Staffelübergabe
Einführung
Als ich im Alter von einundzwanzig Jahren die Uni verließ, zog ich nach London und suchte mir eine Gemeinde. Ich besuchte HTB und hörte Sandy Millar predigen. Ich fragte ihn, ob ich mich wohl mal mit ihm treffen könnte. Kurz darauf schloss ich mich der Gemeinde an und begann von diesem außergewöhnlichen Leiter, der mir zum Freund und Vorbild wurde, zu lernen.
Nach einigen Jahren in der Gemeinde studierte ich Theologie, um als Pastor der Anglikanischen Kirche ordiniert zu werden. Zehn Jahre nach unserer ersten Begegnung kehrte ich als stellvertretender Pastor an Sandy Millars Seite bei HTB zurück. Diese Funktion hatte ich 19 Jahre inne, bis er 2005 den Staffelstab an mich übergab und ich leitender Pastor wurde. Noch heute inspirieren mich Sandys Vorbild und Freundschaft.
Es hat immer Menschen in meinem Leben gegeben, von denen ich lerne und andere, denen ich versuche, etwas weiterzugeben. Wie in einem Staffellauf müssen wir den Stab weitergeben.
Psalm 78,5b + 6-7
5 Unseren Vorfahren befahl er, sie ihren Kindern bekannt zu machen.
6 So soll jede Generation seine Weisungen kennen lernen –
alle Kinder, die noch geboren werden.
Auch diese sollen sie ihren Nachkommen einprägen.
7 Sie alle sollen auf Gott ihr Vertrauen setzen
und seine Machttaten nicht vergessen.
Kommentar
Erzähle deine Geschichte
Du hast eine Geschichte zu erzählen. Jede Familie hat ihre Geschichten. Jede Gemeinde hat ihre eigenen Geschichten mit Gott. Jeder Christ hat eine Geschichte – ein Zeugnis. Wir alle haben Zugang zu der großartigen Geschichte, die erzählt, was Gott in Christus getan hat. Wir „sollen es weitergeben“ (78,6; GNB).
Der Psalm gibt uns einen Abriss hebräischer Geschichte bis zu König David und betont dabei, wie wichtig es ist, dieses Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Wir erkennen den Kontrast zwischen Israels Sünde und Gottes Güte. Jesus zitierte aus diesem Psalm (Matthäus 13,35).
Der Psalmist schreibt, „Wir wollen diese Wahrheiten unseren Kindern nicht vorenthalten, sondern der nächsten Generation von den wunderbaren Taten des Herrn erzählen, von seiner Macht und den großen Wundern, die er vollbrachte … ihre Kinder dieses Gesetz .. lehren, damit auch die nächste Generation es kenne …Sie alle sollen ihre Hoffnung von neuem auf Gott setzen“ (78,4-7).
Juan Carlos Ortiz erzählt von der Begegnung mit einer alten Dame in seiner Heimat Argentinien. Sie stellte ihm ein junges Mädchen vor, eine ihrer Urenkelinnen und berichtete, dass sie sechs Kinder und sechsunddreißig Enkel habe. Eine beeindruckende Familie. Unter ihren Enkeln waren viele gebildete und erfolgreiche Leute. Carlos fragte sie, „Wie haben Sie es nur geschafft, eine so große, gesunde und gut gekleidete und gebildete Familie großzuziehen?“ Sie erwiderte, „Habe ich nicht. Ich habe mich nur um meine eigenen sechs gekümmert. Und die haben sich jeweils um ihre sechs gekümmert.“
Jede Generation hat die Verantwortung, der nächsten zu erzählen, wie gut Gott ist, und sie davor zu warnen, in welchem Schlamassel wir landen, wenn wir uns von Gottes Güte abwenden.
Gebet
Apostelgeschichte 16,1-3a + 4-5
1 Nachdem Paulus die Stadt Derbe besucht hatte, erreichte er schließlich Lystra. Dort traf er Timotheus, einen Christen. Seine Mutter, auch eine Christin, war jüdischer Abstammung, sein Vater ein Grieche. 2 In den Gemeinden von Lystra und Ikonion wurde Timotheus sehr geschätzt. 3 Ihn nahm Paulus als weiteren Begleiter mit auf die Reise... 4 In jeder Stadt, durch die sie reisten, berichteten sie den Gemeinden über die Beschlüsse der Apostel und Gemeindeleiter von Jerusalem; alle Christen sollten sich danach richten. 5 So wurden die Gemeinden im Glauben immer fester, und die Zahl der Gemeindeglieder nahm täglich zu.
Kommentar
Teile dein Wissen und deine Erfahrung
Paulus erkannte, dass er eine Verantwortung hatte, anderen sein Wissen weiterzugeben, sie anzulernen. Er begegnete Timotheus, der „als zuverlässig bekannt und geschätzt“ war (16,2; Hfa). Paulus nahm ihn als Schüler auf, unterwies und lehrte ihn, wurde Timotheus‘ Mentor. Die beiden sind ein ausgezeichnetes Vorbild für uns. Suche dir einen Paulus, von dem du lernen, und einen Timotheus, an den du dein Wissen weitergeben kannst.
Ich kann von mir sagen, dass ich zu jeder meiner großen, strategisch wichtigen Entscheidungen von jemandem aus meinem Umfeld angeregt und ermutigt wurde und nicht von einem Redner auf großer Bühne. Ganz sicher vermag eine Predigt eine große Wirkung zu haben, aber wir überschätzen häufig, wie viel von der Botschaft in den Kirchenbänken ankommt. In meinem Leben ist Wahrheit, die im persönlichen Gespräch weitergegeben wird, immer zentral für mein persönliches Wachstum. Das scheint bei Timotheus ähnlich gewesen zu sein.
Timotheus war durch Paulus zum Glauben an Jesus gekommen, und es entwickelte sich eine sehr enge Freundschaft zwischen den beiden. Paulus war älter als Timotheus, und er beschreibt ihre Freundschaft wie die von Vater und Sohn (Philipper 2,22). Er spricht von Timotheus als „mein geliebter und zuverlässiger Sohn im Herrn“ (1. Korinther 4,17).
Zusammen haben sie einiges erlebt. „Sie zogen von Ort zu Ort“ (16,4). Selbst im Gefängnis waren sie zusammen. Und dabei beobachtete Timotheus Paulus und wurde darauf vorbereitet, seine Nachfolge anzutreten.
Es reicht aber nicht zu hoffen, dass uns die „Timotheusse“ beobachten. Wir müssen jüngeren „Schülern“ auch an strategischen Positionen die Möglichkeit zum Leiten geben. Paulus übergab Timotheus echte Verantwortung. Er vertraute ihm, weil er ihn so gut kannte.
Und Paulus bezog Timotheus von Anfang an in seine Arbeit mit ein. Sie trafen zusammen Entscheidungen (16,4). Durch ihren gemeinsamen Dienst „wurden die Gemeinden im Glauben gestärkt, und die Zahl der Gläubigen wurde von Tag zu Tag größer“ (16,5).
Timotheus lernte die Führung des Heiligen Geistes kennen. Als sie versuchten, nach Bithynien zu gelangen, „ließ der Heilige Geist [es] nicht zu“ (16,6-7). Das ist eine ganz wichtige Lektion im Leben. Ich kann mich an mindestens fünf konkrete Situationen erinnern, in denen ich den Eindruck hatte, in eine bestimmte Richtung gehen zu sollen, „doch das ließ der Heilige Geist nicht zu“ (16,7); Er schenkte kein Gelingen. Rückblickend bin ich unendlich dankbar, dass die Pläne durch den Geist gestoppt wurden, denn heute kann ich sagen: es waren die falschen.
Gott lenkte die Schritte von Timotheus und Paulus dann in eine andere Richtung: „In der folgenden Nacht hatte Paulus eine Vision. Er sah einen Mann aus Mazedonien im Norden Griechenlands, der ihn bat: „Komm herüber und hilf uns““ (16,9). Paulus sah darin eine klare Führung, dass sie nach Mazedonien gehen sollten: „Wir waren sicher, dass Gott uns rief, auch dort seine Botschaft zu verkünden“ (16,10).
In Philippi wurde Timotheus gewiss Zeuge davon, wie Paulus am ersten Samstag zum Fluss ging, wo einige Frauen sich zum Gebet versammelt hatten (16,13).
Während Paulus von Jesus erzählte, bekehrte sich Lydia, eine wohlhabende Kaufmannsfrau. Sie lud Paulus und seine Begleiter in ihr Haus ein. Es muss eine tolle Erfahrung für beide gewesen sein zu sehen, wie „der Herr ihr das Herz für die Botschaft [öffnete], die Paulus verkündete“ (16,14).
Der späteste Brief, der Paulus zugeschrieben wird, ist der 2. an Timotheus. Bis zu seinem Lebensende war es Paulus wichtig, die nachfolgende Generation zu ermutigen und ihnen einen guten Einstieg zu ermöglichen. Nehmen wir ihn uns darin zum Vorbild!
Gebet
1. Könige 12,26-30
26 Immer mehr aber fürchtete er, Israel könne sich am Ende doch wieder König Rehabeam zuwenden, weil er ein Nachkomme von David war. 27 »Wenn das Volk regelmäßig nach Jerusalem geht«, so dachte er, »und dort im Tempel des HERRN seine Opfer darbringt, dann werden sie auch bald wieder König Rehabeam von Juda als ihren König anerkennen. Ist es aber erst einmal so weit, dann bringen sie mich um.« 28 Darum ließ er zwei goldene Kälber herstellen. Dem Volk erklärte er: »Es ist viel zu umständlich für euch, für jedes Opfer immer nach Jerusalem zu gehen! Seht, ihr Israeliten, hier ist euer Gott, der euch aus Ägypten geführt hat!« 29 Er ließ eine Götzenfigur in Bethel aufstellen, die andere in Dan. 30 Als das eine Kalb nach Dan gebracht wurde, begleiteten die Israeliten es in einer feierlichen Prozession. So brachte Jerobeam das ganze Volk dazu, gegen den Herrn zu sündigen.
Kommentar
Lehre
Wenn wir nicht aus der Geschichte lernen und diese Erkenntnisse an die nächste Generation weitergeben (Psalm 78,5-6), werden sich unsere Fehler wiederholen. Das Buch der Könige dokumentiert die Geschichte von Gottes Volk, damit nachfolgende Generationen daraus lernen.
Aus dem heutigen Abschnitt können wir leider nur Negatives mitnehmen – der Bericht über Jerobeam ist furchterregend. Er hinterließ der nächsten Generation ein schreckliches Erbe.
„[Jerobeam] hielt einen Rat und machte zwei goldene Kälber“ (12,28; LUT). Es bringt nichts, Rat zu suchen, wenn wir die falschen Leute fragen! Die Kapitel berichten über die Sünde von Jerobeams Haus, „die schließlich das Ende seiner Herrschaft und den Tod seiner ganzen Familie zur Folge hatte“ (13,34).
Die zentrale Sünde Jerobeams war, dass er sich Religion und Anbetung so zurechtlegte, wie es ihm passte. Er unterstützte die Götzenanbetung und nicht die Anbetung Gottes (12,28). So schuf Jerobeam sich seine eigene Religion, die seinen Wünschen und Bedürfnissen diente.
Wir beten wohl keine goldenen Kälber an, aber die Gefahr ist heute noch so real wie früher. Wie Papst Franziskus sagte, „Der gefährlichste Götze ist unser eigenes Ich; wenn wir uns selbst auf den Platz Gottes setzen wollen.“
Das war Jerobeams Sünde, und sie hatte Folgen für die nächste Generation. Sein Sohn Ahijas erkrankte und starb (Kapitel 14). Er ignorierte das gute Vorbild der früheren Generation Davids, der mit ungeteiltem Herzen gelebt und an dem Gott Freude gehabt hatte. Stattdessen war er „schlimmer als alle, die vor [ihm] gelebt haben“ (14,9).
Jerobeam mag militärisch, wirtschaftlich und politisch einiges erreicht haben (14,19), trotzdem scheinen diese Erfolge eher unbedeutend. Jesus sagte, „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert?“ (Markus 8,36). Das Wichtigste ist eine enge Beziehung zum lebendigen Gott.
Gebet
Pippa fügt hinzu
Psalm 78,4–6
„Wir wollen diese Wahrheiten unseren Kindern nicht vorenthalten, sondern der nächsten Generation von den wunderbaren Taten des Herrn erzählen, von seiner Macht und den großen Wundern, die er vollbrachte … damit auch die nächste Generation es kenne - die Kinder, die erst noch geboren werden - und es auch an ihre Kinder weitergebe.“
Es ist keine leichte Aufgabe, unseren Glauben an die nächste Generation weiterzugeben. Ich bin so dankbar für die Mitarbeiter, die sich in unserer Gemeinde um die Kinder und Jugendlichen kümmern. Sie gießen ihre Liebe über unsere Kinder und die Kinder hunderter Menschen aus. Jedes Jahr dürfen wir auf unserer großen Familiengemeindefreizeit (Focus) im Sommer zusehen, wie Herzen verwandelt werden. Ich freue mich darüber, was Gott unter der nächsten Generation bewirkt. Und das Potenzial der „Kinder, die erst noch geboren werden“ ist riesig. – Lasst uns für sie beten.
Vers des Tages
Psalm 78,1+4
Höre, mein Volk, auf meine Weisungen… das wollen wir auch unseren Kindern nicht verschweigen. Jede Generation soll von Gottes mächtigen Taten hören
Thought for the Day
Bis zu seinem Lebensende ermutigte Paulus die nachfolgende Generation. Nehmen wir ihn uns darin zum Vorbild!
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“