Tag 31

Führen wie Jesus

Weisheit Psalm 18,1–7
Neues Testament Matthäus 21,1–17
Altes Testament Hiob 19,1–21,34

Einführung

Nur wenige Menschen haben das Tagesgeschäft im Management mehr beeinflusst wie Ken Blanchard, den Autor des Buches, Der Minuten Manager, das mehr als 13 Millionen Mal verkauft wurde. Das Buch war dermaßen erfolgreich, dass es ihm schwerfiel, sich allein die Lorbeeren dafür einzuheimsen. Er begann, über Gott nachzudenken und in der Bibel zu lesen. Er wollte wissen, was Jesus getan hatte.

Er war fasziniert, wie Jesus aus zwölf einfachen Männern die erste Führungsriege einer Bewegung hervorbrachte, die bis heute, 2.000 Jahre später, das Weltgeschehen beeinflusst. Ihm wurde klar, dass alles, was er in den zurückliegenden fünfunddreißig Jahren je über Führungsqualitäten gelehrt oder geschrieben hatte, von Jesus in Perfektion vorgelebt worden war – besser als er selbst es jemals hätte beschreiben können.

Jesus ist mehr als ein geistlicher Leiter. In Ihm haben wir ein praktisches und wirkungsvolles Leitervorbild, das für alle Organisationsformen, Menschen und Situationen taugt. Du magst dich selbst als Leiter sehen, aber bei Führung geht es um Einfluss. Du hast Einfluss, deshalb sind wir alle in gewisser Weise Leiter.

Jesus war die herausragendste Führungspersönlichkeit aller Zeiten. In unseren heutigen Abschnitten sehen wir einige Seiner Führungseigenschaften; außerdem die zweier weiterer großartiger Persönlichkeiten der Bibel: David und Hiob.

Weisheit

Psalm 18,1–7

Was für ein Gott!

1 Von David, dem Diener des HERRN.
  Er sang das folgende Danklied,
  nachdem der HERR ihn aus der Gewalt aller Feinde
  und auch aus der Hand von Saul befreit hatte.

2 Ich liebe dich, HERR!
  Du bist meine Kraft!

3 Der HERR ist mein Fels, meine Festung und mein Erretter,
  mein Gott, meine Zuflucht, mein sicherer Ort.
  Er ist mein Schild, mein starker Helfer,
  meine Burg auf unbezwingbarer Höhe.
4 Gepriesen seist du, HERR!
  Wenn ich zu dir um Hilfe rufe,
  dann werde ich vor meinen Feinden gerettet.
5 Ich war schon gefangen in den Fesseln des Todes,
  er drohte mich zu verschlingen wie eine mächtige Woge.
6 Hilflos musste ich zusehen,
  wie die tödliche Falle zuschnappte.
7 In äußerster Bedrängnis schrie ich zum HERRN.
  Ja, zu meinem Gott rief ich um Hilfe.
  Da hörte er mich in seinem Tempel,
  mein Schreien drang durch bis an sein Ohr.

Kommentar

Der Lobpreis eines Leiters

David gehörte zu den größten Anführern in der Geschichte Israels. Darüber hinaus verfasste er einige der wunderschönsten Lobpreislieder, die jemals geschrieben wurden. Viele tausend Jahre später noch haben Davids Psalmen weiterhin einen festen Platz in der Anbetung Gottes.

In diesem Psalm sehen wir, dass Anbetung und Gebet für David das Fundament seines Führungsstils waren. War er in Schwierigkeiten oder blies ihm heftiger Gegenwind ins Gesicht, dann „betete ich zum Herrn und schrie zu meinem Gott um Hilfe“ (18,7). Die Folge war, dass sich die Umstände fast völlig umkehrten: David hatte Erfolg. Das wiederum führte dazu, dass David seinen Dank in Liedern zum Ausdruck brachte.

Egal ob in schwierigen oder erfolgreichen Situationen, eifere Davids Vorbild heute nach und baue dein Leben auf Gebet und Anbetung auf.

Der Ausgangspunkt für Anbetung und Lobpreis ist die Liebe zu Gott, „Ich liebe dich, Herr, durch dich bin ich stark!“ (18,2). Dann bringt David seine Liebe, seinen Lob und Dank im Angesicht seiner Feinde (18,4), von Tod, Zerstörung (18,5-6) und Not (18,7) zum Ausdruck. Wenn er zurückblickt, erkennt er, dass Gott sein Schreien gehört und ihn vor seinen Feinden gerettet hat (18,4-7).

In den letzten Jahren habe ich eine Liste meiner „Hilferufe“ (18,7) in meiner Bible in One Year vermerkt. Unfassbar, in welcher Art und Weise Gott sie beantwortet hat. So viele meiner Gebete (wenn auch noch nicht alle) sind erhört worden. Mir Aufzeichnungen zu machen, hilft mir, nicht zu vergessen, Gott dafür zu danken.

Gebet

Du, Herr, bist meine Stärke. Ich danke Dir für die vielen Male, in denen ich mich in meiner Not an Dich gewandt habe und Du mich erhört hast. In all meinen bevorstehenden Herausforderungen rufe ich Dich um Hilfe an…
Neues Testament

Matthäus 21,1–17

Jesus wird als König empfangen

21 1 ; Jesus war mit seinen Jüngern inzwischen in die Nähe von Jerusalem gekommen. Kurz bevor sie Betfage am Ölberg erreichten, schickte Jesus zwei Jünger 2 mit dem Auftrag voraus: »Geht in das Dorf da vorne! Gleich am Ortseingang werdet ihr eine Eselin mit ihrem Fohlen finden, die dort angebunden sind. Bindet sie los und bringt sie zu mir. 3 Sollte euch jemand fragen, was ihr da tut, dann antwortet: ›Der Herr braucht sie.‹ Man wird sie euch dann ohne Weiteres mitgeben.«

4 Damit sollte sich erfüllen, was Gott durch seinen Propheten angekündigt hatte:

  5 »Sagt den Menschen auf dem Berg Zion:
   ›Euer König kommt zu euch.
   Und doch kommt er nicht stolz daher,
   sondern reitet auf einem Esel,
   ja, auf dem Fohlen einer Eselin.‹«

6 Die beiden Jünger gingen los und führten aus, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. 7 Sie brachten die Tiere zu ihm, legten ihre Mäntel über sie, und Jesus setzte sich darauf. 8 Viele Leute breiteten ihre Kleider als Teppich vor ihm aus, andere rissen Zweige von den Bäumen und legten sie auf den Weg. 9 Vor und hinter ihm drängten sich die Menschen und riefen:

  »Gelobt sei der Sohn Davids,

  ja, gepriesen sei, der im Auftrag des Herrn kommt!

  Gelobt sei Gott hoch im Himmel!«

10 Als er so in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in helle Aufregung. »Wer ist dieser Mann?«, fragten die Leute.

11 »Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa«, riefen die Menschen, die ihn begleiteten.

Jesus jagt die Händler aus dem Tempel

12; Dann ging Jesus in den Tempel, jagte alle Händler und Käufer hinaus, stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer um 13 und rief ihnen zu: »Ihr wisst doch, was Gott in der Heiligen Schrift sagt: ›Mein Haus soll ein Ort des Gebets sein‹, ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus!«

14 Noch während Jesus im Tempel war, kamen Blinde und Gelähmte zu ihm, und er heilte sie. 15 Als die obersten Priester und die Schriftgelehrten seine Wundertaten sahen und die Kinder bemerkten, die auch noch im Tempel riefen: »Gelobt sei der Sohn Davids!«, wurden sie wütend

16 und fragten Jesus: »Hörst du eigentlich, was die Kinder da schreien?«

»Ja, ich höre es«, antwortete Jesus. »Habt ihr denn nie gelesen:

  ›Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge
  lässt du dein Lob erklingen‹?«

17 Damit ließ er sie stehen und ging aus der Stadt nach Betanien, um dort zu übernachten.

Kommentar

Die Eigenschaften eines Leiters

Was bedeutet „führen wie Jesus” ganz praktisch?

1.\tLeite mehr aus deiner Person als aus deiner Position heraus
Wer du bist ist viel wichtiger, als was du mit Blick auf Besitz oder Position tust oder hast. Jesu Autorität beruhte nicht auf einer hohen Stellung in irgendeiner Hierarchie. Sie beruhte darauf, wer Er als Mensch war. Er besaß eine natürliche Autorität. Er war Sich vollkommen sicher, dass ein „der Herr braucht sie“ (21,3) reichen würde. Keine Drohung oder Versprechen waren nötig.

2.\tSei freundlich und bescheiden
„Euer König kommt zu euch. Er ist sanftmütig“ (21,5). Das ist nicht die typische Eigenschaft, die man von einem Leiter erwartet. Und doch war sie für Jesu Führungsstil zentral. Das griechische Wort für „sanftmütig“ bedeutet rücksichtsvoll, bescheiden; also das Gegenteil von aggressiv oder selbstsüchtig.

3.\tVermeide Überheblichkeit und Affektiertheit
Jesus ritt auf einem Esel nach Jerusalem. Was für ein Kontrast zu den vielen weltlichen und religiösen Anführern der Menschheitsgeschichte, die mit Pomp und Gloria und großem Hofstaat reisen. Das Transportmittel Seiner Wahl war ein Zeichen von Demut. Das Gegenteil von Stolz und Überheblichkeit; beides schleicht sich leicht in menschliche Führungsstile ein.

4.\tHab den Mut zur Konfrontation
Manchmal glauben die Leute, Freundlichkeit und Bescheidenheit bedeute, immer nachzugeben. Jesus hatte keine Scheu, die Dinge beim Namen zu nennen. „Jesus ging in den Tempel und fing an, die Händler und jene, die bei ihnen kauften, hinauszutreiben. Er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer um“ (21,12). Einer der schwierigsten Aspekte von Leitung ist zu wissen, wann es Zeit ist, Dinge anzusprechen.

Dinge nicht anzusprechen ist auch eine Entscheidung mit Folgen. Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen sind nie einfach, aber, wenn man es klug angeht, sind sie ein nötiger Teil mutiger Führung.

5.\tStrebe nach geistlicher nicht nach weltlicher Macht
Jesu Vollmacht unterscheidet sich stark von der Macht weltlicher Leiter. „Blinde und Gelähmte kamen zu ihm, und er heilte sie im Tempel“ (21,14). Geistliche Vollmacht ist viel wichtiger als irdische Macht. Man kann sie nicht produzieren. Sie kommt ausschließlich aus einer Gottesbeziehung, wie Jesus sie lebte.

6.\tMache Beten zu deiner höchsten Priorität
Wie wichtig Gebet für Jesus war, sehen wir an Seiner Auseinandersetzung mit den Geldwechslern im Tempel (21,13). Immer wieder lesen wir in den Evangelien, dass Jesus Sich zurückzog (21,17), um mit Gott allein zu sein. Das war Seine Kraftquelle. Wie für David, so war auch für Jesus das Gebet ein zentraler Teil Seines Führungsstils.

Gebet

Herr, bitte hilf mir, wie Jesus mit Autorität, Freundlichkeit und Bescheidenheit, mit Mut und Kraft zu leiten. Möge meine Vollmacht aus meiner persönlichen Beziehung mit Dir kommen.
Altes Testament

Hiob 19,1–21,34

Hiob: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!

1 Da fragte Hiob:

2 »Wie lange wollt ihr mich noch quälen
  und mich mit euren Worten verletzen?
3 Wie oft habt ihr mich schon beleidigt!
  Schämt ihr euch nicht, mir so grausam zuzusetzen?
4 Denn wäre ich wirklich vom richtigen Weg abgeirrt,
  müsste ich allein die Folgen tragen!
5 Wollt ihr euch etwa über mich erheben
  und mir eine Schuld nachweisen?
6 Merkt ihr denn nicht, dass Gott mir unrecht tut
  und mich in seinem Netz gefangen hat?

7 Ich schreie: ›Hilfe!‹, aber niemand hört mich.
  Ich rufe aus Leibeskräften – aber keiner verschafft mir Recht.
8 Gott hat mir den Weg versperrt, ich komme nicht mehr weiter.
  Meinen Pfad hat er in tiefe Dunkelheit gehüllt.
9 Ich war angesehen und geachtet,
  aber er hat meine Krone weggerissen.
10 Zerschmettert hat er mich, bald muss ich gehen;
  meine Hoffnung riss er aus wie einen Baum.
11 Ja, Gottes Zorn ist gegen mich entbrannt,
  er behandelt mich als seinen Feind.
12 Vereint sind seine Truppen gegen mich herangerückt,
  sie haben einen Weg zu mir gebahnt
  und sich rings um mein Zelt aufgestellt.

13 Meine Familie hat Gott mir entfremdet;
  die Freunde wollen nichts mehr von mir wissen.
14 Meine Nachbarn haben sich zurückgezogen,
  alte Bekannte kennen mich nicht mehr.
15 Alle, die in meinem Hause Zuflucht fanden,
  betrachten mich als einen Fremden.
  Meine eigenen Mägde kennen mich nicht mehr!
16 Als ich einen Knecht rufen wollte, gab er keine Antwort.
  Anflehen musste ich ihn!
17 Meine Frau erträgt meinen stinkenden Atem nicht mehr;
  meine eigenen Geschwister ekeln sich vor mir!
18 Sogar Kinder lachen und spotten über mich;
  sobald sie mich sehen, fangen sie an zu tuscheln!
19 Meine engsten Freunde verabscheuen mich jetzt;
  sie, die mir am nächsten standen, lehnen mich ab!
20 Und ich? Ich bin nur noch Haut und Knochen,
  bin mit knapper Not dem Tod entkommen.

21 Barmherzigkeit! Habt Mitleid, meine Freunde!
  Gottes Hand hat mich geschlagen!
22 Warum verfolgt ihr mich, wie Gott es tut?
  Habt ihr mich nicht schon genug gequält?

23-24 Ach, würden doch meine Worte in einer Inschrift festgehalten,
  in Stein gemeißelt und mit Blei noch ausgegossen, lesbar für alle Zeiten!
25 Doch eines weiß ich: Mein Erlöser lebt;
  auf dieser todgeweihten Erde spricht er das letzte Wort!
26 Auch wenn meine Haut in Fetzen an mir hängt
  und mein Leib zerfressen ist, werde ich doch Gott sehen!
27 Ja, ihn werde ich anschauen; mit eigenen Augen werde ich ihn sehen,
  aber nicht als Fremden.
  Danach sehne ich mich von ganzem Herzen!

28 Aber wenn ihr sagt: ›Wir wollen Hiob belauern und etwas finden,
  das seine Schuld beweist!‹,
29 dann fürchtet euch vor dem Schwert,
  vor dem Richterschwert Gottes,
  der eure Schuld im Zorn bestrafen wird!
  Dann werdet ihr erkennen, dass es einen Richter gibt!«

Zofar: Unrecht Gut gedeiht nicht!

1 Nun fiel ihm Zofar aus Naama ins Wort:

2 »Jetzt muss ich dir etwas sagen, Hiob!
  Ich kann nicht länger warten!
3 Dein Gerede beleidigt mich, doch ich bin klug genug,
  dir die passende Antwort zu geben!

4-5 Seit Urzeiten, seit Gott den Menschen auf die Erde setzte,
  gilt dieses eine Gesetz: Die Freude des Gottlosen ist nicht von Dauer;
  sein Glück währt nur für kurze Zeit!
  Weißt du das nicht?
6 Steigt er auch in seinem Stolz bis in den Himmel auf
  und reicht er mit dem Kopf bis an die Wolken,
7 wird er doch für immer vergehen,
  genauso wie sein eigener Kot.
  Wer diesen Menschen kannte, wird sich fragen:
  ›Wo ist er nur geblieben?‹
8-9 Er wird spurlos verschwinden wie ein Traum,
  verfliegen wie ein flüchtiger Gedanke;
  wo er wohnte, wird ihn keiner mehr erblicken.
10 Seine Söhne werden bei den Armen betteln gehen,
  weil er sein Hab und Gut zurückerstatten musste.
11 Noch strotzt er vor Kraft,
  doch bald wird er im Staube liegen.

12-13 Böses tun ist ihm ein Vergnügen, ein Leckerbissen,
  den er sich auf der Zunge zergehen lässt,
  den er lange im Mund behält, um den Geschmack nicht zu verlieren.
14 Doch sobald er ihn verzehrt hat,
  wird der Leckerbissen zu Schlangengift.
15 Das unrechte Gut, das er verschlingt,
  muss er wieder erbrechen, weil Gott ihn dazu zwingt!
16 Was er so gierig in sich aufsaugt,
  stellt sich als Schlangengift heraus;
  ein Biss der Viper bringt ihn um.
17 Er wird nicht im Überfluss leben;
  Ströme von Milch und Honig fließen nicht für ihn.
18 Was er sich mühevoll erworben hat,
  muss er zurückgeben; er darf es nicht genießen,
  an seinem großen Gewinn kann er sich niemals freuen.
19 Denn er unterdrückt und beraubt die Armen;
  Häuser, die er selbst nicht baute, reißt er an sich.

20 Seine Habgier, sie kennt keine Grenzen,
  doch mit seinen Schätzen wird er nicht entkommen!
21 Nichts ist seiner Fressgier je entgangen,
  doch wird sein Wohlstand nur von kurzer Dauer sein.
22 Auf der Höhe seiner Macht wird ihm angst und bange,
  das Unglück trifft ihn mit voller Wucht.
23 Soll er sich doch den Bauch vollschlagen!
  Irgendwann kommt Gottes Zorn auf ihn herab;
  er lässt seine Schläge auf ihn niederregnen.
24 Wenn er dann um sein Leben läuft,
  weil er dem Schwert entkommen will,
  wird ihn einer mit dem Bogen niederstrecken.
25 Der Bogenschütze zielt auf ihn und schießt:
  Ein Pfeil durchbohrt sein Herz und tritt am Rücken wieder aus;
  so stirbt er, voller Angst.
26 Seine angehäuften Schätze hat Gott fürs Unglück aufbewahrt;
  ein Feuer wird sie verzehren,
  das nicht von Menschenhand entzündet wurde.
  Und wer in seinem Zelt noch überlebt,
  dem wird es schlecht ergehen.
27 Der Himmel wird seine ganze Schuld enthüllen
  und die Erde gegen ihn als Zeuge auftreten.
28 Was er im Laufe seines Lebens erworben hat,
  wird in nichts zerrinnen, wenn Gott in seinem Zorn Gericht hält.
29 Wer sich Gott widersetzt, hat dieses Ende verdient.
  Dieses unheilvolle Erbe hat Gott ihm zugedacht.«

Hiob: Wo bleibt denn Gottes Gerechtigkeit?

21 1 Da erwiderte Hiob:

2 »Ach, hört mir doch einmal zu!
  Damit würdet ihr mich trösten!
3 Ertragt mich, wenn ich rede,
  und spottet hinterher weiter, wenn ihr wollt!
4 Ich trage doch meine Klage nicht einem sterblichen Menschen vor,
  darum habe ich allen Grund, ungeduldig zu sein!
5 Seht mich an! Lässt euch dieser Anblick kalt?
  Verschlägt es euch da nicht die Sprache?
6 Ich bin bis ins Innerste aufgewühlt,
  ich zittere am ganzen Leib,
  wenn ich über dieser Frage grüble:
7 Warum bleiben die Gottlosen am Leben,
  werden alt und immer mächtiger?
8 Ihre Kinder wachsen heran,
  und auch ihre Enkel haben sie ständig um sich.
9 Gott hält jedes Unglück von ihren Häusern fern;
  so leben sie in Frieden, ohne Angst.
10 Ihr Stier deckt die Kühe auf der Weide,
  und diese kalben ohne Fehlgeburt.
11 Ihre Kinder spielen draußen; sie springen herum wie die Lämmer,
  die Jüngsten tanzen fröhlich umher.
12 Man singt zu Tamburin und Laute
  und feiert beim Klang der Flöte.
13 Sie verbringen ihre Jahre glücklich und zufrieden
  und sterben einen sanften Tod.
14 Und Gott? ›Lass mich in Ruhe!‹, sagen sie zu ihm.
  ›Ich will von dir nichts wissen
  und nicht den Weg gehen, den du mir zeigst!
15 Wer ist schon Gott, dass ich ihm dienen sollte,
  was bringt es mir, wenn ich zu ihm bete?‹ –
16 Und doch: Ihr Glück liegt nicht in ihrer Hand.
  Von ihren üblen Reden halte ich mich fern! –
17 Wie oft geschieht’s denn, dass ihr Licht verlöscht,
  das Licht der Menschen, die Gott verachten?
  Wie oft holt sie das Unheil ein?
  Wann trifft sie jemals Gottes Zorn?
18 Wann endlich sind sie wie Spreu im Wind,
  wie ein Strohhalm, den der Sturm wegwirbelt?
19 Ihr sagt: ›Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
  Gott straft stattdessen ihre Kinder!‹
  Nein! Sie selbst sollen Gottes Strafe spüren!
20 Mit eigenen Augen sollen Übeltäter ihr Verderben sehen,
  vom Zorn des Allmächtigen bis zur bitteren Neige kosten!
21 Denn was kümmert sie das Schicksal ihrer Kinder,
  wenn ihr eigenes Leben abgelaufen ist?
22 Gott richtet selbst die höchsten Engel.
  Wer unter uns will ihn da noch belehren?
23 Der eine stirbt, noch voll bei Kräften,
  hat sicher und sorglos gelebt.
24 Seine Melkeimer flossen stets über von frischer Milch;
  er selbst war gesund und wohlgenährt.
25 Der andere stirbt einsam und verbittert,
  er hat sein Leben lang nicht eine Spur von Glück gesehen.
26 Nun liegen sie beide unter der Erde,
  werden beide von Würmern zerfressen!
27 Ich weiß genau, was ihr jetzt denkt,
  mit welchen Vorurteilen ihr mir unrecht tut!
28 Ihr sagt: ›Wo ist es geblieben, das Haus des Tyrannen?
  Von der Bleibe der Gottlosen ist nichts mehr zu sehen!‹
29 Doch habt ihr noch nie mit Reisenden gesprochen,
  die weit herumgekommen sind, und noch nie gehört, was sie erzählten:
30 dass der Böse verschont wird,
  wenn Gott in seinem Zorn Gericht hält?
  Er kommt mit heiler Haut davon!
31 Wer sagt ihm ins Gesicht, was er getan hat?
  Wer bestraft ihn, wie er es verdient? Keiner!
32 Nach seinem Tod wird er mit allen Ehren beigesetzt;
  an seinem Grab hält man noch Ehrenwache!
33 Unübersehbar ist sein Leichenzug, der ihn zur letzten Ruh’ geleitet,
  und Heimaterde deckt ihn freundlich zu.
34 Wollt ihr mich mit blankem Schwindel trösten?
  Jede Antwort, die ihr gebt, ist eine glatte Lüge!«

Kommentar

Die Perspektive eines Leiters

Hiobs Freunden erzählen weiter „blanken Schwindel“ und „glatte Lüge“ (21,34; Hfa). „Nutzlosen Trost“ spenden sie Hiob (NLB).

Auf der anderen Seite sehen wir auch Hiobs sehr reales Ringen in seinem Leid. Anders als seine Freunde erkennt er, wie komplex die Welt ist. In diesem Leben gibt es viel Ungerechtigkeit. Und er ruft aus, „Warum bleiben die Bösen am Leben und warum werden sie alt und mächtig? … Sie verbringen ihre Tage im Glück und sterben in Frieden“ (21,7.13).

Wundere dich nicht über Menschen, die Gott vollkommen ablehnen; die sagen: „Bleib weg von uns. Wir wollen von deinen Wegen nichts wissen. Wer ist schon der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten? Was nützt es uns, wenn wir zu ihm beten?“ (21,14-15). Und doch scheinen sie in Wohlstand und Frieden zu leben.

An keiner Stelle heißt es in der Bibel, dass die „Bösen“ in diesem Leben Gerechtigkeit erfahren werden. Manchmal tun sie es, ein andermal scheinen sie mit allem davonzukommen. Sei also nicht überrascht, wenn „die Bösen“ ihre Tage in Wohlstand und Frieden verbringen. Ebenso wenig sei davon überrascht, Unschuldige leiden zu sehen. Gott scheint beides in diesem Leben zuzulassen. (Das heißt keinesfalls, dass wir jemals Unrecht oder Leid Unschuldiger einfach hinnehmen sollen; wir sollen alles in unserer Macht stehende dagegen unternehmen.)

Aber das Leben hier ist nicht das Ende. Gott hat die ganze Ewigkeit, um die Dinge in Ordnung zu bringen. In für das Alte Testament einzigartiger Weise bekommt Hiob einen kleinen Blick auf unsere zukünftige Hoffnung:

„Und doch weiß ich, dass mein Erlöser lebt und auf dieser Erde das letzte Wort haben wird. Mag meine Haut noch so zerfetzt und von meinem Fleisch wenig übrig sein, werde ich Gott doch sehen“ (19,25-26).

Hiobs Einblicke sind eine Vorausschau auf das Neue Testament, auf unsere Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben. Ein gottesfürchtiger Leiter hat Ewigkeitsperspektive, die dem christlichen Führungsstil eine ganz andere Dimension verleiht.

Stell dir vor, du erwartest hochrangigen Besuch. Wahrscheinlich würdest dich wahrscheinlich gut darauf vorbereiten. Du würdest dich darauf vorbereiten. Du würdest dafür sorgen, dass die anderen in deinem Haushalt vorbereitet sind. Und du würdest sicherstellen, dass das Haus selbst fertig ist, tipp topp in Schuss.

Ein christlicher Leiter hat Ewigkeitsperspektive und die Hoffnung, dass „mein Erlöser lebt und auf dieser Erde das letzte Wort haben wird“ (19,25). Konzentriere dich darauf, dich, andere (Evangelisation, Jüngerschaft und Seelsorge) und das Haus vorzubereiten (Wiederbelebung der Kirche und die Umwandlung der Gesellschaft). Und das bezieht sich nicht allein auf Leiter in Gemeinden. Gläubige Leiter in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft sollten diese drei Dimensionen in ihrem Denken, ihren Entscheidungen und Handlungen verankert haben.

Diese Perspektive soll darüber hinaus deine Einstellung zu deinen Plänen und Zielen verändern. Wenn sich Dinge wegen der Ungerechtigkeit einzelner Personen oder Organisationen nicht wie erhofft entwickeln, kannst du trotzdem darauf vertrauen, dass eines Tages Gerechtigkeit herrschen wird.

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass ich Gott eines Tages „mit meinen eigenen Augen [sehen] werde“ (19,27). Hilf mir jeden Tag mit dieser Perspektive zu leben. Hilf mir, Jesus immer ähnlicher zu werden und immer mehr wie Er zu leiten.

Pippa fügt hinzu

Hiob sagt in 19,25, „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Die Zeile wird in Händels Messias gesungen. Das Stück wurde an der Beerdigung meines Vaters gespielt. Es ist so unglaublich schön und bewegend.

Händel hat diese vollmächtigen Worte wunderbar vertont. Seit der Uraufführung 1742 hat es Millionen von Menschen Trost und Glauben geschenkt.

Vers des Tages

Hiob 19,25

Und doch weiß ich, dass mein Erlöser lebt und auf dieser Erde das letzte Wort haben wird.

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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