indem du Gottes Gnade als Geschenk annimmst. Das wurde durch Jesus möglich.
Paulus beginnt damit, den Tod, der durch Adam in die Welt kam, mit dem Leben, das durch Jesus kam, zu vergleichen. Der zentrale Punkt aber ist, dass es sich „mit der Gnadengabe [nicht verhält] wie mit der Sünde“ (5,15; LUT). Sie lassen sich nur deshalb gegenüberstellen, weil das Geschenk des Lebens so viel größer als die Übertretung ist.
Die einzige Ähnlichkeit besteht darin, dass von beiden viele betroffen sind. Deine Entscheidungen, gehorsam oder ungehorsam zu sein, wirken sich auf viele andere Menschen aus. Infolge von Adams Sünde starben viele. Aber Jesu Gehorsam ermöglicht vielen den Zugang zur Gnade, in der du stehst, und das freie Geschenk der Rechtfertigung. Das Geschenk ist nicht wie die Übertretung: „Gottes Urteilsspruch brachte wegen der einen Sünde Adams die Verdammnis; was Christus getan hat, brachte trotz unzähliger Sünden den Freispruch“ (5,16; Hfa).
Adams Ungehorsam führte zur „Herrschaft des Todes“ (17a; Hfa). „Doch durch … Jesus Christus, werden alle, die Gottes Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit annehmen, über Sünde und Tod siegen und leben! (5,17).
Adams Sünde bewirkt, dass wir alle auf der Anklagebank sitzen. Jesu Rechtfertigungstat am Kreuz macht es Gott möglich, uns für gerecht zu erklären und Leben zu schenken. Jesu Rechtfertigung zieht deine Rechtfertigung nach sich. „Weil ein Mensch Gott ungehorsam war, wurden viele Menschen zu Sündern. Doch weil ein anderer Mensch Gott gehorchte, werden viele Menschen in Gottes Augen gerechtfertigt“ (5,19).
Durch Seinen Tod am Kreuz hat Jesus Gottes Gnade und Sein Geschenk möglich gemacht (5,15). Die Folge unserer Sünde sind Gericht und Verdammnis (5,16). Wären wir allein auf Gerechtigkeit angewiesen, wäre das unser Los. Weil aber Jesus an unserer statt gestorben ist, bekommen wir Gerechtigkeit geschenkt.
Gott kann gerecht sein und dich trotzdem freisprechen. Es gibt so etwas wie gerechte Gnade. Durch Jesus haben wir Zugang zu Gottes reichlicher Gnade und Barmherzigkeit sowie dem Geschenk der Gerechtigkeit (5,17). Die Gerechtigkeit, die du empfängst, lässt dich leben (5,18). Du wirst „gerechtfertigt“ (5,19) und gewinnst „durch Jesus Christus, unseren Herrn, das ewige Leben“ (5,21).
Und alles aus Gnade (5,15.17.20-21). Lass diese Wahrheiten tief in dein Herz sinken. Sieh dich so, wie Gott dich sieht – in Seinen Augen bist du gerecht. Und glaube, dass Gott wegen dem, was Jesus für dich getan hat, Freude an dir hat.
Gebet
Amos 8,4–6+11 und 9,1+11+14
4 Hört zu, die ihr die Armen unterdrückt
und die Bedürftigen zugrunde richtet!
5 Ihr sagt:
»Wann ist das Neumondfest endlich vorbei?
Wann ist die Sabbatruhe bloß vorüber,
damit wir die Kornspeicher wieder öffnen
und Getreide verkaufen können?
Dann treiben wir den Preis in die Höhe:
Wir verkleinern das Getreidemaß
und machen die Gewichte auf der Waage schwerer,
wo die Käufer ihr Silbergeld abwiegen.
Auch die Waage selbst stellen wir falsch ein.
6 Bestimmt können wir sogar noch den Getreideabfall verkaufen!«
Wer euch Geld schuldet, den macht ihr zum Sklaven,
ja, ihr verkauft einen Armen schon,
wenn er ein Paar Schuhe nicht bezahlen kann.
11 »Ich, Gott, der HERR, sage euch:
Es kommt die Zeit, da schicke ich euch eine Hungersnot.
Aber nicht nach Brot werdet ihr hungern
und nicht nach Wasser verlangen.
Nein, nach einem Wort von mir werdet ihr euch sehnen!
1 Ich sah den Herrn in Bethel am Altar stehen; er befahl:
»Schlag auf die Kapitelle der Tempelsäulen, dass die Türschwellen erbeben!
Zerschmettere die Säulen, damit die Trümmer den Leuten auf den Kopf fallen!
Und wer das überlebt, den lasse ich vom Schwert durchbohren.
Keiner wird fliehen können, niemand wird entkommen und sich retten.
11 Gott sagt: »An jenem Tag
werde ich das Reich von König David wieder aufbauen.
Jetzt gleicht es zwar einem verfallenen Haus,
doch dann richte ich die umgestürzten Wände wieder auf
und schließe die Risse in der Mauer.
Ja, ich lasse es wieder in seinem alten Glanz erstehen.
14 Denn ich wende das Schicksal meines Volkes wieder zum Guten.
Die Israeliten bauen die verwüsteten Städte wieder auf
und werden auch darin wohnen, sie pflanzen Weinberge an
und werden den Wein davon trinken, sie legen Gärten an
und werden deren Früchte genießen.
Kommentar
Der gerechte und gnädige Gott
Wieder spricht Amos laut gegen herrschendes Unrecht:
„Hört zu, ihr, die ihr die Not Leidenden tretet und die Bedürftigen in diesem Land vernichtet! Ihr könnt es kaum erwarten, dass der Sabbat vorüber ist und die Feiertage vorbei sind, damit ihr wieder handeln könnt. Ihr messt das Korn mit falschem Maß und wiegt es auf gefälschten Waagen. Und ihr mischt den Weizen, den ihr verkauft, mit Spreu, die ihr vom Boden zusammenfegt! Dann versklavt ihr die Armen wegen der Schuld eines Silberstücks oder eines Paars Sandalen“ (8,4-6).
Die Menschen damals unterschieden sich nicht so sehr von unserer Gesellschaft heute. Menschen verhungern geistlich. Es gibt einen „Hunger nach dem Wort des Herrn“ (8,11). Die Menschen sind auf der Suche und probieren es mit Drogen, Alkohol, Sex und Macht; alles in dem Versuch, diesen tiefen Hunger zu stillen. „Doch ihre Suche wird vergeblich sein“ (8,12; Hfa).
Ziel des alten Bundes war der Schutz der Benachteiligten. Wie auch heute oft, hatten die Armen keinen Zugang zum Recht. Es wurde auf ihnen herumgetrampelt, sie wurden übervorteilt. Der Herr hasst Unaufrichtigkeit, weil Er uns liebt. Und Er liebt die Armen. Unrecht und Unaufrichtigkeit waren der Kern von Israels Sünde. Deshalb kündigt Amos ein Gericht an, „Die Zeit wird kommen…da ich eine Hungersnot ins Land schicke“ (8,11). Israel wird ins Exil geführt werden (9,1-10).
Trotzdem endet das Buch Amos mit der Verheißung auf Wiederherstellung: „ich [werde] das gefallene Königreich Davids wiederherstellen… Dann werden die Weinberge Israels von süßem Wein triefen und überfließen! Ich werde mein vertriebenes Volk Israel aus den fernen Ländern heimholen und sie werden ihre Städte, die jetzt in Trümmern liegen, wieder aufbauen und darin wohnen. Sie werden Weinberge und Gärten pflanzen; sie werden ihre eigenen Feldfrüchte essen und ihren eigenen Wein trinken. Ich werde sie fest einpflanzen in dem Land, das ich ihnen geschenkt habe… dann werden sie nie mehr ausgerissen werden“ (9,11-15).
Was Gott Seinem Volk für eine Zukunft verheißt, übertrifft deine wildesten Träume. Selbst ihr Ungehorsam und ihre Ungerechtigkeit können Gott nicht von Seinen Plänen abhalten zu segnen. Es ist dieselbe Dynamik, die wir heute auch im Neuen Testament gesehen haben. Gottes Gnade und Barmherzigkeit wiegen schwerer als unsere Schuld. Letzten Endes ist es Jesus, der ermöglicht, dass Gerechtigkeit und Vergebung Hand in Hand gehen.
Gebet
Pippa fügt hinzu
Römer 5,20b
„Doch als das Ausmaß der Sünde unter den Menschen immer größer wurde, ist Gottes wunderbare Gnade noch grenzenloser geworden.“
Die The Message Bibel übersetzt hier sinngemäß, „aber die Sünde hatte und hat keine Chance im Wettstreit mit der aggressiven Vergebung, die wir Gnade nennen.“ Ich glaube, das ist der Grund, warum uns in Gefängnissen oft so viel Glaube und Liebe begegnen, so viele Leben verändert werden. Je dunkler es ist, desto heller strahlt das Licht.
Vers des Tages
Sprüche 17,17a
Ein guter Freund steht immer zu dir...
Thought for the Day
Nimm dich selbst nicht zu ernst. Lachen ist wie ein Fitnesstraining für dein Inneres; es trainiert deine Seele und erhält dich gesund.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“