Tag 26

Warum lässt Gott Leid zu?

Weisheit Psalm 16,1–11
Neues Testament Matthäus 18,10–35
Altes Testament Hiob 1,1–3,26

Einführung

Ein einjähriger Junge bricht sich bei einem Treppensturz das Rückgrat und verbringt den Großteil seiner Kindheit und Jugend in Krankenhäusern. Gavin Read, der ehemalige Bischof von Maidstone, interviewte ihn in der Gemeinde. „Gott ist gerecht“, bemerkt der Junge. Gavin unterbricht ihn und fragt, wie alt er sei. „Siebzehn“, erwidert der Junge. „Und wie viele Jahre davon hast du bisher im Krankenhaus verbracht?“, fragt Gavin weiter. „Dreizehn“, antwortet der Junge. „Und das findest du gerecht?“, wird er weiter gefragt. Der Junge erwidert, „Gott hat die ganze Ewigkeit, es wieder gut zu machen.”

Wir leben heute in einer Welt sofortiger Befriedigung, in der die Ewigkeitsperspektive fast völlig verloren gegangen ist. Das Neue Testament ist voller wunderbarer Verheißungen für die Zukunft: die ganze Schöpfung wird neu gemacht werden. Jesus wird zurückkommen und „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ erschaffen (Offenbarung 21,1). Es wird keine Tränen mehr geben, denn es wird weder Schmerz noch Leiden geben. Statt unserer zerbrechlichen, sterblichen Körper bekommen wir einen Auferstehungsleib, wie Jesus ihn hat.

Leid gehört nicht zu Gottes ursprünglicher Schöpfungsordnung (siehe 1. Mose 1-2). Vor dem Aufbegehren gegen Gott gab es kein Leid. Und es wird kein Leid mehr geben, wenn Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde macht (Offenbarung 21,3-4). Leid ist ein Fremdkörper in der von Gott erschaffenen Welt.

Das ist selbstverständlich keine vollständige Antwort auf die Frage, „Warum lässt Gott Leid zu?“ Wie wir bereits gestern gesehen haben, gibt es weder eine einfache noch eine vollständige Antwort auf diese Frage, aber die Textabschnitte von heute schenken uns weitere Erkenntnisse zum Thema.

Weisheit

Psalm 16,1–11

Du bist mein ganzes Glück!

1 Ein Lied von David. Beschütze mich, Gott,
  denn bei dir suche ich Zuflucht!

2 Ich bekenne: Du bist mein Herr
  und mein ganzes Glück!
3 Darum freue ich mich über alle, die zu dir gehören.
  Sie bedeuten mir mehr als alle anderen in diesem Land!
4 Wer sich aber von dem lebendigen Gott abwendet
  und anderen Göttern nachläuft,
  der kommt aus dem Kummer nicht mehr heraus.
  Diesen Göttern will ich kein Opfer bringen,
  nicht einmal ihre Namen nehme ich in den Mund.

5 Du, HERR, bist alles, was ich habe;
  du gibst mir, was ich zum Leben brauche.
  In deiner Hand liegt meine Zukunft.
6 Ich darf ein wunderbares Erbe von dir empfangen,
  ja, was du mir zuteilst, gefällt mir.
7 Ich preise den HERRN, denn er gibt mir guten Rat.
  Selbst nachts erinnert mich mein Gewissen an das, was er sagt.
8 Ich sehe immer auf den HERRN.
  Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle.

9 Darüber freue ich mich von ganzem Herzen,
  alles in mir bricht in Jubel aus.
  Bei dir, HERR, bin ich in Sicherheit.
10 Denn du wirst mich nicht dem Totenreich überlassen
  und mich nicht der Verwesung preisgeben, ich gehöre ja zu dir.
11 Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt.
  Du beschenkst mich mit Freude,
  denn du bist bei mir;
  aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück.

Kommentar

Leid in diesem Leben mit Blick auf die Ewigkeit sehen

Unser heutiger Psalm ist einer der wenigen Texte im Alten Testament, der von der Hoffnung auf eine Ewigkeit in Gottes Gegenwart spricht. David schreibt, „Denn du wirst deinen Heiligen nicht im Grab verwesen lassen und wirst nicht dulden, dass dein Gottesfürchtiger im Grab verwest. Du wirst mir den Weg zum Leben zeigen und mir die Freude deiner Gegenwart schenken. Aus deiner Hand kommt mir ewiges Glück“ (16,10-11).

Das ist unsere Hoffnung. Diese Verse zeigen, dass Jesu Auferstehung in den alten Schriften vorausgesagt wurde (Apostelgeschichte 2,25-28). Das Leben hier ist nicht das Ende. Du darfst dich auf eine Ewigkeit in Gottes Gegenwart freuen, auf ewiges Glück und Freude. Paulus schreibt, „Ich bin aber davon überzeugt, dass unsere jetzigen Leiden bedeutungslos sind im Vergleich zu der Herrlichkeit, die er uns später schenken wird“ (Römer 8,18).

Gebet

Herr, danke, dass ich mich in Christus auf einen Auferstehungsleib und die Ewigkeit in Gottes Gegenwart freuen darf, wo Freude und Glück für immer sein werden.
Neues Testament

Matthäus 18,10–35

Jesus sucht Verlorene

10-11 »Hütet euch davor, hochmütig auf die herabzusehen, die euch klein und unbedeutend erscheinen. Denn ich sage euch: Ihre Engel haben immer Zugang zu meinem Vater im Himmel.

12 Was meint ihr: Wenn ein Mann hundert Schafe hat und sich eins davon verläuft, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig auf ihrer Weide in den Bergen zurück, um das verirrte Schaf zu suchen? 13 Und ich versichere euch: Wenn er es dann findet, freut er sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verlaufen hatten. 14 Ebenso will euer Vater im Himmel nicht, dass auch nur einer, und sei es der Geringste, verloren geht.«

Einander ermahnen

15 »Wenn dein Bruder oder deine Schwester Schuld auf sich geladen hat, dann geh zu dieser Person hin und stell sie unter vier Augen zur Rede. Wenn sie auf dich hört, hast du deinen Bruder oder deine Schwester zurückgewonnen. 16 Will sie davon nichts wissen, nimm einen oder zwei andere mit, denn durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen soll jede Sache entschieden werden. 17 Wenn dein Bruder oder deine Schwester auch dann nicht hören will, bring den Fall vor die Gemeinde. Nimmt die betreffende Person selbst das Urteil der Gemeinde nicht an, dann behandle sie wie einen Gottlosen oder Betrüger.

18 Ich versichere euch: Was ihr auf der Erde binden werdet, das soll auch im Himmel gebunden sein. Und was ihr auf der Erde lösen werdet, das soll auch im Himmel gelöst sein.

19 Aber auch das sage ich euch: Wenn zwei von euch hier auf der Erde meinen Vater im Himmel um etwas bitten wollen und sich darin einig sind, dann wird er es ihnen geben. 20 Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich in ihrer Mitte.«

Das Gleichnis vom unbarmherzigen Schuldner

21 Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte ihn: »Herr, wie oft muss ich meinem Bruder oder meiner Schwester vergeben, wenn sie mir Unrecht tun? Ist siebenmal genug?«

22 »Nein«, antwortete ihm Jesus. »Nicht nur siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.

23 Denn mit Gottes himmlischem Reich ist es wie mit einem König, der mit seinen Verwaltern abrechnen wollte. 24 Als Erstes wurde ein Mann vor den König gebracht, der ihm einen Millionenbetrag schuldete. 25 Aber er konnte diese Schuld nicht bezahlen. Deshalb wollte der König ihn, seine Frau, seine Kinder und seinen gesamten Besitz verkaufen lassen, um wenigstens einen Teil seines Geldes zurückzubekommen.

26 Doch der Mann fiel vor dem König nieder und flehte ihn an: ›Herr, hab noch etwas Geduld! Ich will ja alles bezahlen.‹ 27 Da hatte der König Mitleid. Er gab ihn frei und erließ ihm seine Schulden.

28 Kaum war der Mann frei, da traf er einen anderen Verwalter, der ihm einen vergleichsweise kleinen Betrag schuldete. Er packte ihn, würgte ihn und schrie: ›Bezahl jetzt endlich deine Schulden!‹

29 Da fiel der andere vor ihm nieder und bettelte: ›Hab noch etwas Geduld! Ich will ja alles bezahlen.‹

30 Aber der Verwalter wollte nichts davon wissen und ließ ihn ins Gefängnis werfen. Er sollte erst dann wieder freigelassen werden, wenn er alles bezahlt hätte. 31 Als nun die anderen Verwalter sahen, was sich da ereignet hatte, waren sie empört. Sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles.

32 Da ließ der König den Verwalter zu sich kommen und sagte: ›Was bist du doch für ein boshafter Mensch! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich darum gebeten hast. 33 Hättest du da nicht auch mit meinem anderen Verwalter Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir?‹ 34 Zornig übergab der Herr ihn den Folterknechten. Sie sollten ihn erst dann wieder freilassen, wenn er alle seine Schulden zurückgezahlt hätte.

35 Auf die gleiche Art wird mein Vater im Himmel jeden von euch behandeln, der seinem Bruder oder seiner Schwester nicht von ganzem Herzen vergibt.«

Kommentar

Wie menschliche Freiheit und Leid zusammenhängen

Gott liebt dich. Liebe ist keine Liebe, wenn sie erzwungen ist. Es ist nur Liebe, wo man die Wahl hat. Gott stellt den Menschen frei, zu lieben oder nicht zu lieben. Viel Leid entsteht dort, wo wir uns dagegen entscheiden, Gott und andere Menschen zu lieben: „Die sich aber vor einem anderen Gott niederwerfen, bereiten sich selbst zahlreiche Schmerzen“ (16,4; GNB).

Jesus weist einen direkten Zusammenhang zwischen Sünde und Leid jedoch ausdrücklich zurück (Johannes 9,1-3). Auch Naturkatastrophen sind nicht zwangsläufig eine Strafe Gottes (Lukas 13,1-5). Manches Leid allerdings ist die direkte Folge entweder unserer eigenen Sünde oder der Sünde von anderen. Betrachten wir uns drei Beispiele:

1.\tWeglaufen
Jesus spricht von einem Schaf, das sich von der Herde entfernt, das wegläuft (18,12).

Wenn wir uns aus dem Schutz des Hirten entfernen, machen wir uns verletzlich. Gott aber wird nie aufhören, nach uns zu suchen, weil Er nicht möchte, „dass auch nur eines von diesen Kindern verloren geht“ (18,14).

2.\tDie Sünde der anderen
Jesus sagt, „wenn dir ein Bruder Unrecht getan hat…“ (18,15). So viel Leid in der Welt ist die Folge von der Sünde anderer Menschen – weltweit, in Gemeinschaften und auf persönlicher Ebene. In diesem Abschnitt skizziert Jesus einen Weg für Versöhnung.

Er fordert Seine Jünger zu grenzenloser Vergebung auf. Er sagt, wenn uns jemand Unrecht tut, sollen wir ihm vergeben – nicht nur sieben Mal, sondern „siebzig mal sieben Mal“ (18,21-22).

Vergeben ist nicht leicht. Das Kreuz erinnert uns an ihren Preis und wie weh sie tut. Vergebung heißt nicht gutzuheißen, was der andere getan hat; auch nicht, dass man es entschuldigt, leugnet oder so tut, als wäre man nicht verletzt worden. Vielmehr weißt du sehr wohl, was der andere getan hat, und du vergibst trotzdem. Lege alle Bösartigkeit und Rachegelüste in deinen privaten Beziehungen ab und sei barmherzig und gnädig zu der Person, die dich Unrecht verletzt hat.

3.\tUnversöhnlichkeit
Vergebung kann unheimlich schwer sein. C.S. Lewis schrieb, „Jedermann hält Vergebung für einen schönen Gedanken - bis er selbst einem anderen vergeben soll.“

Im letzten Gleichnis sehen wir wie zerstörerisch Unversöhnlichkeit ist. Der Unwille des ersten Dieners, eine relativ kleine Schuld zu erlassen, nämlich etwa dreieinhalb Monatslöhne im Vergleich zu 160.000 durchschnittlichen Jahreslöhnen, zerstört das Verhältnis zu seinen Kollegen und führt sogar dazu, dass ein Diener ins Gefängnis geworfen wird. Unversöhnlichkeit macht so viele Beziehungen kaputt. Einer geht auf den anderen los, der ihrer Meinung nach das Unrecht begangen hat. Die Folge sind gescheiterte Ehen, kaputte Beziehungen oder Streit zwischen Gemeinschaften (von kommunaler bis globaler Ebene).

Vergebung kann man sich nicht verdienen; Jesus hat sie für uns am Kreuz erworben. Deine Bereitschaft zu vergeben, ist der Beweis dafür, dass du Gottes Vergebung verstanden hast. Uns allen hat Gott schon so viel vergeben, dass wir immer weiter die vergleichsweise kleinen Vergehen gegen uns vergeben müssen.

Ich persönlich bin Gott sehr dankbar, dass Er kein Limit festgelegt hat, wie oft Er bereit ist, mir zu vergeben. Bei anderen bin ich jedoch geneigt zu denken, „Ich vergebe ihnen gerne ein-, zweimal. Aber wenn sie dann immer noch so weitermachen, kann niemand von mir erwartet, dass ich ihnen weiterhin vergebe.“

Pflege in deinem Herzen dieselbe Haltung anderen Menschen gegenüber, wie Gott sie dir gegenüber hat.

Gebet

Herr, ich danke Dir, dass Du die Freiheit geschenkt hast zu lieben, den Verlorenen nachzugehen und barmherzig zu sein. Bitte hilf mir, dass ich anderen kein Leid zufüge, sondern mein Leben gebe, um dem Beispiel Jesu zu folgen – damit Leid gelindert wird.
Altes Testament

Hiob 1,1–3,26

Hiobs Frömmigkeit

1 1 Im Land Uz lebte ein Mann namens Hiob, der rechtschaffen und aufrichtig war. Weil er Ehrfurcht vor Gott hatte, hütete er sich davor, Böses zu tun. 2 Er hatte eine große Familie mit sieben Söhnen und drei Töchtern 3 und besaß riesige Viehherden: 7000 Schafe und Ziegen, 3000 Kamele, 500 Rindergespanne und 500 Esel, dazu sehr viele Hirten und Mägde. Hiob war der reichste und angesehenste von allen Herdenbesitzern im Osten.

4 Jahr für Jahr feierten seine Söhne reihum in ihren Häusern Feste, zu denen sie auch ihre Schwestern einluden. 5 Immer wenn die Festtage vorbei waren, ließ Hiob seine Kinder zu sich kommen, um sich mit ihnen auf ein Opfer vorzubereiten. Schon früh am Morgen stand er auf und brachte Gott viele Brandopfer dar, für jedes Kind eins. Das tat Hiob jedes Mal, denn er dachte: »Vielleicht haben sie sich schuldig gemacht und Gott insgeheim verflucht.«

Eine schwere Prüfung für Hiob

6 Eines Tages versammelten sich die Gottessöhne im Himmel und traten vor den HERRN, unter ihnen auch der Satan. 7 »Woher kommst du?«, fragte ihn der HERR.

»Ich habe die Erde durchstreift«, gab dieser zur Antwort.

8 Der HERR erwiderte: »Dann ist dir sicher auch mein Diener Hiob aufgefallen. Ich kenne keinen Zweiten auf der Erde, der so rechtschaffen und aufrichtig ist wie er, der mich achtet und sich nichts zuschulden kommen lässt.«

9 »Überrascht dich das?«, fragte der Satan. »Er tut’s doch nicht umsonst! 10 Du hast ihn, seine Familie und seinen ganzen Besitz stets bewahrt. Seine Arbeit war erfolgreich, und seine Herden haben sich gewaltig vermehrt. 11 Aber – versuch es doch einmal und lass ihn Hab und Gut verlieren, dann wird er dich ganz sicher vor allen Leuten verfluchen.«

12 »Gut«, sagte der HERR, »mach mit seinem Besitz, was du willst, nur ihn selbst taste nicht an!«

So verließ der Satan die Gegenwart des HERRN.

13 Eines Tages feierten Hiobs Kinder wieder einmal im Haus ihres ältesten Bruders. 14 Da kam ein Bote zu Hiob und meldete: »Wir pflügten gerade mit den Rindern, die Esel weideten nebenan, 15 da überfiel uns eine Räuberbande aus der Gegend von Saba und jagte uns die Tiere ab. Alle Hirten haben sie umgebracht, nur ich konnte entkommen, um es dir zu melden.«

16 Im selben Moment stürzte schon ein anderer Bote herein: »Ein Unwetter hat deine Schaf- und Ziegenherden mitsamt den Hirten vernichtet, nur ich habe es überlebt, und jetzt bin ich hier, um es dir zu berichten.«

17 Kaum hatte er ausgeredet, als schon der nächste Bote atemlos meldete: »Nomaden aus Babylonien haben unsere Kamelherden von drei Seiten überfallen und weggetrieben. Alle Hirten haben sie umgebracht, ich bin der einzige Überlebende!«

18 Im nächsten Augenblick kam wieder ein Bote an: »Hiob«, rief er, »deine Kinder feierten gerade, 19 als ein Wirbelsturm aus der Wüste das Haus deines ältesten Sohnes erfasste und einstürzen ließ. Alle deine Kinder liegen unter den Trümmern begraben! Sie sind tot! Ich habe als Einziger dieses Unglück überlebt.«

20 Da stand Hiob auf, zerriss sein Obergewand und schor sich den Kopf. Dann fiel er zu Boden und betete:

21 »Nackt bin ich zur Welt gekommen,
  und nackt verlasse ich sie wieder.
HERR, du hast mir alles gegeben, du hast mir alles genommen,
  dich will ich preisen!«

22 Obwohl dieses Leid über ihn hereinbrach, versündigte Hiob sich nicht. Kein böses Wort gegen Gott kam über seine Lippen.

Hiobs Krankheit

2 1 Wieder einmal versammelten sich die Gottessöhne und traten vor den HERRN, unter ihnen auch der Satan. 2 »Woher kommst du?«, fragte ihn der HERR.

»Ich habe wieder die Erde durchstreift«, gab der Satan zur Antwort.

3 »Dann ist dir sicher auch mein Diener Hiob aufgefallen«, sagte der HERR. »Ich kenne keinen Zweiten auf der Erde, der so rechtschaffen und aufrichtig ist wie er, der mich achtet und sich nichts zuschulden kommen lässt. Immer noch vertraut er mir, obwohl du mich dazu verleitet hast, ihn ohne Grund ins Unglück zu stürzen.«

4 Der Satan erwiderte bloß: »Kein Wunder! Er selbst ist doch noch mit heiler Haut davongekommen. Ein Mensch gibt alles her, was er besitzt, wenn er damit sein eigenes Leben retten kann. 5 Greif nur seinen Körper und seine Gesundheit an, ganz sicher wird er dich dann vor allen Leuten verfluchen!«

6 Der HERR entgegnete: »Ich erlaube es dir! Greif seine Gesundheit an, doch lass ihn am Leben!«

7 Da ging der Satan weg vom HERRN und schlug zu: Eitrige Geschwüre brachen an Hiobs Körper aus, von Kopf bis Fuß. 8 Voll Trauer setzte Hiob sich in einen Aschehaufen, suchte eine Tonscherbe heraus und begann sich damit zu kratzen.

9 »Na, immer noch fromm?«, wollte seine Frau wissen. »Verfluch doch deinen Gott und stirb!«

10 Aber Hiob sagte nur: »Was du sagst, ist gottlos und dumm! Das Gute haben wir von Gott angenommen, sollten wir dann nicht auch das Unheil annehmen?«

Selbst jetzt kam kein böses Wort gegen Gott über Hiobs Lippen.

Die drei Freunde von Hiob

11 Hiob hatte drei Freunde: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Als sie von dem Unglück hörten, das über ihn hereingebrochen war, vereinbarten sie, Hiob zu besuchen. Sie wollten ihm ihr Mitgefühl zeigen und ihn trösten. 12 Schon von weitem sahen sie ihn, aber sie erkannten ihn kaum wieder. Da brachen sie in Tränen aus, sie zerrissen ihre Kleider, schleuderten Staub in die Luft und streuten ihn sich auf den Kopf. 13 Dann setzten sie sich zu Hiob auf den Boden. Sieben Tage und sieben Nächte saßen sie da, ohne ein Wort zu sagen, denn sie spürten, wie tief Hiobs Schmerz war.

Warum muss ich noch leben?

3 1 Dann erst begann Hiob zu sprechen. Er verfluchte den Tag seiner Geburt 2 und sagte:

3 »Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren wurde,
  und auch die Nacht, in der man sagte: ›Es ist ein Junge!‹.
4 Jener Tag versinke in tiefer Finsternis
  – kein Licht soll ihn erhellen!
  Selbst Gott da oben vergesse ihn!
5 Ja, der Tod soll ihn holen – diesen Tag!
  Ich wünschte, dass sich dunkle Wolken auf ihn legten
  und die Finsternis sein Licht erstickte!
6 Für immer soll sie dunkel bleiben – die Nacht meiner Geburt!
  Ausgelöscht sei sie aus dem Jahreskreis,
  nie wieder erscheine sie auf dem Kalender!
7 Stumm und öde soll sie sein, eine Nacht,
  in der sich keiner mehr freut!
8 Verfluchen sollen sie die Zauberer,
  die Tag und Nacht verwünschen können
  und die den Leviatan, dieses Ungeheuer, wecken!
9 Jene Nacht soll finster bleiben, ohne alle Sternenpracht!
  Vergeblich warte sie aufs Sonnenlicht,
  die Strahlen des Morgenrots sehe sie nicht!
10 Denn sie ließ zu, dass meine Mutter mich empfing,
  die Mühen des Lebens hat sie mir nicht erspart.

11 Warum bin ich nicht bei der Geburt gestorben,
  als ich aus dem Leib meiner Mutter kam?
12 Wozu hat sie mich auf den Knien gewiegt
  und an ihrer Brust gestillt?
13 Wenn ich tot wäre, dann läge ich jetzt ungestört,
  hätte Ruhe und würde schlafen,
14 so wie die Könige und ihre Berater,
  die sich hier prachtvolle Paläste bauten – längst zu Ruinen zerfallen –,
15 und wie die Herrscher, die Gold und Silber besaßen
  und ihre Häuser damit füllten.
16 Warum wurde ich nicht wie eine Fehlgeburt verscharrt,
  wie Totgeborene, die nie das Tageslicht sahen?
17 Bei den Toten können die Gottlosen nichts mehr anrichten,
  und ihre Opfer haben endlich Ruhe.
18 Auch die Gefangenen lässt man dort in Frieden;
  sie hören nicht mehr das Geschrei des Aufsehers.
19 Ob groß oder klein: Dort sind alle gleich,
  und der Sklave ist seinen Herrn los.

20 Warum nur lässt Gott die Menschen leben?
  Sie mühen sich ab, sind verbittert und ohne Hoffnung.
21 Sie sehnen sich den Tod herbei – aber er kommt nicht!
  Sie suchen ihn mehr als verborgene Schätze,
22 und erst wenn sie endlich im Grab ruhen,
  empfinden sie die größte Freude!
23 Warum muss ich noch leben?
  Gott hat mich eingepfercht; ich sehe nur noch Dunkelheit!
24 Schmerzensschreie sind mein tägliches Brot,
  und das Stöhnen bricht aus mir heraus.
25 Meine schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen,
  und wovor mir immer graute – das ist jetzt da!
26 Ohne Ruhe und Frieden lebe ich dahin,
  getrieben von endloser Qual!«

Kommentar

Beantworte Leid immer mit Mitgefühl

Das ganze Buch Hiob handelt vom Leiden. Es geht hauptsächlich um die Frage, „Wie sollen wir auf Leid reagieren?“.

Möglicherweise erahnen wir auch, wo das Leid seinen Ursprung hat. Als die Engel vor Gott erschienen, „kam mit ihnen auch der Satan“ (1,6). Er war „auf der ganzen Erde herumgezogen“ (1,7). Es ist eindeutig das Ziel des Teufels, so viel Leid wie nur möglich zu verursachen.

Bei Satan scheint es sich um einen gefallenen Engel zu handeln. Gott hatte offenbar, bevor er die Menschen schuf, andere freie, einfallsreiche und intelligente Wesen erschaffen; und offenbar war es zu einem Aufstand in diesem geistlichen Reich gekommen, noch bevor es Menschen überhaupt gab.

Viel Leid lässt sich durch die Tatsache erklären, dass wir in einer gefallenen Welt leben: in einer Welt, in der die ganze Schöpfung nicht nur von den Sünden der Menschen, sondern auch von Satans Sünde betroffen ist. Die Schlange gab es schon, bevor Adam und Eva sündigten. Infolge des so genannten „Sündenfalls“ kamen „Dornen und Disteln“ in die Welt (1. Mose 3,18). Seither ist alles „der Vergänglichkeit unterworfen“ (Römer 8,20) oder wie es in der Gute Nachricht Bibel heißt, „der Sinnlosigkeit“. „Natur“-Katastrophen sind eine der Folgen davon, dass die Schöpfung in Unordnung geraten ist.

Satan wurde gestattet, einem rechtschaffenen, aufrichtigen und gottesfürchtigen Mann, der sich von allem Bösen fernhielt, mehrere schwere Schicksalsschläge zuzufügen (1,1). So erlitt Hiob große finanzielle und materielle Verluste (1,13-17), familiäre (1,18-19) und gesundheitliche Schicksalsschläge (2,1-10), und schließlich verlor er auch die Unterstützung seiner Freunde.

Wenn uns unerklärlichem Leid widerfährt, ist es einfach, Gott die Schuld dafür zu geben. Obwohl Hiob nicht wusste, warum er leiden musste, hörte er nicht auf, Gott auch in seinem Leid zu vertrauen und Ihn anzubeten, wie er es in erfolgreichen und glücklichen Tagen getan hatte (1,21; 2,10). Voller Bewunderung berichtet der Verfasser, „Trotz aller Schmerzen versündigte Hiob sich nicht. Er sagte kein Wort gegen Gott“ (2,10b; GNB). Er blieb auch unter schwierigsten Umständen treu.

Anfangs reagieren Hiobs Freunde richtig: „Keiner sagte ein Wort zu ihm, denn sie sahen, dass sein Leid zu groß war für Worte“ (2,13). Im Angesicht großen Leids sind Erklärungsversuche eher kontraproduktiv. Gewöhnlich ist das Beste, was du in so einer Situation tun kannst, den Freund in den Arm zu nehmen und mit „den Weinenden zu weinen“ (Römer 8,15; LUT); dich soweit möglich mit seinem Leid zu eins zu machen.

Am Ende schenkte Gott Hiob seinen Wohlstand wieder; Er gab ihm alles in doppeltem Maß zurück. Wir wissen heute, dass Gott durch Jesus die ganze Ewigkeit hat, alles Leid und Unrecht in unserem Leben wieder gut zu machen.

Gebet

Herr, bitte hilf mir im Angesicht von Leid, Mitgefühl zu zeigen und mit den Weinenden zu weinen.

Pippa fügt hinzu

Psalm 16,7

„Sogar in der Nacht werde ich an seinen Rat erinnert.“

Mir geht nachts Vieles durch den Kopf – meistens sind es Sorgen. Indem wir sie in Gebete umwandeln, kann Gott zu uns reden, uns sagen, was wir tun sollen; dann kann auch der Körper „sicher ruhen“ (16,9).

Vers des Tages

Matthäus 18,20

„…wo zwei oder drei zusammenkommen, die zu mir gehören, bin ich mitten unter ihnen.“

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Verweise

Diesen Texten liegt die englisch-sprachige Bible in one Year („BIOY“) von Nicki und Pippa Gumbel, London, England zugrunde, in der aktuelle Fassung von 2021.
Quellenangaben für Zitate im Text wurden dem englischen Original entnommen.
BIOY ist Teil von Alpha International. Alpha International ist eine Organisation („registered Charity“) in England und Wales (no. 1086179) und in Schottalnd(no. SC042906) und eine Gesellschaft privaten Rechts „by guarantee“ und registriert in England & Wales (no. 4157379). Der Hauptsitz ist „HTB Brompton Road SW7 1 JA London, England. © Copyright Alpha International 2021

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde erstellt von: Dipl. Übersetzerin Wibke Kiontke, Allgemein ermächtigte Übersetzerin EN/DE, Certified Translator EN/GE, Gutensteinstraße 12, D-61250 Usingen
Sprecher: Jörg Pasquay, Milchberg 7, 86150 Augsburg www.wortmuehle.de und Susanne Pasquay („Noch ein Gedanke meiner Frau“)

Die Bibeltexte (Lesungen) sind der Übersetzung „Hoffnung für alle®“ entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis, Basel.“

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