Wenn du Gottes Wege nicht verstehst
Einführung
John Newton, dessen Leben wir uns gestern betrachtet haben, war ein Ziehvater William Cowpers (1731–1800). Cowper hatte eine tragische Kindheit hinter sich. Seine Mutter starb, als er sechs war, und auch sein Vater starb, als er noch sehr jung war. Er wurde Anwalt, und äußerlich war er ein erfolgreicher Mann, aber er litt unter schweren Depressionen. Als er sich auf eine Stelle in der Verwaltung des House of Lords bewarb, und dazu eine ordentliche Prüfung ablegen musste, beunruhigte ihn die Vorstellung dieser Prüfung derart, dass er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Er litt den Rest seines Lebens unter psychischen Störungen.
Als er in seinen Dreißigern war, ermunterte ihn John Newton, Choräle zu komponieren. Er schrieb eindrucksvoll von den Freuden und Leiden des Alltags. 1774 erlitt er einen schweren Schub seiner psychischen Erkrankung, was letztlich die Heirat mit Mary Unwin verhinderte. Er war am Boden zerstört. Kurz darauf schrieb er in seinem wohl bekanntesten Choral1 (übersetzt):
Gottes Wege sind unergründlich wie Er Seine Wunder tut
Gott ist gut. Gott ist Liebe. Gott liebt dich. Gott offenbart Sich in erster Linie durch Jesus. Das wissen wir alles. Und dann kommst du an Bibelstellen, die sich mit dieser Vorstellung von Gott nicht zu decken scheinen. Und du selbst erlebst manches, was zu diesem Bild nicht recht passen will.
Man kann Gott nicht in eine Schublade stecken. Er ist so viel größer als alles, was du dir jemals vorzustellen vermagst. Manche Abschnitte in der Bibel sind einfach unergründlich. Einmal sagte Jesus, „Du verstehst jetzt nicht, warum ich das tue; eines Tages wirst du es verstehen“ (Johannes 13,7). Manchmal kommt das Verstehen noch zu Lebzeiten, manches aber werden wir erst verstehen, wenn wir von Angesicht zu Angesicht vor Gott stehen.
Wie nun sollen wir damit umgehen, wenn wir Gottes Wege nicht verstehen?
Psalm 74,1 + 9
1 Gott, warum hast du uns für immer verstoßen?
Warum lässt du deinen Zorn an uns aus?
Wir gehören doch zu dir wie Schafe zu ihrem Hirten!
9 Nichts mehr deutet darauf hin,
dass du noch Herr der Lage bist.
Es gibt keinen Propheten mehr –
niemand von uns weiß, wie lange das noch so weitergehen soll.
Kommentar
Sei ehrlich zu Gott
Sicher fragst du dich manchmal auch, warum dir manche Dinge passieren. Hast du dann das Gefühl, als sei Gott gegen dich? Das ist vollkommen normal für Menschen, die Gott nachfolgen. Der Psalm beginnt mit der Frage: „warum hast du uns für immer verstoßen?“ (74,1).
Manchmal scheint es, als wäre Gott stumm und würde nichts unternehmen, um dir zu helfen. Der Psalmist drückt es so aus: „Wir sehen nirgendwo Zeichen dafür, dass du uns retten wirst… niemand kann uns sagen, wie dies alles enden wird“ (74,9).
Wenn du eine solche Situation erlebst, weißt du nie, „wie lange“ es noch dauern wird (74,9; Hfa). Vielleicht würdest du gern wissen, warum es in einem Lebensbereich nicht läuft. Oder du hast den Eindruck, als sei Gott fern. Johannes vom Kreuz (1542-1591) nannte das die „dunkle Nacht der Seele“.
Was kannst du in so einer Zeit tun?
1. Stelle deine Fragen
Der Psalmist redet nicht um den heißen Brei herum. Er schüttet Gott sein Herz aus und stellt die schwierigen Fragen. „Gott, warum hast du uns für immer verstoßen? Warum lässt du deinen Zorn an uns aus? Wir gehören doch zu dir wie die Schafe zum Hirten!“ (71,1; Hfa).
2. Bitte um Antworten
„Erinnere dich daran, dass wir dein Volk sind …an den Berg Zion, den du dir als Wohnsitz erwählt hast… Geh über die Trümmer … Alles haben die Feinde im Tempel verwüstet!“ (74,2-3; Hfa).
Du bist mit solchen Erfahrungen und Gefühlen nicht allein. Einer der großen Segen der Psalmen ist, dass sie in Zeiten unbegreiflicher Not Saiten in deinem Herz anzuschlagen vermögen.
Gebet
Apostelgeschichte 9,34-37 + 40-42 und 10,9-16
34 Petrus sagte zu ihm: »Äneas, Jesus Christus heilt dich. Steh auf und mach dein Bett!« Tatsächlich stand der Gelähmte auf und konnte gehen. 35 Als die Einwohner von Lydda und den umliegenden Orten in der Scharon-Ebene den Geheilten sahen, wandten sie sich Jesus, dem Herrn, zu und glaubten an ihn. 36 In der Stadt Joppe lebte eine Jüngerin von Jesus. Sie hieß Tabita. Der Name bedeutet »Gazelle«. Tabita tat viel Gutes und half den Armen, wo immer sie konnte. 37 Als Petrus in Lydda war, wurde sie plötzlich krank und starb. Man wusch die Tote und bahrte sie im oberen Stockwerk ihres Hauses auf.
40 Doch Petrus schickte sie alle hinaus. Er kniete nieder und betete. Dann wandte er sich der Toten zu und sagte: »Tabita, steh auf!« Sofort öffnete sie die Augen, sah Petrus an und richtete sich auf. 41 Petrus reichte ihr die Hand und half ihr aufzustehen. Dann rief er die Gläubigen und die Witwen herein, die mit eigenen Augen sehen konnten, dass Tabita lebendig vor ihnen stand. 42 Bald wusste ganz Joppe, was geschehen war, und viele fanden zum Glauben an den Herrn.
9 Als sich die Boten am folgenden Tag schon der Stadt Joppe näherten, stieg Petrus auf das flache Dach des Hauses, um dort ungestört zu beten. Es war gerade um die Mittagszeit, 10 und Petrus bekam Hunger und bat um etwas zu essen. Während man seine Mahlzeit zubereitete, hatte er eine Vision: 11 Petrus sah, wie sich der Himmel öffnete und etwas herabkam, das wie ein großes Leinentuch aussah. Es wurde an seinen vier Ecken zusammengehalten und so auf die Erde heruntergelassen. 12 In dem Tuch waren alle möglichen Arten von vierfüßigen Tieren und Kriechtieren, aber auch von Vögeln. Alle diese Tiere sind für Juden unrein und dürfen deshalb nicht gegessen werden. 13 Dann hörte Petrus eine Stimme, die ihn aufforderte: »Petrus, steh auf, schlachte diese Tiere und iss davon!« 14 »Niemals, Herr!«, entgegnete Petrus. »Noch nie in meinem Leben habe ich etwas Unreines oder Verbotenes gegessen.« 15 Da sprach die Stimme ein zweites Mal zu ihm: »Wenn Gott etwas für rein erklärt hat, dann nenne du es nicht unrein.« 16 Dreimal wiederholte sich dieser Vorgang. Gleich darauf wurde das Tuch mit den Tieren darin wieder in den Himmel gehoben.
Kommentar
Sei offen für Gott
Jesus trug Seinen Jüngern auf, die Kranken zu heilen, Tote zum Leben zu erwecken und das Evangelium zu verkünden. Die frühe Kirche tat genau, was Jesus ihr aufgetragen hatte. Wie erstaunt müssen sie über die Resultate gewesen sein. Trotzdem waren sie offen für Seine Führung.
1. Das Geheimnis von Heilung
Sie sahen weiterhin Gottes außergewöhnliche Kraft am Wirken. Petrus sagte zu einem Mann, der seit acht Jahren bettlägerig war, „Jesus Christus heilt dich“ (9,34). Und sofort stand er auf. Da erkannten die Anwesenden, dass Gott lebt und unter ihnen wirkte (9,35).
Aber nicht alle werden geheilt. Warum heilt Gott nicht alle? Ich weiß es nicht. Manchmal kann ich es wirklich nur sehr schwer verstehen, warum Gott den Menschen, für den man so intensiv gebetet hat, nicht geheilt hat. Es ist ein Geheimnis.
2. Das Geheimnis der Totenerweckung
Als nächstes erweckte Petrus Tote zum Leben! Berichte von Totenerweckungen sind selten in der Bibel. Zweimal geschah es im Alten Testament – bei Elija und Elisa. Jesus erweckte drei Menschen zum Leben, Paulus einen und Petrus holte Tabita ins Leben zurück. Den Auftrag dazu finden wir nur einmal (Matthäus 10,8).
In fast allen dieser Fälle handelte es sich um junge Menschen. Keiner von ihnen lebte ewig – aber ihr Leben wurde nicht frühzeitig beendet. Ganz selten greift Gott auf diese Weise ein. Wir wissen nicht, warum. Es ist ein Geheimnis.
Hier nun griff Er ein. Tabita, (griechisch: Dorkas) „die viel Gutes tat und den Armen half, wo sie konnte“ (9,36), erkrankte und starb. Petrus kniete nieder und betete. Sie öffnete ihre Augen, setzte sich auf und Petrus half ihr auf. In der Folge „kamen viele Menschen zum Glauben an den Herrn“ (9,42).
3. Das Geheimnis des Evangeliums
Später erklärte Paulus, „Die Nichtjuden – darin besteht dieses Geheimnis – sind zusammen mit den Juden Erben, bilden zusammen mit ihnen einen Leib und haben zusammen mit ihnen teil an dem, was Gott seinem Volk zugesagt hat. Das alles ist durch Jesus Christus und mit Hilfe des Evangeliums Wirklichkeit geworden“ (Epheser 3,6; NGÜ).
Bis zu diesem Zeitpunkt im Buch Apostelgeschichte waren alle Nachfolger Jesu Juden gewesen. Tatsächlich hielten sie es für unmöglich, dass man Christ werden konnte, ohne vorher Jude gewesen zu sein. Aber Gott hatte eine Überraschung parat. Er bereitete Petrus mit einer Vision darauf vor. In einer Vision sah er, wie der Himmel sich öffnete, und er sollte „verbotene“ und „unreine“ Tiere töten und essen. „Niemals, Herr!“, erklärte Petrus empört (10,14).
Die von Gottes Stimme begleitete Vision forderte Petrus auf, keinen Unterschied zwischen reiner und unreiner Speise zu machen (10,13-15). Petrus erkannte, dass die Vision auch bedeutete, keinen Unterschied zwischen „reinen“ und „unreinen“ Menschen zu machen – also zwischen Juden und Nichtjuden. Morgen werden wir lesen, wie Petrus sagt, „man [darf] keinen Menschen als unheilig oder unrein bezeichnen, ´nur weil er kein Jude ist“ (10,28; NGÜ).
Damals war es ein Geheimnis. „Petrus war ratlos, was dies zu bedeuten hatte“ (10,17). Er erkannte zunächst nicht, woran Gott arbeitete; das verstand er erst später. Gott hatte Pläne, die viel größer waren als ihre eigenen. Die gute Nachricht von Jesus sollte nicht nur den Juden vorbehalten sein – sie richtete sich an alle Menschen auf der Welt. Zum Glück war Petrus offen für Gottes Führung – durch eine Vision und später als der Heilige Geist zu ihm sprach (10,19).
Gebet
2. Samuel 24,10 + 25
10 Doch nun bereute David, was er getan hatte. Er betete zum HERRN: »Meine Schuld ist groß. Bitte, HERR, vergib mir! Wie dumm bin ich gewesen!«
25 Er baute dort einen Altar für den HERRN und brachte auf ihm Brand- und Friedensopfer dar. Der HERR erhörte Davids Gebet und machte der Pest in Israel ein Ende.
Kommentar
Lass dich von Gott verblüffen
Das hier ist einer der unerklärlichsten Abschnitte der ganzen Bibel. Alles schien so gut zu laufen. David war umgeben von guten Leuten und wurde hervorragend unterstützt von seinen drei „berühmtesten Kriegern“ und dem erweiterten Kreis der „30“.
Und trotzdem geschah etwas Furchtbares. Wer brachte David auf den Gedanken, seine „wehrfähigen Männer“ (24,2) zu zählen? In der Parallelstelle im Buch der Chronik erfahren wir hierzu mehr, „Satan erhob sich gegen Israel und brachte David dazu, eine Volkszählung anzuordnen“ (1. Chronik 21,1). Es ist eine von nur drei Stellen im Alten Testament, an der Satan erwähnt wird.
Offenbar wusste David ganz genau, dass, was er tat, falsch war. Es „meldete sich sein Gewissen, und er sagte zum Herrn: „Ich habe eine große Sünde begangen. Vergib mir mein falsches Handeln, Herr.““ (24,10).
Durch den Propheten Gad vor drei Optionen gestellt, entscheidet sich David, „lieber möchte ich in die Hände des Herrn fallen, denn seine Barmherzigkeit ist groß“ (10,14). Er weigerte sich, Gott ein Opfer zu bringen, das ihn nichts kosten sollte (24,24). Als er schließlich ein Opfer gebracht hatte, „erhörte der Herr sein Gebet für das Land und die Plage in Israel hörte auf“ (24,25).
Es bleibt Vieles, das wir nicht verstehen, aber der Abschnitt endet hoffnungsvoll mit einer wiederhergestellten Beziehung.
Gebet
Pippa fügt hinzu
2. Samuel 24
Bin ich die einzige, die die Volkszählung verwirrt?
Vers des Tages
Apostelgeschichte 9,34
Jesus Christus heilt dich.
Thought for the Day
Gott ist gut. Gott ist Liebe. Gott liebt dich.
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Verweise
Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuellen Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)
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Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“